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Leinach
Frankenlied-Rap: "Putzfraa" Ines Procter verdrischt die Altneihauser
In einer Rap-Version des Frankenlieds lässt Kabarettistin Ines Procter Franken und Oberpfälzer wegen kulinarischer Differenzen aufeinander losgehen. Was hinter dem Projekt steckt.
Wer hat das beste Gesöff? Franken und Oberpfälzer haben da unterschiedliche Ansichten. Im Bild 'Putzfraa' Ines Procter bei einem Videodreh für ihre Rap-Version des Frankenlieds.
Foto: Silvia Gralla | Wer hat das beste Gesöff? Franken und Oberpfälzer haben da unterschiedliche Ansichten. Im Bild "Putzfraa" Ines Procter bei einem Videodreh für ihre Rap-Version des Frankenlieds.
Julian Bandorf       -  Julian Bandorf wuchs im Landkreis Schweinfurt auf und absolvierte zunächst eine Berufsausbildung als Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung. Danach machte er Abitur am Schweinfurter Bayernkolleg und studierte Germanistik und Political and Social Studies an der Uni Würzburg. 2021 begann er seine freie Mitarbeit bei der Main-Post, seit April 2024 ist er Redaktionsvolontär.
Julian Bandorf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:00 Uhr

Fährt man auf den bewaldeten Hügel nordöstlich von Leinach, kommt man auf eine schmale Betonstraße, die sich entlang der Obststräucher steil ansteigend den Weinberg entlangschlängelt. Oben angekommen, führt ein geschotterter Waldweg zu einer Turmruine auf einer tennisplatzgroßen Waldlichtung mit einigen abgenutzten Holztischen. Normalerweise passiert an diesem beschaulichen Ort nicht viel. Völlig anders ist es jedoch an diesem sommerlichen Samstag im Juni.

Bereits aus großer Entfernung ist die vertraute Melodie des Frankenlieds, der inoffiziellen Hymne der Franken, hörbar. Bei Paukenschlägen und fröhlichem "Fallari, Fallara" marschiert die in Faschingskreisen wohlbekannte Altneihauser Feierwehrkapell'n in voller Montur über die sonst so ruhige Lichtung. Dutzende Besucherinnen und Besucher feiern an den Picknicktischen – und mittendrin sitzt lauthals streitend Ines Procter, die als "Putzfraa" bekannte Kabarettistin.

Frankenlied soll durch modernen Rap neu interpretiert werden 

"Eigentlich wollten wir einen Biergarten anmieten", sagt Procter, die sich mit ihren Unterstützerinnen und Unterstützern zu einem wahrlich ungewöhnlichen Projekt auf der Waldlichtung versammelt hat. Sie hat eine Rap-Version des Frankenlieds gedichtet und dreht nun an der Turmruine über ihrem Wohnort das Musikvideo dazu. Ein Biergarten wäre dafür freilich ebenfalls eine gute Kulisse gewesen. "Aber die haben lang genug geschlossen gehabt und da wollen wir jetzt nicht auch noch den Betrieb aufhalten."

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Für ihr Projekt hat sich die Kabarettistin, ausnahmsweise mal im Dirndl statt in Putzfraa-Montur, namhafte Gäste aus der Szene eingeladen. Die Altneihauser Feierwehrkapell'n aus der Oberpfalz begleitet mit Pauke und Trompeten den Frankenrap und schindet mit ihrer kultigen Kluft mächtig Eindruck.

Schoppensänger und Feierwehrkapell'n gehen sich an die Gurgel

Doch auch die Erlabrunner Schoppensänger haben sich trotz schwülwarmer Temperaturen in ihre schmucken Westen mit passenden Klappzylindern geworfen und zeigen, was Franken zu bieten hat. Das ist auch notwendig, denn im Refrain wird über das beste Bier und den besten Schoppen gestritten – kein Wunder, dass sich die fränkischen Schoppensänger und die oberpfälzische Feierwehrkapell'n dabei im wahrsten Sinne des Wortes gegenseitig an die Gurgel gehen.

Trotz kulinarischer Differenzen ging es beim Videodreh insgesamt sehr friedlich zu. Mittig im Bild Ines Procter mal ohne Putzmontur.
Foto: Silvia Gralla | Trotz kulinarischer Differenzen ging es beim Videodreh insgesamt sehr friedlich zu. Mittig im Bild Ines Procter mal ohne Putzmontur.

"Es war mir wichtig, dass im Text auch die Rivalität zwischen der Oberpfalz und Franken eine Rolle spielt", sagt Ines Procter. "Dazu kommt noch, dass nach so langer Zeit, wo man nichts machen konnte, jetzt so ein schönes Gemeinschaftsprojekt ansteht", freut sie sich über die interkulturelle Zusammenarbeit, die abseits der Kamera freilich äußerst harmonisch abläuft.

Doch wie kam es eigentlich zu der ungewöhnlichen Idee? "Als Kabarettistin denkt man immer darüber nach, etwas Musik ins Bühnenprogramm einzubauen. Aber auf Mallorca-Schlager, wie ihn viele andere machen, hatte ich keine Lust. Dann lieber etwas Modernes", erklärt Procter.

Regisseur wünscht sich für Dreh "mehr Hass" unter den Beteiligten

Für die passende Atmosphäre der modernen Interpretation des Frankenlieds sorgt der eifrige Regisseur Jochen Kuhn, der die Darsteller gezielt in Szene setzt und die Stimmung mit markigen Sprüchen, wie "Mehr Hass, bitte!", angemessen aufheizt.

Fotoserie

Doch auch die rund 40 Statisten sorgen im Hintergrund für Stimmung und erheben – wie zu besten Vor-Corona-Zeiten – fröhlich die Gläser und Krüge zum Prost. Dass es mit der hasserfüllten Stimmung schlussendlich dann doch nicht wirklich klappen mag, stört keinen. Mit lustigen Sprüchen ziehen sich die Beteiligten auf, was zur allgemeinen Erheiterung beiträgt.

"Ich hoffe, dass wir mit dem Rap das Frankenlied jetzt etwas entstauben konnten. Es ist gut, dass wir Franken nochmal etwas Eigenes haben", zieht Franken-Rapperin Ines Procter am Ende ein rundum zufriedenes Fazit. "Und, ganz ehrlich, wir haben auch einfach das beste Bier und den besten Wein."

Das Video zum gerappten Frankenlied soll bald online unter ines-procter.de und auf YouTube verfügbar sein.

 
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