
Nach zwei Jahren Stillstand könnte bald neues Leben in das Restaurant "Weiße Mühle" in Estenfeld einkehren: Am Dienstag, 13. April, präsentiert Wolfgang Roth (Betreiber des Gut Wöllried bei Rottendorf und Fraktionschef der CSU im Würzburger Stadtrat) im Gemeinderat ein Konzept für die Wiedereröffnung der traditionsreichen Gaststätte und hofft, den Zuschlag als Pächter zu bekommen. Jedoch könnte die Angelegenheit knifflig werden: Roth ist der Bruder von Estenfelds Bürgermeisterin Rosi Schraud (CSU), zudem müssten zunächst bauliche Herausforderungen geklärt werden.
"Ich kenne die 'Weiße Mühle' seit Langem", sagt Wolfgang Roth im Gespräch mit der Redaktion. Nun wolle er den brachliegenden Betrieb mit "gutbürgerlicher, regionaler fränkischer Küche" neu beleben. Dabei wolle er "Synergieeffekte" mit seinem bestehenden Betrieb in der Lengfelder "Erks Stube" erzeugen: "Wir haben viel gutes Personal für zu wenige Räume." Denkbar sei eine Betriebseröffnung im Frühjahr 2022. "Ich bin optimistisch, dass wir die Pandemie bis dahin im Griff haben."
Wolfgang Roth ist Bruder von Estenfelds Bürgermeisterin Schraud
Laut Estenfelds Bürgermeisterin Rosi Schraud blickt die Gemeinde "ergebnisoffen" auf die Vorstellung im Gemeinderat am Dienstag. Bei dem Angebot von Wolfgang Roth handele es sich um eine "Initiativbewerbung", die Pacht sei im Vorfeld nicht öffentlich ausgeschrieben worden. "Wir werden morgen keine Entscheidung fällen", so Schraud. "Möglicherweise schreiben wir die Pacht im Nachgang noch öffentlich aus."
Grund für die bislang nicht erfolgte Ausschreibung seien technische und bauliche Herausforderungen. So sei die angrenzende Mehrzweckhalle, die etwa für Turnveranstaltungen genutzt wird, eng mit dem Gasthof verbunden. "Uns ist allen klar, dass das für einen Gastwirt nicht einfach ist."
Knifflig ist die Angelegenheit auch, weil Roth der Bruder von Bürgermeisterin Schraud ist. Weil also ein Interessenskonflikt bestehe, habe sie die Sitzungsleitung am Dienstag dem zweiten Bürgermeister Tobias Grimm (SPD) übertragen. Dieser habe auch die Leitung sämtlicher im Vorfeld geführter Gespräche innegehabt. "Mir war wichtig, das sauber zu trennen", so Schraud.
Ärger mit dem ehemaligen Pächter der "Weißen Mühle" in Estenfeld
Der Gemeinde Estenfeld dürfte das Angebot für eine erneute Bewirtschaftung der "Weißen Mühle" entgegen kommen. Bis vor zwei Jahren war das idyllisch gelegene Restaurant mit seiner malerischen Architektur ein beliebtes Ausflugsziel in der Region. Nachdem sich nach einem Pächterwechsel jedoch schlechte Rückmeldungen der Gäste gehäuft hatten, hatte die Gemeinde im Mai 2019 vorzeitig den Pachtvertrag gekündigt.

Bürgermeisterin Schraud hatte damals in einer Sitzung des Gemeinderats ihr Bedauern ausgedrückt, die Kündigung jedoch als notwendig beschrieben: "Es häuften sich die Beschwerden, und unserer Ansicht nach waren auch die Öffnungszeiten nicht in Ordnung." Angeblich sollen Gäste, die abends um halb acht etwas zu essen bestellen wollten, eine Abfuhr bekommen haben. "Für ein Restaurant in Ortsrandlage ist es einfach ein Unding, dass Gäste und gerade Estenfelder, die unter der Woche am frühen Abend noch etwas essen wollen, nichts mehr bestellen können", so Schraud damals weiter.
Geht es nach Wolfang Roth, sollen sein bisheriger Küchenchef und Geschäftsführer Markus Christ sowie dessen Frau Lisa Christ, bisher Service-Chefin, die direkte Verantwortung im Lokal übernehmen. Beide seien kompetente Gastronomie-Experten und hätten in der Region jahrelange Erfahrung in namenhaften Einrichtungen gesammelt.