Fabian Hüppe von der Bundespolizei in Würzburg hat schon einige große Einsätze miterlebt. Er war bei der Sicherung von Castor-Transporten dabei und auch 2015 beim G7-Gipfel im oberbayerischen Elmau, aber diese Zusammenkunft der mächtigsten Politiker der Welt mitten in Hamburg ist dann nochmal eine andere Herausforderung.
Hüppe arbeitet in der Schaltzentrale der Polizeiführung in der City Nord, am Freitagabend begann seine Schicht um 19.30 Uhr. Zwölf Stunden später zieht er vor der Rückkehr ins Quartier eine Bilanz: „Es war eine intensive Nacht“, sagt er. „Das Ausmaß an Gewaltbereitschaft auf Seiten der radikalen Linken ist erschreckend und bereitet mir für die kommenden zwei Tage und Nächte Sorgen.“ Viele seiner Kollegen seien in der Nacht durch Angriffe verletzt worden, „darunter mehrere so schwer, dass sie in Kliniken eingeliefert wurden“, sagt der Würzburger.
Insgesamt sind zwölf Beamte der Würzburger Bundespolizei in Hamburg im Einsatz, zehn von ihnen sind dem Bundeskriminalamt unterstellt und zum Schutz der türkischen Delegation abgestellt. Sie bewachen unter anderem den Hotelflur, in dem das Zimmer des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan liegt. Mit in den Schlaf nach seiner Schicht nahm Fabian Hüppe die Hoffnung, „dass sich die friedliche Mehrheit der Demonstranten deutlich von der gewaltbereiten Minderheit in ihren Reihen distanzieren wird“.
Autos werden angezündet, Bahngleise besetzt
Doch schon am Freitagmorgen geht die Gewalt weiter: Autos werden angezündet. Bahngleise besetzt. Eine Polizeiwache im Stadtteil Altona ist Ziel eines Brandanschlags. Die dunklen Rauchwolken sind weithin zu sehen. Es herrscht in der Stadt zum Beginn des Gipfels eine Mischung aus gespenstischer Stille und nervöser Spannung. Die Polizei ist omnipräsent. Ständig heulen Sirenen. Hubschrauber kreisen dicht über den Dächern: Die Besetzte und Hansestadt Hamburg.
Friedlich bleibt der Protest indes im Miniatur-Wunderland, der weltgrößten Modelleisenbahn – nur einen Steinwurf entfernt von der Elbphilharmonie und somit für wenige Tage im Zentrum der Macht. Wunderland-Gründer Frederik Braun, dessen Tante in Würzburg lebte, wandelte den Hamburg-Abschnitt seiner Mini-Welt „zur Demonstrations-Gebotszone um“.
Friedliche Botschaften im Miniatur-Wunderland
Im Internet rief er dazu auf, Botschaften zu schicken. Nun halten seine kleinen Hamburger 5000 Plakate in die Höhe mit Parolen wie „Frieden“, „Faire Einkommen“ oder „Grundrechte für alle“. Braun ist einer jener Hamburger, die von den Straßensperren und anderen Unannehmlichkeiten nicht genervt sind: „Wir nehmen das gerne in Kauf“, sagt er. „Die auf dem Gipfel miteinander sprechenden Menschen sind unsere Volksvertreter. Somit befürworte ich sogar, dass sie es mitten in unserer Stadt tun und nicht irgendwo im Nirgendwo. Der G20-Gipfel ist die Zusammenkunft von tausenden Experten und Entscheidern. Wir sollten demonstrieren, uns einbringen, Austausch fördern und der Welt zeigen, dass Demokratie und Freiheit kein Auslaufmodell ist“, so Braun.
Demonstrieren für Demokratie, das ist es auch, was der aus Würzburg stammende Regisseur Christian Zübert („Lammbock“, „Dreiviertelmond“) in Hamburg getan hat. Er war Teil der „1000 Gestalten“, einer Kunstaktion: 1000 mit grauer Heilerde beschmierte Menschen waren in drei Gruppen wie in Zeitlupe durch die Hamburger Innenstadt gelaufen, gekrochen, gekrabbelt.
Zübert will zum Nachdenken und Innehalten bewegen
„Diese von Kapitalismus und Geld beherrschte Welt legt eine große Last auf die Menschen, die dabei vergessen zu leben“, sagt Zübert, „dieses Bild der Aktion fand ich sehr passend“. Es sei auch die bessere Art, um Menschen zu nachdenken und innehalten zu bewegen als gewalttätige Aktionen beispielsweise des Schwarzen Blocks, so der Filmregisseur und Drehbuchautor. „1000 Gestalten hat ein starkes Bild transportiert, und das ist viel besser als Polizeiautos anzuzünden.“ Gewalt, so Zübert, würde verhindern, dass sich die Menschen wirklich mit Themen beschäftigen. Am Ende der Aktion streiften die Gestalten ihre grauen Panzer ab. So wie Hamburg am Sonntag, wenn der Gipfel vorbei sein wird.
Hahaha, da können wir lange drauf warten.
Die Polizei braucht beides nicht!!
Es graut einem nicht nur vor den Chaoten und Randalieren, sondern mindestens so sehr vor dem fehlenden Respekt vor unserem Rechtsstaat und seinen Grundsätzen.
Dabei gerät das eigentliche Unrecht, das die G20 Volksvertreter repräsentieren auf dem sündhaft teuren Gipfel, die Gewalt gegen die ausgebeuteten Länder für die die reichen Nationen stehen, völlig in den Hintergrund. Mission erfüllt. 😰
Vorab: ich bin gegen einen Polizeistaat. Aber: hier haben die gewalttätigen Chaoten nur einen Beweggrund: Gewalt. Wie in einem alljährlichen Volksfest mit Freibrief auf Zerstörung. Brennende Autos und geplünderte Geschäfte. Das hat mit Demonstrationsfreiheit nichts mehr zu tun und erfüllt mich mit Wut. Wo sind wir denn bitte? Es ist bitter, wenn hier die (auch bayerische) Polizei nur untätig herumstehen muß, weil es die Einsatzleitung befiehlt. Hier gehört ohne wenn und aber draufgehaut! Und wenn sich die friedlichen Demonstranten nicht eindeutig (und räumlich) von den Chaoten abgrenzen, haben Sie selber Schuld!