Manche Tage sind unvergesslich. Damit auch das Datum gut im Gedächtnis bleibt, helfen Verlobte gerne mal nach und legen ihre Hochzeit auf einen einprägsamen Tag im Kalender. Besonders gefragt sind Tage mit Schnapszahlen - wie der 22.02.2022. Doch nicht nur in Standesämtern, auch in Kreißsälen war in der Vergangenheit an solchen Tagen überdurchschnittlich viel los. Kamen da tatsächlich mehr Kinder zur Welt? Eine Spurensuche und ein Blick in die Statistik.
Zahl der Neugeborenen: Was die Geburtenstatistik sagt
In der Geburtenstatistik stechen besondere Tage heraus: So kamen zum Beispiel am 11.11.2011 in Bayern 385 Kinder zur Welt. Bemerkenswert viele: Durchschnittlich waren es im damaligen November dem Bayerischen Landesamt für Statistik zufolge 272 pro Tag. Allerdings gab es 2011 insgesamt 18 Tage, an denen im Freistaat noch mehr Kinder zu Welt kamen als am Fastnachtsauftakt.
Der geburtenstärkste Tag des Jahres 2012 im Freistaat wiederum fiel auf ein besonderes Datum: 12.12.2012. Ebenfalls überdurchschnittlich hoch war die Zahl der Geburten am 20.02.2020: Da kamen 399 Kinder zur Welt, 60 mehr als im sonst üblichen Tagesschnitt. Nur Zufall oder der Wunsch mancher werdender Mütter?
Terminwünsche bei werdenden Müttern sind selten
"Ein Wunschtermin ist am ehesten bei geplanten Kaiserschnittgeburten möglich", sagt Dr. Wolfgang Menger, Ärztlicher Direktor am Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt. Die Entbindungstermine würden sich aber eigentlich aus dem natürlichen Geburtsvorgang oder aus medizinischen Gründen ergeben. Ein Kaiserschnitt können zum Beispiel notwendig werden, wenn das Kind zu groß für den Geburtskanal ist oder mit dem Becken nach unten liegt, sagt Menger.
Die leitende Hebamme des St. Josef-Krankenhauses, Simone Rehm, schätzt, dass auf ihrer Geburtsstation vielleicht einmal in zwei Jahren eine Frau zu einem ausdrücklich gewünschten Termin entbindet. Rehm hält es nicht für gute Geburtshilfe, wenn mit Blick in den Kalender in den natürlichen Ablauf eingegriffen wird: "Wir machen sowas nur, wenn sowieso ein Kaiserschnitt ansteht."
So handhabt es auch das Universitätsklinikum in Würzburg: "Anfragen für eine Kaiserschnittentbindung zu bestimmten Wunschterminen wie die genannten 'Schnapszahlen' gibt es am Uniklinikum ganz selten", sagt Pressesprecherin Susanne Just. Kaiserschnitte würden vor allem aus medizinischen Gründen durchgeführt. "Wenn ein solcher Kaiserschnitt innerhalb eines gewissen Zeitfensters geplant ist, wird versucht, die Wünsche der Eltern soweit möglich zu berücksichtigen", so Just.
Anfragen von Schwangeren mit Terminwunsch für die kommenden Schnapszahlen-Tage im Februar – 2.2.22 und 22.2.22 – liegen an der Würzburger Uniklinik jedenfalls bislang nicht vor. In Osnabrück beispielsweise sieht das anders aus: Dort erkundigten sich laut "Neue Osnabrücker Zeitung" mehrere Frauen bereits Mitte Januar telefonisch nach einem Termin für einen Kaiserschnitt am 22. Februar. Alle planbaren Termine für Kaiserschnitte am 2. Februar waren da dem Bericht zufolge schon ausgebucht.
Natürliche Mittel können Wehen anregen
Die Zahl der Kaiserschnitte an den Schnapszahlen-Tagen der vergangenen Jahren liegen dem Bayerischen Landesamt für Statistik nicht vor. Es müssen auch nicht alles Kaiserschnitte gewesen sein: Vorstellbar sei, sagt die Schweinfurter Hebamme Simone Rehm, dass manche werdende Mutter, die um ein schönes Datum herum ihren errechneten Geburtstermin hat, mit natürlichen Mitteln nachhilft - und die Wehen durch Kräuter, Gewürze oder verdauungsfördernden Lebensmitteln anregt. "Wenn der Körper bereit ist", sagt Rehm, "dann stößt dies eine Geburt an."