Im April vergangenen Jahres sollte die neue Kulturscheune in Höchberg eröffnet werden. Fast zur gleichen Zeit hatte sich Franciska Bouma als Kulturmanagerin selbstständig gemacht. Und dann kam Corona - und machte sowohl dem Höchberger Kulturleben als auch dem Start in die berufliche Laufbahn einen dicken Strich durch die Rechnung. Beides war vorerst auf Eis gelegt, doch nun kommt offenbar das zusammen, was zusammen gehört. Im Herbst beschloss der Höchberger Gemeinderat, dass die Kulturscheune einen eigenen Manager haben soll und Franciska Bouma bewarb sich - mit Erfolg. Seit 15. März dieses Jahres kann sie sich um "ihr Baby" kümmern, wie sie sagt.
Die 28-Jährige freut sich auf die Herausforderungen, die ihr die neue Aufgabe beschert. Und das sind nicht wenige, denn auch der Gemeinderat hat seine Vorstellungen, wie es mit der Kulturscheune vorangehen soll. Auf jeden Fall soll sie zur Marke Höchbergs werden und weit darüber hinaus in die Region strahlen. Hinzu kommen äußere Herausforderungen wie beispielsweise die beengte Parkplatzsituation sowie der Umstand, dass die Veranstaltungen um 22 Uhr wegen der angrenzenden Wohnbebauung beendet sein müssen.
Das schreckt die junge Frau aber nicht, vielmehr sieht sie den Planungen freudig entgegen und hat ein Konzept erstellt, das schließlich auch den Gemeinderat überzeugt hatte. Vier wesentliche Aspekte sollte sie dabei im Blick haben: 1. das Programm und welche Sparten man bedienen will, 2. welche Partner holt sie mit ins Boot, 3. wie kann man die Kulturscheune zur Marke machen und 4. das Jubiläum zu 1275 Jahre Höchberg.
"Ganz wichtig ist mir, alle Höchberger Bürgerinnen und Bürger einzubinden." Beim Programm soll jeder etwas für sich finden. Deshalb kann sie sich neben Theateraufführungen und Konzerten auch Improtheater, Kabarett und Poetry Slam vorstellen. Mit Zaubershows, Musikmärchen wie "Peter und der Wolf" oder interaktiven Vorstellungen möchte Bouma der jungen Generation Kultur nahebringen. "Schließlich ist es der Nachwuchs, der die Kulturscheune künftig mit Leben erfüllt."
Hingegen qualitativ hochwertige Kunstausstellungen sowie Schwarz-Weiß- oder Stummfilme mit musikalischer Untermalung stellt sie sich für das ältere Publikum vor. Die Kulturscheune verfüge zum Glück über eine moderne Ausstattung - neben versenkbarer Bühne auch über einen Beamer - so dass Filme aller Art gezeigt werden könnten. Einen Vergleich zum Programmkino wie im Würzburger Central zieht sie dabei bewusst nicht. "Es muss schon etwas anderes sein", sagt sie.
Ohnehin sieht sie das Oberzentrum Würzburg mit all seinen Kultureinrichtungen nicht als Konkurrenz, sondern vielmehr als Ergänzung. "Dies hier ist mit seinem Außenbereich eine ganz besondere Location, wie sie in Würzburg so nicht existiert. Das macht für mich den Reiz aus", sagt Bouma, die bereits vor ihrem Studium in Würzburg Erfahrungen bei einer Hamburger Konzertagentur gesammelt hatte.
Zur Zeit ist sie dabei, sich mit den örtlichen Vereinen wie beispielsweise dem AWO-Seniorentreff, dem Trachtenverein, den Musikfreunden und der Werbegemeinschaft zu vernetzen. "Ich bin für alle Ideen offen und nehme gerne Anregungen entgegen", meint die junge Frau mit niederländischen Wurzeln. Wesentliche Unterstützung erhofft sie sich auch von Reinhard Klinger, dem ehemaligen Leiter des Höchberger Kulturstübles, der sich "bestens in der Würzburger Szene auskennt", wie sie mittlerweile weiß.
Allerdings setzt sie nicht nur auf altbewährten Erfahrungsschatz, sondern auch auf moderne Plattformen wie "Kultursharing". Dort können sich Gleichgesinnte und Alleinstehende für eine Veranstaltung verabreden. Zudem möchte sie Höchberger Unternehmen als Sponsoren gewinnen, die im Gegenzug vergünstigte Eintrittskarten erhalten oder ihr Logo im Veranstaltungskalender platzieren können.
Apropos Logo: Mit dem der Kulturscheune habe die Gemeinde bereits einen Teil der Marke geschaffen, wie Bouma meint. Im Vordergrund stünde für sie aber das Motto "Alt trifft Neu", denn "schließlich ist die Scheune ein altes, aber jetzt modernisiertes Gemäuer, in dem sich Alt- und Neubürger, junge und alte Menschen - eben jeder willkommen fühlen soll." Es sei ihr wichtig, Synergien zwischen Bürgern und Vereinen zu schaffen sowie einen persönlichen Zugang zu allen zu finden. "Niemand soll eine Hemmschwelle habe, hierher zu kommen", wünscht sie sich.
Zukunftskiste mit Nachrichten für die Nachwelt
Das gilt auch für das Ortsjubiläum im Jahr 2023, wenn die Gemeinde ihr 1275-jähriges Bestehen feiert. "Ich stelle mir eine Festivalwoche vor, um das ganze Spektrum von kulturellen Angeboten aufzeigen zu können. Neben der Einbindung aller Höchberger sieht Franciska Bouma bekannte Persönlichkeiten auf der Bühne, Ausstellungen der Schulen und eine Zusammenarbeit mit den Partnerstädten, dem französischen Luz-Saint-Sauveur und dem italienischen Bastia Umbra. "Ein besonderer Clou könnte eine Zukunftskiste sein, die für 25 oder gar 100 Jahre begraben wird. Darin könnten alle für sie persönliche Erinnerungen oder ähnliches für die Nachwelt hinterlassen."
An Ideen scheint es der 28-Jährigen jedenfalls nicht zu mangeln. Wenn es nach ihr geht, findet in diesem Herbst jedenfalls die offizielle Eröffnung der Kulturscheune statt - "Zeit wird's".
Wer Fragen, Anregungen oder Ähnliches hat, kann sich jederzeit an Franciska Bouma unter E-Mail kultur@hoechberg.de wenden.