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Würzburg
Fotograf von Plakatierer angegriffen: Skurriler Kleinkrieg um die besten Plakatflächen in Würzburg eskalierte
In Würzburg konkurrieren Kulturschaffende um die besten inoffiziellen und kostenlosen Plakatflächen. Nun ist ein lange schwelender Konflikt eskaliert.
Eine Auseinandersetzung rund um die besten Plakatflächen in Würzburg ist kürzlich eskaliert. Der Redaktion liegt ein Video des Vorfalls vor, aus dem dieser Screenshot entnommen ist.
Foto: Fabian Gebert | Eine Auseinandersetzung rund um die besten Plakatflächen in Würzburg ist kürzlich eskaliert. Der Redaktion liegt ein Video des Vorfalls vor, aus dem dieser Screenshot entnommen ist.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:30 Uhr

Wütender Blick, schnelle Schritte, dann ein Schwinger nach vorne. Die drohenden Worte, denen ein zornig in Richtung der Kamera erhobener Zeigefinger folgt, wollen so gar nicht passen zur bunten mit Tibet-Flaggen bestückten Erscheinung des Mannes, der gerade noch damit beschäftigt war, ein Plakat von einem Schaufenster in der Würzburger Kaiserstaße zu reißen.

Weiße Haare, bunte Kleidung, Lastenrad: So kennt man Plakatierer "Börni", der mit seinem Image als exzentrischer Lebenskünstler in Würzburg zum Stadtbild gehört. Zusammengestoßen ist er nun mit Fabian Gebert, freiberuflicher Fotograf für die Main-Post, der nebenbei Vorträge organisiert und dafür wie viele Kulturschaffende auf inoffiziellen Plakatflächen mit selbst aufgehängten Plakaten wirbt. Diese Plakate werden laut Gebert regelmäßig von Börni heruntergerissen. Als er ihn Mitte Februar dabei beobachtet und gefilmt habe, sei er angegriffen worden.

Würzburger Kulturdachverband will "Verdrängung" nicht länger akzeptieren

"Das Vorgehen von Börni schädigt die Veranstaltungsbranche und die Kulturvielfalt in der Stadt", sagt Gebert. Ihm gegenüber habe Börni ein alleiniges Anrecht auf die umstrittenen Plakatierflächen in Würzburg beansprucht. Wer dort plakatieren wolle, so Gebert, müsse ihn beauftragen. Die Redaktion hat Börni mit den Behauptungen konfrontiert, dieser wollte dazu jedoch keine Angaben machen.

Ralf Duggen, Sandy Rößer, Fabian Gebert und Joachim Schulz (von links) wehren sich gegen einen aus ihrer Sicht unfairen Verdrängungskampf um Plakatflächen in der Würzburger Innenstadt.
Foto: Aaron Niemeyer | Ralf Duggen, Sandy Rößer, Fabian Gebert und Joachim Schulz (von links) wehren sich gegen einen aus ihrer Sicht unfairen Verdrängungskampf um Plakatflächen in der Würzburger Innenstadt.

Mit seinen Vorwürfen ist Gebert nicht allein. Joachim Schulz, Betreiber der Posthalle, sowie Ralf Duggen und Sandy Rößer vom Dachverband freier Kulturträger berichten von ähnlichen Erfahrungen. "Beim Dachverband kennen wir die Problematik mit Börni. Bereits im Jahr 2016 hat sich gezeigt, dass viele unserer Mitglieder wegen dieser Verdrängung resigniert haben", sagt Sandy Rößer.

"Die Eskalation ist bedauerlich und absolut inakzeptabel", sagt auch Ralf Duggen, der in Würzburg kommerzielle Plakatflächen betreibt, sich aber in seiner Rolle als Dachverbands-Sprecher äußern will. "Wir haben wegen Börni irgendwann aufgegeben, in der Stadt zu plakatieren", sagt Posthallen-Betreiber Schulz. "Ich wünsche mir, dass die Stadt Würzburg beim geduldeten Plakatieren in der Würzburger Innenstadt für eine friedliche Koexistenz sorgt."

Wildplakatieren in Würzburg ist rechtlich genau genommen heikel

Diese Forderung ist heikel, denn genau genommen ist die nun für Konflikte sorgende Praxis des Plakatierens nicht immer legal. Es handelt sich um sogenanntes Wildplakatieren abseits der dafür vorgesehenen Flächen. Ob Baustellenzäune oder Schaufenster leerstehender Geschäfte – ein Plakat ist schnell aufgehängt und sofern sich niemand beschwert, ist auch nicht mit Konsequenzen zu rechnen. 

Nach Angaben von Fabian Gebert und seinen Mitstreitern plakatiert Börni neben einigen privaten Auftraggebern sowohl für die Stadt Würzburg (Hafensommer und Jugendkulturhaus Cairo) als auch für das Mainfranken Theater auf diesen inoffiziellen Flächen. Im Umkehrschluss bedeute dies, dass dieser für die unterstellte Verdrängung indirekt von öffentlicher Hand bezahlt werde.

Inoffizielle Plakatflächen in der Würzburger Innenstadt sind bei Kulturschaffenden beliebt. Um die besten Flächen gibt es einen eskalierenden Wettbewerb, den die Stadt Würzburg nun schlichten will.
Foto: Patty Varasano | Inoffizielle Plakatflächen in der Würzburger Innenstadt sind bei Kulturschaffenden beliebt. Um die besten Flächen gibt es einen eskalierenden Wettbewerb, den die Stadt Würzburg nun schlichten will.

Auf Anfrage äußert sich Dirk Terwey, Geschäftsführender Direktor des Mainfranken Theaters, zu den Aussagen der Kulturschaffenden: "In Bezug auf unseren Auftragnehmer hat es in den letzten Jahren nach unserer Kenntnis bisher grundsätzlich keinen Anlass für Beanstandungen gegeben. Das ist für uns als öffentlicher Theaterbetrieb und Auftraggeber sehr wichtig." Nach Kenntnis des Mainfranken Theaters erfolge das Plakatieren stets in Abstimmung mit den Eigentümerinnen und Eigentümern. Die Äußerungen nehme er jedoch "sehr ernst und gleichzeitig zum Anlass, hier nachzufassen."

Stadt Würzburg: Verdrängungskampf schlecht für kulturelles Angebot

Die Stadt Würzburg widerspricht auf Anfrage der Behauptung, dass beim Wildplakatieren so etwas wie eine Duldung vorliege: "Soweit private Flächen genutzt werden, 'duldet' höchstens der Eigentümer die Anbringung. Solange es nicht schleichend zu einer (baurechtlichen) Werbeanlage wird, liegt für das Ordnungsamt der Stadt Würzburg keine 'Duldung' vor." Darüber hinaus dürfe  "rein ordnungsrechtlich" lediglich auf dafür vorgesehenen Einrichtungen plakatiert werden.

"Das Kulturamt unterhält derzeit keinerlei geschäftliche Verbindungen mit Börni", hält Pressesprecher Christian Weiß fest. Die bestmögliche Bewerbung kultureller Veranstaltungen liege im Interesse des Kulturreferates. "Ein Verdrängungswettbewerb wäre negativ für das kulturelle Angebot der gesamten Stadt. Um in diesem Streit zwischen Kulturschaffenden und freiberuflichen Plakatierer zu schlichten, wird das Kulturamt zeitnah beide Parteien zu einem Gespräch einladen."

 
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  • kej0018@aol.com
    Merke: kratziger Feinstrick allein macht noch lange kein friedliebendes Schaf...
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  • daniel.hagmann@freenet.de
    "freiberuflicher Plakatierer". Was es alles nicht gibt.
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  • Ironic
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Blöd wenn sich ein liebenswertes Kauz als der er im Bericht und Podcast von 2020 dargestellt wird als gar nicht so liebenswert herausstellt.
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  • Eos123456
    Wenn jemand in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen leben muss, wandelt sich die liebenswerte Kauzigkeit über kurz oder lang von ganz allein in kompromisslose Härte.

    Wer zu liebenswürdig ist, der geht in harten Zeiten unter.

    Daher will ich mir lieber gar nicht erst ausmalen, wie sich dieses Land wandeln könnte, wenn Dank Überschuldung, Firmenabwanderung und Massenarbeitslosigkeit einiges hier nicht mehr ganz so rosig wäre wie es derzeit beschworen wird.
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  • dbuettner0815@gmail.com
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  • sl112@gmx.de
    Muss der Börnie wirklich in prekären Verhältnissen leben und mit „hauen und stechen“ sein „Revier“ verteidigen? In dem verlinkten Bericht „WÜRZBURG
    Podcast "Freilich Würzburg": Ist Plakatierer Börni ein beneidenswerter Lebenskünstler?“ heißt es, dass Börnie von sich selber behauptet ein „arbeitsscheues Individuum“ zu sein und weiter „Er macht einfach das, worauf er Lust hat“. Dann ist es natürlich „doof“, wenn andere das Gleiche machen.
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  • desault
    Die Stadt redet sich wie immer raus
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  • Hskei16192401
    Vielen Dank für Ihren aufmerksamen Hinweis.
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  • k.a.braun@web.de
    Dieser skurrile Konflikt zeigt doch wohl vor allem eines: es gibt in Würzburg viel zu wenig Plakatflächen, vor allem für die freie Kultur. Aktuelle Plakate sind keine Verunstaltung, sondern eine Belebung öffentlicher Flächen. Wenn die Stadt hier ihre Regelungen und auch die Verfügbarkeit designierter Plakatflächen nachbessert, ist allen gedient: die Bevölkerung wird auch über "kleinere" Kulturangebote informiert und die Künstler dürfen auf Publikum hoffen.
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  • lanalando
    Vielleicht wär weniger sinnlose Beschilderung die Lösung und damit Fläche geschaffen 😆
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Ist das (tatsächlich etwa) Kunst oder kann das (hoffentlich) weg!?
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