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Ochsenfurt
Fred Zeller geht in den Ruhestand: "Ein Grandseigneur der Zuckerwirtschaft"
Der Geschäftsführer von VSZ und SZVG zählte zu den einflussreichsten Akteuren der deutschen Zuckerrübenbranche. Sein Nachfolger ist Paul-Martin Pfeuffer aus Schernau.
Fred Zeller (Mitte) nimmt Abschied vom Verband Süddeutscher Zuckerrübenanbauer. Im Bild (von links) sein Nachfolger Paul-Martin Pfeuffer, VSZ-Vorsitzender Stefan Streng, SZVG-Vorsitzender Helmut Friedl und der Präsident des Deutschen Bauernverband, Joachim Rukwied.
Foto: Gerhard Meißner | Fred Zeller (Mitte) nimmt Abschied vom Verband Süddeutscher Zuckerrübenanbauer. Im Bild (von links) sein Nachfolger Paul-Martin Pfeuffer, VSZ-Vorsitzender Stefan Streng, SZVG-Vorsitzender Helmut Friedl und der ...
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 11.07.2024 02:41 Uhr

"Harter Verhandler", "perfekter Netzwerker" oder "Grandseigneur der europäischen Anbauverbände" - nur einige der vielen Attribute, die Fred Zeller zugeschrieben werden. 32 Jahre lang führte der promovierte Agrarwissenschaftler und Nebenerwerbslandwirt aus Auernhofen die Geschäfte der Süddeutschen Zuckerrüben-Verwertungs-Genossenschaft SZVG mit Sitz in Ochsenfurt. In den vergangenen 14 Jahren gepaart mit der Geschäftsführung des Verbands Süddeutscher Zuckerrübenanbauer VSZ, einem der wirkmächtigsten Agrarverbände des Landes. Mit einem Empfang im Rottendorfer Gut Wöllried verabschiedete sich der 64-Jährige nun in den Ruhestand.

Die Gästeliste liest sich dabei wie ein Who-Is-Who der deutschen und europäischen Zuckerwirtschaft. Der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, der Präsident der Vereinigung Europäischer Rübenanbauer Cibe, Franck Sander, der geschäftsführende Direktor der International Sugar Organization ISO, José Orive, und die gesamte Vorstands- und Aufsichtsratsriege der Südzucker AG, Europas größtem Zuckerkonzern, waren gekommen, darüber hinaus ehemalige Südzucker-Vorstände, sowie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die SZVG verwaltet Südzucker-Aktien im Wert von 1,8 Milliarden Euro

Um die Bedeutung der SZVG zu skizzieren, reichen nackte Zahlen. Die Genossenschaft hält 62 Prozent der Anteile an der Südzucker AG. Damit verwaltete Fred Zeller ein Kapital von knapp 1,7 Milliarden Euro, mit dem die rund 12.000 süddeutschen Zuckerrübenanbauer indirekt an dem Konzern beteiligt sind. Gleichzeitig sind die Rübenlieferrechte der Landwirte an diese Beteiligung geknüpft, ein System gegenseitiger Abhängigkeit, das einerseits den Absatz der Bauern, andererseits die Rohstoffversorgung von Südzucker sichert. 

Strategisches Denken und das Streben nach Konsens haben Fred Zeller ausgezeichnet,  sagt SZVG-Vorsitzender Helmut Friedl. Der VSZ-Vorsitzende und Aufsichtsratschef bei Südzucker, Stefan Streng, betonte Zellers Rolle bei den zeitweise sehr schwierigen Verhandlungen mit dem Südzucker-Konzern. Im vergangenen Jahrzehnt waren diese vor allem von der Neuordnung des europäischen Zuckermarktes durch das Ende der EU-Zuckermarktordnung im Jahr 2017 geprägt, und durch in die nachfolgende mehrjährige Preiskrise.

Hart aber fair in den Preisverhandlungen mit Südzucker

Sein reicher Erfahrungsschatz habe Zeller zum "Grandseigneur der deutschen Zuckerwirtschaft" werden lassen, meinte Strengs Vorgänger Hansjörg Gebhardt. Als "harten, aber fairen Verhandlungsführer" habe er Fred Zeller kennengelernt, sagte Niels Pörksen, seit 2020 Vorstandsvorsitzender von Südzucker. Gleichzeitig habe der Konzern von Zellers weltweitem Netzwerk profitiert.

Seine internationale Erfahrung hat auch der Präsident des europäischen Anbauerverbands Franck Sander schätzen gelernt. Der Elsässer, zugleich Vizepräsident der französischen Bauern, rief dazu auf, die Zusammenarbeit zwischen den beiden größten Erzeugerländern in der EU, Deutschland und Frankreich, weiter zu vertiefen - sei es im Verhältnis zur Politik oder in der Forschung. "Alleine geht es zwar schneller, aber gemeinsam kommt man weiter", so Sander. 

Bauernpräsident Rukwied: Zeller ist auch international geschätzt

Dass sich Fred Zeller dabei als "perfekter Netzwerker" erwiesen hat, dessen strategisches Denken auch international geschätzt wird, betonte der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied. Als Chefredakteur und Autor der "Deutschen Zuckerrüben-Zeitung" habe Zeller zudem Maßstäbe in der landwirtschaftlichen Fachpresse gesetzt.

In einem sehr persönlichen Schlusswort bedankte sich Fred Zeller für die vielen Lobesworte, die ihm zuvor zuteil wurden. "Ihr habt wahnsinnig übertrieben, aber ich hab's brutal gerne gehört", so Zeller. Rückblickend erinnerte er unter anderem an die "sieben mageren Jahre", die die Zuckerwirtschaft bis zum Jahr 2023 durchleben musste, und dankte vor allem für das Vertrauen, das ihm in dieser Zeit entgegengebracht wurde.

Oberstes Ziel bleibt die Aktienmehrheit bei Südzucker

Der Generationswechsel in der Verbandsarbeit war von langer Hand vorbereitet. Die Nachfolge von Fred Zeller tritt Paul-Martin Pfeuffer an. Acht Jahre lang war der 43-jährige promovierte Agrarökonom aus Schernau bei Dettelbach bereits als zweiter Mann neben Zeller tätig. Ein Strategiewechsel ist durch den Personalwechsel nicht zu erwarten, wie Pfeuffer im Gespräch mit der Redaktion betonte. "Unsere Grundidee ist genau das Gegenteil, unser Modell ist auf Kontinuität und Langfristigkeit angelegt", sagte er. Einer der Grundpfeiler dieser Idee ist die Aktienmehrheit an der Südzucker AG in bäuerlicher Hand. "Kurssprünge an der Börse beeindrucken uns deshalb weniger", so Pfeuffer weiter. "Wir sind keine Kapitalanleger, sondern haben ein strategisches Interesse."

 
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