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Würzburg
Gefährdeter Brose-Standort Würzburg: Manager Mutz antwortet auf offenen Brief und räumt Fehler im Management ein
Kürzlich hatte sich der Brose-Betriebsrat wegen der drohenden Standort-Schließung an Manager Raymund Mutz gewandt. In seiner Antwort nennt Mutz Gründe für die Situation.
Knapp 2000 Menschen demonstrierten am 15. Februar in Würzburg gegen den geplanten Stellenabbau beim Autozulieferer Brose und gegen eine Werksschließung.
Foto: Patty Varasano | Knapp 2000 Menschen demonstrierten am 15. Februar in Würzburg gegen den geplanten Stellenabbau beim Autozulieferer Brose und gegen eine Werksschließung.
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 04.03.2025 02:40 Uhr

Mit einem offenen Brief hatte am 21. Februar der Betriebsrat des Automobilzulieferers Brose den geschäftsführenden Direktor Raymund Mutz aufgefordert, sich zum Standort Würzburg zu bekennen und diesen auszubauen, anstatt ihn aufzugeben. Denn das Aus für Brose in Würzburg steht im Raum: Mitte Februar war bekannt geworden, dass 1400 Beschäftigte in Würzburg ihren Arbeitsplatz verlieren könnten und dass der Standort spätestens 2027 geschlossen werden könnte. 

In einer jetzt verbreiteten Antwort auf den offenen Brief zeichnet Mutz, der den Bereich Antriebe verantwortet, ein kritisches Bild vom Standort Würzburg: "Die Zahlen zeigen, dass die Produktion in Würzburg derzeit nur ein sehr geringes Ergebnis erzielt. Aufgrund der rückläufigen Auftragslage wird sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter verschlechtern."

Als ein vom Kapitalmarkt unabhängiges Familienunternehmen müsse Brose sich aus eigener Kraft finanzieren. Dazu sei ein Betriebsergebnis von "mindestens acht Prozent" nötig, was wiederum Werksergebnisse "zwischen 23 und 25 Prozent" erfordere. "Die aktuellen Zahlen und die Prognosen verdeutlichen jedoch, dass der Standort Würzburg unter den gegebenen Umständen nicht wirtschaftlich tragfähig ist", so Mutz. 

Mutz räumt Fehler im Brose-Management ein

Als Gründe führt der Geschäftsführer unter anderem Managementfehler an. Mehr als zehn Jahre lang habe es "unrealistisch hohe Umsatz- und Personalplanungen, falsche Produktentscheidungen und unnötig hohe Investitionen" gegeben. Dazu kämen im internationalen Vergleich "nicht mehr wettbewerbsfähige Personalkosten" in Deutschland sowie "aktuell massive Einbrüche der bereits reduzierten Abrufzahlen durch unsere Kunden". 

Er wisse, dass die Mitarbeitenden in Würzburg in den vergangenen Jahren bereits Zugeständnisse gemacht hätten. Allerdings hätten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen "seither drastisch verschlechtert", daher müssten die "notwendigen strukturellen Anpassungen" vorgenommen werden.  "Die Entscheidung über die Zukunft des Standorts Würzburg ist noch nicht getroffen, aber eine Schließung muss in Betracht gezogen werden", so Mutz.

Er wolle die geplanten Untersuchungen zur möglichen Konzentration der fränkischen Standorte vorantreiben – "inklusive einer Übernahme von Mitarbeitenden, unter anderem aus der Entwicklung". Ziel sei es, "schnellstmöglich Klarheit für den Standort und die Belegschaft zu schaffen".

 
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  • Ralf Eberhardt
    Bei Brose hat das Management versagt, sprich Fehler gemacht. Ansonsten sind die Aussagen des Managements gelogen.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Mit Blick auf die Firmengeschichte der Brosewerke wundert es mich, daß man nicht auf die Idee kommt, Sachen zu produzieren, die im Moment tatsächlich angesagt sind.
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  • Peter Koch
    Brose hat es mit E-Bike Motoren Made in Berlin tatsächlich versucht, leider zu spät. Den Reibach hat Bosch mit seinem Werk in Ungarn gemacht und jetzt ist dieser Markt gesättigt.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Mein Blick ging weiter zurück in die Zeit von Max Brose.
    Granaten und anderes Rüstungsgedöns gehen immer , wenn der Aufrüstungswahnsinn erstmal losgetreten ist.

    Das wird schon mit einer Södermerzregierung.

    Nur mit den Tariflöhnen muß man noch einen Deal machen, man will doch sicherlich nicht nur Fremdarbeiter beschäftigen.
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  • Erich Spiegel
    Eine (einigermaßen) ehrliche und schonungslose Beschreibung der Situation. Der Hinweis, dass Brose für den Standort Würzburg keine Besserung in den nächsten Jahren erwartet, sollte bei der Gewerkschaft zu einem Umdenken führen. Lohnforderungen von 8% sind weltfremd. Leider ist der Groschen noch nicht gefallen. Vermutlich wird der Stellen Abbau Scheibchen weise weitergehen bis in den nächsten 5 bis 10 Jahren nichts mehr da ist.
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  • Peter Koch
    Müsste man nicht die unfähigen Manager feuern? Der Herr Mutz hat sich nicht über unverschämte Forderungen der Arbeitnehmer beklagt. Wann fällt bei Ihnen der Groschen?
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  • Peter Koch
    Wenn ein durchschnittliches Brose Werk 24% Rendite bringen muss, damit am Ende 8% Rendite für die gesamte Firma rausspringen, dann verschwinden doch 2/3 der von den Werken erwirtschafteten Rendite.
    Wo gehen die hin? Das soll mir der Herr Mutz mal erklären.
    Und wenn mehr als 10 Jahre lang Missmanagement betrieben wurde, dann könnten doch die Aktionäre mal gut 10 Jahre lang Verzicht üben. Reich genug sollten sie sein um das zu überleben, diese Missmanager.
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