
Pünktlich um neun Uhr steht am Samstag alles bereit: Fünf große grüne Wannen mit Welsen, Stören und Hechten stellen die Fischer vor den zwei großen Pavillons am Vierröhrenbrunnen auf. Im Hintergrund brutzeln in der Fritteuse schon selbst gefangene Meefischli.

Seit zwei Stunden treffen die 17 ehrenamtlichen Mitglieder der Würzburger Fischerzunft die letzten Vorbereitungen für den traditionellen Würzburger Fischmarkt. Andreas Gugel, Obermeiseter der Zunft, steht im blauen Fischerhemd hinter den Wannen und berät die erste Kundin. "Haben wir noch einen kleineren Fisch? Die Dame möchte auch gerne noch Beilagen essen!"
Würzburger Fischerzunft ist über 1000 Jahre alt
Die über 1000 Jahre alte Zunft veranstaltet wie jedes Jahr ihren Fischmarkt. Dabei können sich Kunden und Kundinnen auch lebende Fische aus den Wannen aussuchen und diese werden dann vor Ort betäubt, getötet und ausgenommen. "Es ist wichtig, dass die Menschen sehen, dass das Töten auch zum Essen von Fleisch und Fisch dazugehört", erklärt Gugel.
Im hinteren Teil des Pavillons steht ein Tisch mit Sichtschutz. Dort werden die Fische ausgenommen und anschließend von Mitgliedern der Zunft abgeholt und im vorderen Teil verkauft. "Die Fischarten kann man meistens nicht im Supermarkt kaufen", erklärt Zunftmitglied Benedikt Riepel "Für viele ist das ein Highlight."

Im Pavillon nebenan werden die Meefischli und Knusperkarpfen frittiert. Stefan Wagner nimmt eine Handvoll Fische und würzt sie kräftig mit seiner Spezialmischung. Neben ihm hat sich eine lange Schlange gebildet. "Wo bekommt man die denn heute noch? Letzte Woche beim Fischmarkt in Randersacker waren alle Meefischli schon weg, deswegen sind wir heute schon extra früh gekommen", sagt Marleen Dörfner. Zufrieden sieht Wagner die lange Schlange. Er hat alle Meefischli selbst gefangen, ausgenommen und entschuppt.
Beim Fischmarkt in Würzburg wurden alle Meefischli verkauft
Im vergangenem Jahr hat die Zunft beim Fischmarkt 170 Kilogramm Fisch verkauft. Viele Familien mit Kindern bleiben bei den Wannen stehen und bestaunen die verschiedenen Fische. Gugel hebt immer wieder einen Fisch aus dem Bottich und zeigt sie den Schaulustigen am Vierröhrenbrunnen.
Am Ende ist er zufrieden: "Bei strahlendem Sonnenschein lief alles einwandfrei", sagt er nach dem Fischmarkt. Alle Meefischli und Kunsperfische seien verkauft und die übrigen lebenden Fische werden zurück in die Zucht gebracht. Auch im nächsten Jahr soll der Markt wieder stattfinden. "Denn das ist Tradition", sagt der Obermeister der Fischerzunft.