Mit Jahresbeginn hat der Kardiologe Prof. Georg Ertl (65) das Amt als Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Würzburg übernommen und damit die Nachfolge von Prof. Christoph Reiners angetreten. Wir sprachen mit dem Herzspezialisten über aktuelle und kommende Herausforderungen und Entwicklungen am Universitätsklinikum.
Prof. Georg Ertl: Es ist bisher ja vieles gut gelaufen. So hoffe ich zunächst, dass sich durch den Chefwechsel nichts zum Negativen wandelt. Mit der Zeit wird sich natürlich einiges verändern – weil sich die Bedingungen für Uniklinika generell entscheidend ändern werden. Da muss sich auch ein ärztlicher Direktor darauf einstellen und entsprechende Strategien weiterentwickeln.
Ertl: Das neue Krankenhausstrukturgesetz schnallt den Gürtel enger, um die Kosten im Gesundheitssystem im Griff zu behalten. Wir werden die Zahl der Fälle nicht beliebig steigern können.
Ertl: Dem Universitätsklinikum Würzburg geht es wirtschaftlich gut im Vergleich zu anderen Unikliniken. Wir machen keine großen Gewinne – aber das ist auch nicht der Auftrag eines Universitätsklinikums. Alle unsere Einnahmen können wir wieder in Patientenversorgung, Forschung und Lehre investieren.
Ertl: Das glaube ich nicht. Wir können uns verbessern, indem wir Abläufe optimieren. Besondere innovative Leistungen werden durch das neue Strukturgesetz belohnt.
Ertl: Ich glaube, Personal können wir schlicht nicht sparen – sonst geht?s nicht mehr.
Ertl: Das Campus-Konzept wurde noch vor den Plänen für das Zentrum für Operative Medizin entwickelt. Deshalb haben wir auch den Zuschlag für das ZOM bekommen. Das geht in die 90er Jahre zurück. Es ist ein bauliches Konzept, das über Jahrzehnte und auch nach ZIM und ZOM weiterverfolgt wird: Wir haben einen wunderbaren Campus, das alte Luitpold-Krankenhaus, eingeweiht 1922. Das war damals ein fantastisches Klinikum, man hatte für die Zeit exzellente Möglichkeiten. Interessanterweise wird das fast 100 Jahre alte Luitpold-Krankenhaus in Teilen noch heute genutzt, während das Kopf-Klinikum nach gut 40 Jahren kaputt ist.
Ertl: Wir sind ins ZIM eingezogen und haben gemerkt, dass die Flächen nicht ausreichen. Das heißt, wir haben inzwischen eine sehr starke Verdichtung im Universitätsklinikum. Das schafft kurze Wege und hat Vorteile. Aber ich glaube schon, dass wir hinter dem neuen Parkhaus weiter wachsen werden.
Ertl: Es fing an mit ZOM und ZIM. Dann kam als Seiteneinsteiger das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz, das Ende des Jahres bezogen wird. Dort finden Forschung und Patientenversorgung statt. Das nächste große Thema ist die Kopfklinik, die baulich nicht zu sanieren ist – deshalb ein Neubau an gleicher Stelle. Das stellt uns und die Anlieger vor große Herausforderungen. Wir wollen auf die Grombühler größtmögliche Rücksicht nehmen. Anlieger werden nicht nur informiert, sondern einbezogen – in enger Abstimmung mit der Stadt. Die nach oben verlängerte Straßenbahn ist ebenfalls Teil des Campus-Konzepts und wird ein Gewinn für Grombühl sein.
Ertl: Natürlich ist es ein Riesenaufwand für einen Kilometer neue Trasse. Aber dies schafft die Möglichkeit, aufs Auto zu verzichten. Der Verkehr ist eine große Belastung für Mitarbeiter, Patienten, Anwohner. Sie finden oft keinen Parkplatz. Deshalb haben wir das Parkhaus gebaut, was erhebliche Erleichterung gebracht hat. Und die Straßenbahn fährt dann direkt vor die Tür – deutlich besser als ein zehnminütiger Fußweg für Patienten oder Mitarbeiter von der bisherigen Haltestelle aus.
Ertl: Sie müssen sich das als gewaltigen begehbaren Kanal vorstellen, durch den alle Leitungen führen. Und der muss komplett erneuert werden, die Leitungen stammen zum Teil noch von 1922. Im Moment planen wir wieder einen zentralen Kanal, in dem alles gut zugänglich ist – auch für Reparaturen oder für neue Leitungen.
Ertl: Das Campus-Konzept befindet sich in enger Abstimmung mit der Universität. Das Virchow-Zentrum und das Zentrum für Infektionsbiologie sind ja in die alte Chirurgie gezogen. Und in die alte Innere Medizin werden die Anatomie und die Physiologie einziehen. Hierfür gibt es konkrete Planungen.
Ertl: Ja. Für die Studenten ist es ein großer Fortschritt, wenn wir nicht mehr drei, sondern nur noch zwei Standorte haben…
Ertl: Unser Leitmotiv lautet „Innovation und Qualität durch Kooperation“. Ein großer Vorteil unserer Klinik ist, dass wir alle Fächer vorhalten. Wenn wir intern gut kooperieren, ist das ein riesiger Qualitätsvorteil. Dafür auch die baulichen Voraussetzungen zu schaffen – das ist Teil dieses Campus-Konzepts. Im Bereich „Mutter und Kind“ gibt es engste Verbindungen. Nehmen Sie die Geburt: Das Kind kommt zur Welt und es gibt vielleicht ein Problem bei der Mutter, oder schon während der Schwangerschaft. Ziel ist, Frauen- und Kinderklinik auch baulich zusammenzuführen in ein Frauen-Mutter-Kind-Zentrum. Die Strahlentherapie wiederum ist in Anwendungen und Möglichkeiten derart gewachsen, dass sie eine eigene Baulichkeit bekommt.
Ertl: So ist es. Wobei das Frauen-Mutter-Kind-Zentrum in die bestehende Frauenklinik integriert wird. Es ist ein Neubautrakt an der Frauenklinik geplant.
Ertl: Da gibt es viele Pläne – sie sind aber noch nicht spruchreif.
Ertl: Nein, im Moment ist sie ja noch in der Kopfklinik untergebracht. Dort wird der Raum im Zuge des Neubaus benötigt. Die Klinik für Strahlentherapie wird etwa zeitgleich neu errichtet im Bereich hinter Frauen-Mutter-Kind-Zentrum.
Ertl: Es gibt auch ältere, nicht mehr genutzte Gebäude, die man abreißen kann.
Ertl: Wenn man alles zusammenrechnet, kommt man wohl nochmal auf dieselbe Summe. Aber es sind bauliche Investitionen, die auch der Region zu Gute kommen, den Firmen, den Beschäftigten.
Ertl: Mir geht es sehr gut, es macht große Freude. Das Klinikum läuft gut, der Vorstand ist sehr kooperativ, wir haben eine schlagkräftige, gut organisierte Verwaltung, motivierte Mitarbeiter. Die Leute identifizieren sich sehr stark mit dem Klinikum. Das ist ein großer Wert. Persönlich sind mir Kooperation und Vernetzung in der Gesundheitsversorgung sehr wichtig. Beispiel Herzschwäche: Wir haben erforscht, dass Patienten eine um 30 Prozent höhere Lebenserwartung haben, wenn sie in einem Verbund aus Hausärzten, Kardiologen und Klinik betreut werden. Ihre Lebensqualität erhöht sich und sie müssen weniger stationär ins Krankenhaus.
Ertl: Nein. Das Universitätsklinikagesetz fordert von uns Patientenversorgung im Dienste von Forschung und Lehre. Das bedeutet aber nicht, dass wir sie auf dem Buckel der Patienten machen. Im Gegenteil. Ein Patient ist in der klinischen Studie besser aufgehoben als in der normalen Patientenversorgung, weil er viel engmaschiger begleitet wird. Damit kommt Forschung direkt dem Patienten zugute.
Zur Person
Prof. Dr. Georg Ertl (65) stammt aus dem pfälzischen Neuburg/Rhein und besuchte in Karlsruhe das Gymnasium. Nach Studium in Mainz und Graz approbierte und promovierte er an der Universitätsklinik Mainz. Nach Stationen u.a. in Düsseldorf und in den USA kam er 1981 an die Würzburger Uniklinik, wo er 1986 an der Medizinischen Fakultät im Fach Innere Medizin habilitierte, er wurde Oberarzt und Leiter der Intensivstation. Seit 1991 Universitätsprofessor und leitender Oberarzt, hatte er von 1995 bis 1998 den Lehrstuhl für Kardiologie an der Uniklinik Mannheim inne und war dort Klinikdirektor. 1999 übernahm er den Lehrstuhl für Innere Medizin der Uni Würzburg und wurde hier Direktor der Medizinischen Klinik I.
Ertl ist Mitglied in zahlreichen medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaften und Gremien und hat sich vor allem durch Studien zur Herzinsuffizienz einen Namen gemacht. Von 2011 bis 2013 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie-Herzkreislaufforschung, er holte das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz nach Würzburg – ein großer Erfolg für den Medizin- und Wissenschaftsstandort. Ertl ist Mitglied in der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Text: aj
Ich hätte mir lieber eine Branche aussuchen sollen, wo das Geld mit vollen Händen *ausgegeben* werden kann. Wie z.B. hier -- um die kaputten Ruderer aus der Produktion wieder zusammenzuflicken.