Der Main ist voll - so zumindest das Bild, wenn man derzeit an einem Sommertag auf den Fluss blickt. Da Schwimmbäder nur unter Auflagen geöffnet sind und einige Unterfranken ihren Urlaub zuhause verbringen, teilen sich zahlreiche Schwimmer, Boote und Stand-Up-Paddler (SUP) den Main mit große Fracht- und Kreuzfahrtschiffen.
"An heißen Tagen ist natürlich generell Hochkonjunktur", sagt Daniel Ostertag von der Kreiswasserwacht Würzburg. In diesem Jahr habe er aber das Gefühl, dass noch mehr Betrieb sei – trotz teils durchwachsener Temperaturen. Bereits zu Beginn der Badesaison, als Freibäder und die Badeseen noch geschlossen waren, seien die Wiesen am Main voll gewesen.
Immer mehr Stand-Up-Paddler unterwegs
Diesen Eindruck kann auch Sven Zimmermann, der Leiter der Wasserschutzpolizeigruppe Würzburg, bestätigen. Das Team der Wasserschutzpolizei ist von der Schleuse Gerlachshausen (Lkr. Kitzingen) bis Faulbach (Lkr. Miltenberg) für den Main zuständig. Dazu kommt noch der Altmain.
Mit SUP sei eine neue Sportart hinzugekommen, die immer mehr Leute anspreche , erklärt Zimmermann. Und auch immer mehr Deutsche aus umliegenden Bundesländern hätten den Main als Urlaubsziel entdeckt. Der Betrieb habe am gesamten Fluss zugenommen, aber "im Bereich Würzburg merkt man's dann richtig", sagt er.
Mehr Einsätze auf dem Main
Auch die Zahl an Einsätzen sei "höher als in normalen Zeiten", informiert Ostertag. Sechsmal seien die mobilen Schnelleinsatzgruppen der Wasserwacht in den letzten vier Wochen alarmiert worden, heißt es in einer Mitteilung des BRK-Kreisverbands Würzburg. Allerdings sei nicht bei jedem der Einsätze ein Menschenleben in Gefahr gewesen.
"Unfälle gibt es immer wieder", sagt Zimmermann von der Wasserschutzpolizei. In dieser Saison sei bisher aber nichts Gravierendes passiert. Aktuell seien auch noch weniger Kreuzfahrtschiffe unterwegs: "Die fahren nicht in dem Maß wie früher."
"Je mehr los ist, desto mehr Rücksicht muss genommen werden", betont Daniel Ostertag von der Kreiswasserwacht Würzburg. Der Main sei nicht besonders breit: Treffen zwei große Schiffe, ein Grillboot und Stand-Up-Paddler aufeinander, könne es eng werden, gibt er ein Beispiel.
Bremsweg und toten Winkel der Schiffe nicht unterschätzen
Johannes Lohnstein, stellvertretender Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts (WSA) Schweinfurt, erklärt, dass die private Nutzung des Mains über die vergangenen Jahre stetig zugenommen hat. Der Main-Abschnitt von Viereth (Lkr. Bamberg) bis Rothenfels (Lkr. Main-Spessart) fällt in den Zuständigkeitsbereich des WSA.
Wer auf dem Main unterwegs ist, sollte wissen, dass Schiffe keine Bremse haben. Sie können nur Gas wegnehmen und mit der Schraube arbeiten, um langsamer zu werden. Der Bremsweg sei dementsprechend lang. Das sei ganz anders als das Bremsen eines Autos auf der Straße, so Lohnstein.
Main ist Bundeswasserstraße
Daniel Ostertag weist auf den großen toten Winkel der Schiffe hin, in dem die Fahrer Freizeitsportler gar nicht sehen können. Den großen Schiffen müsse man ausweichen, sagt er. Sie können schlechter Rücksicht nehmen. Der Main sei außerdem eine Bundeswasserstraße und primär für den Güter- und Personenverkehr gedacht. Natürlich könne man ihn in der Freizeit nutzen, aber "Freizeitinteressen sind da erstmal unterzuordnen", erklärt er.
Eine weitere Gefahr: Gerade die größeren Schiffe haben eine "unglaubliche Sogwirkung", sagt Ostertag. Der Sog könne einen an die Bordwand ziehen, von dort komme man nicht mehr weg. Wichtig sei es auch, zu wissen, dass es keine durchgehende Wasseraufsicht auf dem Main gibt.
Nicht nur zu den Schiffen müsse Abstand gehalten werden, sondern auch zu Schleußen, Wehren und Kraftwerken, erklärt Johannes Lohnstein. Solche Bereiche seien mit einem rot-weiß-roten Sperrzeichen gekennzeichnet.
Den Main nicht durchqueren
Die Strömung des Mains darf ebenfalls nicht unterschätzt werden. In der Flussmitte sei sie stärker als am Ufer, sagt Ostertag. Badende sollen sich am Rand aufhalten und nicht durch den Fluss schwimmen, erklärt Zimmermann. "Mit der Großschifffahrt besteht teilweise Lebensgefahr: Wenn drei oder vier Stunden kein Schiff kommt, denken die Leute, es ist ein Badegewässer". Er mahnt zu gegenseitiger Rücksichtsnahme: "Dann funktioniert es auch und dann funktioniert es auch unfallfrei."