Dass Dieter Nuhr auch Kunst macht, wissen nur wenige. Die meisten kennen ihn als Kabarettisten. Dabei hat er, bevor er auf die Bühne kam, Bildende Kunst studiert, wollte Künstler werden. An der Kunstakademie nahm er an Theaterprojekten teil und blieb bei der Arbeit auf der Bühne. Nun hat er am vergangenen Samstag gemeinsam mit der Würzburger Galeristin Ilka Klose, deren Galerie in Heidingsfeld 30-jähriges Bestehen feiert, eine Ausstellung eröffnet.
"Bilder mache ich schon viel länger als Kabarett", sagt Dieter Nuhr, der mit seinen Bildern Fotografie und digitale Malerei kombiniert. "Ich würde nie sagen, ich bin Fotograf – ich mache Bilder."
Dieter Nuhr macht Kunst seit Pandemiebeginn
Diese Kunstform praktiziert Dieter Nuhr nach eigenen Angaben erst seit Beginn der Corona-Pandemie. Vorher sei er fünfmal im Jahr losgefahren in die unterschiedlichsten Ecken der Welt, um zu fotografieren. "Das hat mir gefehlt", sagt Nuhr. Gleichzeitig wurden seine Auftritte abgesagt, kulturelles Leben fand quasi nicht mehr statt.
"Da habe ich gedacht, du musst das auch als Chance sehen, weil es keinen Sinn hat zu warten, bis es vorbei ist." Daher begann er, sein Archivmaterial zu bearbeiten: Fotos, die er im ersten Urlaub ohne seine Eltern geschossen hatte sowie jüngere Fotos der letzten Jahre.
Bei seiner Form der Bildgestaltung legt er Fotomaterial auf eine digitale Pinselspitze und bearbeitet damit seine Fotos, sodass am Ende eine Mischform zwischen Malerei und Fotografie bleibt, die sich nicht mehr voneinander trennen lässt. Auf diese Weise entziehe er seinen Bildern das Dokumentarische. "Mein Ziel war es nicht, Malerei nachzuahmen, sondern die digitalen Besonderheiten zu nutzen, etwas zu machen, was analog nicht möglich ist", sagt Nuhr.
Stephan Kaluza, der sich ein Atelier mit Dieter Nuhr teilt, ist als zweiter Künstler an der Ausstellung in Würzburg beteiligt. Er fehlte bei deren Eröffnung jedoch krankheitsbedingt. Seine Serie trägt den Titel "Transit", was, wie Kabarettist Nuhr scherzt, alle seine Werke täten, seit er ihn kenne.
Auch Werke von Stephan Kaluza ausgestellt
Um zu verstehen, was damit gemeint sein könnte, muss man sich die Bilder, die das Meer zeigen, näher ansehen. Auf den ersten Blick wirken sie wie fotografiert, so realitätsnah sind sie gemalt. Sie wirken wie ein Schnappschuss aus dem Urlaub und dennoch transportieren sie für die Betrachtenden nicht das Gefühl, in einen entspannten Traumurlaub einzutauchen. Vielmehr fühlt man sich von ihrer Unmittelbarkeit fast bedroht. Das Meer wirkt nicht friedlich, die Welle, die in Richtung Strand rollt, scheint so nah und plastisch, dass sie droht, die Betrachtenden zu überschwemmen.
Hier läge – so Dieter Nuhr – auch der Kern für die Bezeichnung Transit. Die Bilder befänden sich im Übergang, es ginge in erster Linie nicht um das scheinbare Idyll, sondern darum, was mit ihnen assoziiert wird. Das wäre in seinen eigenen Bildern auch der Fall: "In den Bildern geht es um das Unsagbare, um Gefühle, Assoziationen."
Dabei sei das stehengebliebene Bild in Zeiten, in denen wir überflutet werden von Nachrichten, wie eine anarchische Aufforderung, stehen zu bleiben, innezuhalten. Die Zeit laufe unaufhaltsam weiter, sagt Nuhr, aber wir könnten versuchen, zu bewahren, was nicht einzufangen sei.
Die Bilder sind am Sonntag, den 27. März, von 11 bis 13 Uhr, am Samstag, 23. April, sowie am Samstag, 7. Mai, von 17 bis 18 Uhr in der Galerie Ilka Klose im Leitengraben 3 in Würzburg zu sehen.