„Dann kann ich vielleicht schon manche Sachen über den Papa bestimmen. Vielleicht, wann er sich die Zähne zu putzen hat.“ Wer sagt das mit einem breiten Grinsen im Gesicht? Etwa Tristan aus Eltmann? Der Gymnasiast, der in Haßfurt die 5. Klasse besucht, wird am 19. Mai doch erst elf Jahre alt. Aber – und das kommt vermutlich nicht oft vor – dann ist er genauso alt wie Papa Hagen Derra. Das gibt es nicht? Doch, wenn der Vater an einem 29. Februar Geburtstag hat.
Der leidenschaftliche „Clubfan“, dessen Lieblingsverein ihm aufgrund des Derbysieges am Freitagabend gegen Fürth bereits ein tolles Geschenk bereitete, feiert am heutigen Montag tatsächlich erst zum 11. Mal richtig Geburtstag. Ausgerechnet im Schaltjahr 1972 erblickte er am 29. Februar in Bamberg das Licht der Welt. Das war für Hagen Derra aber nur in den ersten Jahren „ein kleines Problem“. Etwa als er im Kindergarten als vierjähriger Knirps seinen ersten oder in der Grundschule als achtjähriger Lausbub erst seinen zweiten echten Geburtstag feiern konnte. „Das ist mir schon seltsam vorgekommen“, räumt er ein, dass er es manchmal nicht richtig verstand. „Da war ich in meiner Klasse schon so etwas wie ein Exote“, erinnert er sich zurück. Mutter Irma und Vater Otto haben es ihm aber öfters erklärt, so dass „ich es irgendwann mal verstanden“ habe.
Mittlerweile hat der gebürtige Neubrunner, der für seinen Stammverein FC immer noch in der 2. Mannschaft seine langjährige Erfahrung als Defensivspieler einbringt, längst Spaß an der Situation. „Ich kann mich schließlich als Erwachsener benehmen wie ein Kind“, schmunzelt Hagen Derra. „Das ist dann meine Entschuldigung, wenn ich einmal verrückte Sachen anstelle.“ Und trotz allem: Geburtstag feiert er jedes Jahr. Meist dann am 1. März. „Das hat eigentlich keinen besonderen Grund. Ich wollte einfach nicht vorausfeiern, sondern lieber danach“, ist der 28. Februar demnach eigentlich kein Thema.
Und was sagt Lebensgefährtin Carmen Muse dazu? „Das ist schon irgendwie witzig“, lacht die Mama von Tristan und dessen jüngerem Bruder Carl. Die gebürtige Amerikanerin amüsiert sich in erster Linie über Tristan und dessen Scherze über seinen Papa. „Nächstes Jahr werde bin ich dann schon Zwölf und du nicht“, macht sich Tristan manchmal lustig. Ein eindeutiges Urteil hat er sich auch schon gebildet: „Das ist doch cool.“ Dafür gibt es Zustimmung von Hagen Derra. Nur bei einer Behauptung gebe es noch Differenzen. „Tristan behauptet, er wäre schon reifer als ich“, grinst der Papa. Ob diese Sticheleien keine Konsequenzen nach sich ziehen? Immerhin ist das Geburtstagskind nicht nur der Vater, sondern gleichzeitig auch sein Trainer, denn der Zehnjährige spielt in der U 11 II der SG Eltmann.
Seinen elften, also eigentlich 44. Geburtstag, feiert Hagen Derra mit seiner Familie und einigen Verwandten sowie Freunden gemütlich in einem Lokal bei einer deftigen Brotzeit. Zwar ist Montag nicht gerade der ideale „Feiertag“. Doch nachdem der 29. Februar in der Regel nur alle vier Jahre kommt, ist dieser Tag – egal ob Montag, Donnerstag oder Samstag – für Hagen Derra immer etwas ganz Besonderes. Es ist außerdem nicht selbstverständlich, dass der Bassist einer Rockband an seinem „Ehrentag“ zu Hause ist. An seinem neunten Geburtstag war er zusammen mit seiner Familie bei einem „Civil War Reenactment mit 2ndCavalry“ in den USA. „Das ist Hobby und Leidenschaft von uns allen.“ Seinen „Siebten“ feierte er sogar in Australien. „Alles zufällig“, wie er jedoch versicherte. Mit einer Flucht vor zu vielen Gratulanten habe das Ganze nichts zu tun.
Ach ja, eine Frage ist noch nicht beantwortet: Welcher Geburtstag ist es den nun? Der elfte oder der 44.? „Ich würde mal sagen, sowohl als auch“, sagt der gelernte Drucker und fügt hinzu: „Wenn ich schon nur alle vier Jahre habe, dann kann ich zumindest doppelt feiern.“ Eine doppelte „Schnapszahl“ können die beiden unterdessen erst wieder im Jahr 2060 feiern. Dann wird Hagen Derra stolze 22, also 88, und Tristan 55.