
Am 29. Februar darf Harald Stollhofen aus Rieden erst zum 16. Mal seinen "echten" Geburtstag feiern, obwohl er dann schon 64 Jahre alt wird. Er gehört zu den nur rund 55.000 Deutschen, die an einem 29. Februar geboren sind. Zu beneiden ist diese Besonderheit nicht. Nur alle vier Jahre ist völlig klar, wann genau der Geburtstag ist.
"Ich feiere ihn inzwischen immer an zwei Tagen, nämlich am 28. Februar und am 1. März", schmunzelt Harald Stollhofen. Das liege daran, dass er an beiden Tagen gratuliert wird. Und zwar verhältnismäßig oft, weil sich jeder seinen Geburtstag merken kann. Sogar alte Schulkameraden von früher würden sich regelmäßig melden.
60. Geburtstag fiel mitten in die Corona-Zeit
Offiziell erreichen Menschen in Deutschland ihr nächstes Lebensjahr mit Vollendung des Tages davor. Das bedeutet, dass Schaltjahrkinder in gewöhnlichen Jahren erst am 1. März ihr neues Lebensjahr beginnen. Andererseits hat ein Schaltjahrkind "im Februar" Geburtstag und eben nicht im März.
In diesem Jahr ist es jedenfalls egal. Endlich wieder und auch deshalb, weil im Schaltjahr 2020 die Corona-Auflagen begannen. Ausgerechnet dann, als Harald Stollhofen 60 Jahre alt wurde. Seine geplante große Feier musste der gebürtige Rheingauer absagen. Vor vier Jahren sei er "gerade nochmal mit der Familie zum Essen gegangen". Mehr war zu Zeiten der Corona-Pandemie nicht drin.
"Ich nehme den Geburtstag am 29. Februar schon als besonderen Tag wahr", sagt Harald Stollhofen. Als er ein Kind war, sei ihm das noch wichtiger gewesen als heute. Er erinnert sich auch daran, dass er "mit acht oder zwölf Jahren" schon einmal ein Interview geführt hat. Damals noch in Rüdesheim am Rhein. Da war er als Schaltjahrkind "etwas Exotisches".
Kein Witz: Harald Stollhofen wurde nicht nur an einem Schalttag geboren, sondern auch an einem Rosenmontag in Rüdesheim. Zwar nicht in Mainz, wie es in dem berühmten Lied von Margit Sponheimer heißt, aber dennoch in einer Karnevalshochburg am Rhein. Ein Fasenachter ist Stollhofen dennoch nicht. Obwohl er auch an einem 11.11. seine Doktorprüfung abgelegt hat.
Statt Bäcker wurde er Geologe
In der Nähe von Rüdesheim hatten die Eltern eine alteingesessene Bäckerei und Konditorei. Seine zwei Brüder wurden Bäcker- und Konditormeister. Hätte der 64-Jährige nicht eine Mehlallergie, wäre wohl auch er in die Fußstapfen seiner Eltern getreten. Stattdessen wurde der Rheingauer ein Naturwissenschaftler. Er hat eine Professur an der Universität in Erlangen und beschäftigt sich als Geologe mit Sedimentgesteinen.
"Es ist sehr spannend, die Lebens- und Umweltbedingungen unserer frühen Vorfahren zu erforschen", sagt er. Deshalb fährt er regelmäßig zu Ausgrabungen nach Tansania oder Kenia. Oder er fliegt in die USA. Dort gebe es riesige Labore, die Bohrkerne aus bis zu 650 Metern Tiefe untersuchen. Die Erkenntnisse der Umweltbedingungen von früher würden dazu beitragen, welche Lösungen es heute aufgrund der Klimaveränderung geben könnte.
Feier im Familienkreis
Nach Rieden ist Familie Stollhofen vor 37 Jahren gekommen. Das kleine Dorf auf dem Land hat den Rheingauern und ihren Kindern so gut gefallen, dass sie es auch dann als Familienwohnsitz behielten, als Harald Stollhofen berufsbedingt nach Aachen, Heidelberg und schließlich Erlangen pendelte. Die drei Söhne sind mittlerweile aus dem Haus. Zwei von ihnen haben geheiratet und eigene Familien gegründet. Vier Enkelkinder wurden geboren.
Schon lange hätten seine drei Jungs darüber gescherzt, dass sie älter als ihr Vater sind. Seine Frau Marlis sagt auf derartige Anspielungen, "dass ich halt einen richtig jungen Mann habe". Seinen 16. echten Geburtstag will Harald Stollhofen vor allem in der Familie feiern. Er freut sich, dass seine Mutter einst das Angebot der Hebamme nicht angenommen hat, sein Geburtsdatum auf den 1. März einzutragen. So wie sie sei er immer stolz auf diese Besonderheit gewesen.
Herrn Stollhofen wünsche ich einen schönen Geburtstag und weiterhin viel Gesundheit!