Franz Jung, der neue Würzburger Bischof, gilt als entscheidungsstarker Macher, Gestalter, Organisator, aber auch als spiritueller Mensch. Einen Namen wohl auch über das Bistum hinaus machte er sich mit der Art und Weise, wie er federführend im Speyerer Bistum den Reform- und Fusionsprozess „Gemeindepastoral 2015“ umsetzte.
Jung gilt als ein Teamarbeiter
Wie in allen deutschen Diözesen so war auch im Bistum Speyer mit seinen etwa 537 000 Katholiken Veränderung notwendig – zu wenig Priester, immer weniger Gläubige und absehbar auch weniger Geld. Franz Jung beschäftigten diese Fragen schon als Leiter der Abteilung „Gemeindeseelsorge“ im Bischöflichen Ordinariat. In dieser Zeit zeigte sich, dass es Jung wichtig ist, im Team zu arbeiten. Mit eine Voraussetzung, dass die Großereignisse im Bistum wie beispielsweise die Seligsprechung des Priesters und Ordensgründers Paul Josef Nardini (1821 bis 1862), der ökumenische Kirchentag an Pfingsten 2015 oder die Beerdigung von Altkanzler Helmut Kohl in Speyer im vergangenen Jahr reibungslos über die Bühne gingen.
Als Generalvikar – neun Jahre war er persönlicher Stellvertreter des Speyerer Bischofs Karl-Heinz Wiesemann – stieß er die Dialog-Foren an, mit denen das neue Seelsorgekonzept auf den Weg gebracht werden sollte. Denn von Anfang an stand für den promovierten Theologen fest, dass eine Reform nicht von oben her verordnet werden kann, sondern die Gremien, Verbände, die Seelsorger und Ehrenamtlichen eingebunden werden müssen. Dies war ein Lernprozess für alle – für die Kirchenleitung, die Priester und Laientheologen, die Vertreter von Gremien und Verbänden. Denn mit demokratischen Verfahren hat die katholische Kirche nicht allzu viel Erfahrung.
Reformprozess in Speyer maßgeblich gesteuert
Den Plan von einer „inhaltlichen Erneuerung“ hatte Jung vorgelegt, den roten Faden behielt er während des ganzes Prozesses in der Hand. Das Papier wurden in den Foren Punkt für Punkt debattiert und „abgearbeitet“. Daneben reisten Bischof Karl-Heinz Wiesemann, Generalvikar Jung und weitere Mitarbeiter in die Pfarreien des Bistums, um für das Konzept zu werben. Sie mussten sich dabei auch manche Kritik anhören.
Im Laufe des Prozesses wurde an der ein oder anderen Stelle das Seelsorge- und Strukturkonzept noch verändert. Statt der vorgesehenen 60 Pfarreien wurden schließlich 70 Großpfarreien gebildet. Dabei orientierte man sich an der Anzahl der Priester, mit der in Zukunft als Gemeindeleiter zu rechnen ist. Eine weitere Veränderung, die von den Gemeinden vehement gefordert wurde: Entgegen dem ursprünglichen Plan kann im Bistum bei Wortgottesfeiern (Feiern ohne Priester) die Kommunion ausgeteilt werden. Nach sechs Jahren und mit 150 Seiten trat das Konzept „Gemeindepastoral 2015“ schließlich am ersten Advent 2015 in Kraft.
Noch läuft nicht alles rund
Mit den Auswirkungen tun sich viele Pfarreien noch recht schwer, und in den neuen Regionalverwaltungen, mit denen die leitenden Pfarrer entlastet werden sollen, läuft vieles nicht rund. Doch, so Jung, die Schwierigkeiten seien erkannt. Sein Nachfolger muss nachjustieren, das heißt auch, mehr Personal einstellen.
Franz Jung, in Mannheim geboren, weist eine typisch katholische „Biografie“ auf: In einem religiösen Elternhaus in Ludwigshafen aufgewachsen, war er Messdiener und in der Jugendarbeit aktiv. Das und die Gespräche mit seinem damaligen Heimatpfarrer hätten ihn zum Priesterberuf gebracht, sagt Jung. Es folgten Studienjahre in München und an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Der bibelbegeisterte Priester, der im Fach „Neues Testament“ promovierte, wirkte als Kaplan in Pirmasens im Westen des Bistums und in der Speyerer Dompfarrei. 2001 berief ihn der inzwischen emeritierte Bischof Anton Schlembach zu seinem persönlichen Referenten.
Würzburgs neuer Bischof besitzt einen guten Humor
Und hier kann man eine erste Verbindung in das Bistum Würzburg ziehen: Der gebürtige Münnerstädter Schlembach war vor seiner Bischofsernennung Generalvikar in Würzburg, und er hat Franz Jungs Potenzial erkannt: ein Mann mit schneller Auffassungsaufgabe und sehr intellektuell. „Bischof Schlembach hat mich gefördert, zum Studium nach Rom geschickt, mir die Promotion ermöglicht und mich als Leiter des Seelsorgeamtes ins Ordinariat geholt“, zeigt sich Jung dankbar für das ihm „geschenkte Vertrauen“. Ob der heute 86-jährige Schlembach irgendwie die Hände im Spiel hatte bei der Bischofsernennung Jungs?
Nach seiner Ernennung zum Bischof sprach Jung in einem Interview davon, sich verheiratete Priester vorstellen zu können. Das lässt aufhorchen. Der 51-jährige ist ein treuer Mann seiner Kirche, will sich aber nicht in eine Schublade konservativ oder liberal stecken lassen. Der kommende Würzburger Oberhirte, dem seine Mitarbeiter einen „guten Humor“ bescheinigen, ist sehr belesen und überrascht Gesprächspartner mit seinem Zitaten-Schatz. Jung, der bescheiden ist, sucht in der Stille die Kraft für seinen Dienst. In seinem spirituellen Leben fühlt er sich mit den monastischen Gemeinschaften von Jerusalem verbunden.
Die Autorin ist Mitglied der Zentralredaktion der „Rheinpfalz“ in Ludwigshafen und hat Franz Jung und sein Wirken die vergangenen neun Jahre journalistisch begleitet.
Mittagsgebet mit Franz Jung am Freitag
Der ernannte Bischof von Würzburg, Dr. Franz Jung, kommt am Freitag, 9. März, nach Würzburg. Um 12 Uhr wird er gemeinsam mit Diözesanadministrator Weihbischof Ulrich Boom und den Mitgliedern des Würzburger Domkapitels das Angelus-Gebet im Kiliansdom beten. Im Anschluss an das Angelus-Gebet wird Dr. Jung ein Wort an die Gläubigen richten, die zum Mittagsgebet herzlich eingeladen sind. Im Rahmen des Besuchs besichtigt der ernannte Bischof unter anderem auch das Bischofshaus und besucht seine Vorgänger im Amt, die emeritierten Bischöfe Dr. Friedhelm Hofmann und Dr. Paul-Werner Scheele. Papst Franziskus hatte den Speyrer Generalvikar Dr. Franz Jung am 16. Februar 2018 zum Bischof von Würzburg ernannt. Die Bischofsweihe mit Amtseinführung findet am Sonntag, 10. Juni, um 14 Uhr im Würzburger Kiliansdom statt. (POW)