Seitdem die Bürgerinitiative „Rettet das Moz“ die Schule 2015 vor dem Abriss bewahrt hat, ist es immer stiller um das Denkmal geworden. Vor einem Jahr ist das Central-Kino ausgezogen und seitdem bröckelt die Schule hinter dem Faulhaber-Platz leise vor sich hin und spielt auf der politischen Bühne kaum noch eine Rolle. In den Haushaltsberatungen wird das einst heißeste Eisen der Stadt wieder einmal auf den Tisch kommen.
Nutzungsvorschläge wie Mittelschulzentrum (SPD), Flüchtlingsunterkunft (FWG und CSU) oder Sozialrathaus (Verwaltung) sind in den vergangenen zweieinhalb Jahre aus den Reihen der Politik oder der Verwaltung genannt worden, weiterentwickelt wurde davon allerdings keiner.
Zuletzt hat sich die Verwaltung mit einem Vorschlag von Oberbürgermeister Christian Schuchardt, dem „Mozarteum“, beschäftigt: Eine Nutzung des vorderen Gebäudeteils zur Hofstraße durch die Sing- und Musikschule sowie der Hochschule für Musik.
Anfang des Jahres wurde dem Stadtrat dazu eine Masterplanung vorgestellt. Nachdem die Stadträte zustimmten, sollten weitere Gespräche mit den potenziellen Mietern geführt werden. Wie weit ist das Rathaus damit?
Stadt bietet Mozartschule der Hochschule für Musik an
Laut Pressestelle hat die Verwaltung sich inzwischen mit Räumlichkeiten der Mozartschule in der Ausschreibung um die Erweiterung der Hochschule für Musik beworben. „Das Angebot an die 'Immobilien Freistaat Bayern' könnte eine signifikante Refinanzierung der Investitionen bedeuten“, heißt es aus dem Rathaus. Sprich, die Miete des Freistaats soll der Stadt helfen, die auf zuletzt sieben Millionen Euro geschätzte Sanierung des Hufeisens mit Aula und Turnhalle zu finanzieren.
Diese sieben Millionen Euro langen laut Pressestelle aber nicht mehr. Denn in der „Grobstudie“ vom Januar 2017 seien weder Baunebenkosten, Ausstattung oder Erschließungskosten berücksichtigt worden. Eine verlässliche Kostenschätzung gebe es noch nicht.
Kein Geld für Sanierung im Haushalt
Im Haushalt 2018 sind keine Mittel für eine Sanierung der Schule vorgesehen, Gelder für weitere Planung gibt es dagegen noch. Die Mehrheit des Stadtrats sieht auch keinen Bedarf dafür, im nächsten Jahr Geld für die Mozartschule bereit zu stellen.
Es gibt „weder einen konkreten Sanierungsbeschluss“ noch sei die „tatsächliche Nutzung abschließend geklärt“, sagt zum Beispiel die CSU-Fraktion. Zuerst sollten Verwaltung und Stadtrat im nächsten Jahr beschließen, wie die Schule künftig genutzt wird. Auch die FWG sieht eine „konkrete zukünftige Nutzung noch nicht im Ansatz geklärt“, geht allerdings von der „einen oder anderen Klarstellung“ im nächsten Jahr aus.
Würzburger Liste will den Abriss
Das ist relativ optimistisch gedacht. Denn momentan gibt es im Stadtrat viele unterschiedliche Vorstellungen, wie es mit der Mozartschule weiter gehen könnte.
Die Grünen schlagen für 2018 eine weitere Bürgerwerkstatt vor; die SPD hält nach wie vor das Mittelschulzentrum für die beste Nutzungsidee; FDP-Bürgerforum glaubt an das „Mozarteum“; die ÖDP meint eine Bürgerstiftung, sei aufgrund der teuren Renovierung und der vielen anderen städtischen Projekten die realistischste Lösung.
Die Stadträte von Linke und ZfW würden dagegen bereits 2018 100 000 beziehungsweise 250 000 Euro für die weitere Planung bereit stellen. Sebastian Roth (Linke) begründet seinen Wunsch damit, dass die Verwaltung das Thema bislang nicht vorantreiben würde und damit den Bürgerwillen missachte. Bei der Suche nach einer Nutzung würde getrödelt werden, „bis der Abriss unvermeidbar ist.“
Offen für diese Lösung spricht sich bislang nur die Würzburger Liste aus. „Die letzten 2,5 Jahre sind eine viel zu lange Zeit, in der bisher nur festgestellt wurde, dass es keine vertretbare wirtschaftliche Lösung für eine Nachnutzung gibt, welcher Art auch immer“, erklärt die WL-Fraktion. Sie schlägt vor, die Schule abzureißen und dort zum Beispiel ein neues Sozial- und Kulturrathaus zu bauen. Genutzt wird das Gebäude weiterhin von verschiedenen Vereinen, privaten Nutzern und von Schulen.
Chronik
Die Mozartschule hat die Stadt 1955 nach einem Entwurf des damaligen Baudirektors des städtischen Hochbauamtes Rudolf Schlick gebaut. 1995 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt, fast zeitgleich begannen die Verhandlungen der Stadt mit Investoren, um das Areal von Schule und angrenzenden Kardinal-Faulhaber-Platz zu bebauen wollen. Bis 2001 war hier das Mozart-Gymnasium untergebracht. 2007 beschließt der Stadtrat, die ehemalige Schule abreißen zu lassen, um ein Einkaufszentrum zu bauen. Mehrere Anläufe dazu scheitern.
2011 bewirbt sich die Stadt mit dem Gelände erfolglos als Standort für ein Landesmuseum. 2012 startet die Stadt einen erneuten Investorenwettbewerb für ein Einkaufszentrum plus Büros, Wohnungen und einer Tiefgarage mit 900 Stellplätzen. Im Sommer 2015 stimmt die Mehrheit der Bürger (Wahlbeteiligung 20 Prozent) für die Bürgerinitiative „Rettet das Moz“ und gegen die städtischen Pläne, die Schule abzureißen und das städtische Grundstück von Moz und Faulhaber-Platz zu verkaufen und zu bebauen.