
In guten Zeiten hätte der Sozialausschuss des Kreistages die Förderung für das Projekt "Fit for move" ohne Weiteres genehmigt. Jetzt aber ist die Haushaltslage schwieriger und freiwillige Leistungen umso mehr auf dem Prüfstand.
Seit 2017 gibt es das Projekt "Fit for move", das der Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Würzburg trägt. Bislang hat der Landkreis Würzburg selbstverständlich seinen finanziellen Beitrag dazu geleistet. In der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses diskutierten die Kreisrätinnen und Kreisräte darüber, die Wohnraumvermittlung der Caritas weiterzuführen oder gar aufzustocken.
Förderung läuft Mitte 2025 aus
Noch bis Mitte 2025 fördert der Landkreis das Caritas-Projekt. Der Wohlfahrtsverband möchte sein Engagement in der Wohnraumvermittlung für Menschen in Not gerne um zwei Jahre weiterführen und hofft, dass die Kreispolitik weiter unterstützt.

Dagegen steht ein Antrag der FDP/ÖDP-Fraktion, die finanziellen Mittel nicht für "Fit for move" auszugeben, sondern für die Förderung ehrenamtlicher Integrationsbeauftragter in den Kommunen. Dabei geht es um rund 100.000 Euro pro Jahr.
Was ist Fit for move?
Das Projekt "Fit for move" ist eine Wohnraumvermittlung für benachteiligte Menschen auf dem Wohnungsmarkt. Dazu gehören beispielsweise Wohnsitzlose, Menschen mit Behinderungen, Rentnerinnen und Rentner, ebenso wie Geflüchtete, die noch in Gemeinschaftsunterkünften leben und ausziehen müssen.
"Unsere Klienten haben es nicht einfach auf dem Wohnungsmarkt", erläutern Miriam Gawenda, Leiterin des Fachbereiches Sozialarbeit im Caritasverband und ihr Geschäftsführer Stefan Weber in einem Gespräch mit dieser Redaktion. Denn sie können keine Makler beauftragen, Wohnungsanzeigen in der Tageszeitung oder im Internet finden, erklärt sie. "47 Prozent konnten wir bisher erfolgreich helfen, in eigene Wohnung umzuziehen", sagt Gawenda.
Stadt und Landkreis Würzburg finanzieren jeweils eine Vollzeitstelle, sagt Stefan Weber. Er betont die Wichtigkeit des Projektes: "Die Menschen, die auf dem Wohnungsmarkt benachteiligt sind, haben keine Lobby, weder im Landratsamt noch in der Stadt Würzburg."
Diskussion im Sozialausschuss des Landkreises Würzburg
"Wir lösen Probleme für deren Lösung wir nicht verantwortlich und nicht zuständig sind", begründete Kreisrat Florian Kuhl (FDP) den Antrag seiner Fraktionsgemeinschaft im Sozialausschuss. "Wir müssen auch unangenehme Entscheidungen treffen und wollen das Geld an ehrenamtliche Unterstützerkreise geben", führte er aus. Als Kompromiss schlug er vor, die Förderung des Landkreises auf 50.000 Euro zu senken.
Darauf antwortete Eva-Maria Linsenbreder (SPD), die lange Jahre Bürgermeisterin in Kleinrinderfeld war. "Ich spreche für die Gemeinden und weiß, dass alle froh sind, dass die Caritas die Wohnungssuche übernimmt. Denn sonst müssten sich die Kommunen kümmern." Linsenbreder ist überzeugt, dass es nicht funktionieren werde, wenn Ehrenamtlichen diese Aufgabe übernehmen. "Das können wir ihnen nicht zumuten, das können sie auch nicht leisten." Linsenbreder beantragte, die Mittel nicht zu kürzen.
Landrat Thomas Eberth (CSU) stellt drei Varianten zur Abstimmung
Was bedeutet das jetzt für "Fit for move"? Für die Mitglieder des Sozialausschusses fasste Landrat Thomas Eberth (CSU) die Diskussion in drei mögliche Beschlussempfehlungen zusammen:
Der Landkreis verlängert den Vertrag mit der Caritas um weitere zwei Jahre und fördert das Projekt maximal mit 150.000 Euro weiter. So hatte es auch die Caritas beantragt. Oder es bleibt bei der jetzigen Förderung mit 100.000 Euro für zwei Jahre. Dritte Möglichkeit, 50.000 Euro Förderung jetzt, aber den Vertrag nicht für zwei Jahre verlängern, sondern auf eine ehrenamtliche Vermittlung von Wohnraum zu setzen. So wollte es die FDP/ÖDP-Fraktion.
Das Ergebnis: Alle drei Beschlussvorschläge wurden im Sozialausschuss abgelehnt. Das bedeutet zunächst, dass im Haushaltsplan 2025 kein Geld mehr bereitgestellt wird und damit das Projekt ausläuft.
Eine Entscheidung, die Stefan Weber bedauert. In einem offenen Brief an alle Kreisräte und Kreisrätinnen bittet er darum, das Projekt weiter zu unterstützen. "Denn es gibt keinen vergleichbaren Dienst, keine andere Hilfestruktur - Fit for move ist alternativlos", schreibt er.