
Wenn es in einer Beziehung kracht, kann Abstand helfen, den Streit nicht eskalieren zu lassen. Das wissen auch die Verantwortlichen der Frauenhäuser. Aber angesichts der bestehenden Wohnungsnot wird es auch für sie immer schwieriger, Frauen in Krisensituationen zu unterstützen, die vor allem eins brauchen: eine eigene Unterkunft. Ein neues Projekt könnte die Situation etwas entschärfen.
Um zu helfen, hat der Stadtrat auf einen CSU-Antrag hin im Haushalt 2018 einen Betrag von 20 000 Euro eingestellt. In Absprache mit den zwei Würzburger Frauenhäusern unter der Trägerschaft von Arbeiterwohlfahrt (Bezirksverband) und dem Sozialdienst katholischer Frauen (Würzburg) wird das Geld für die Anmietung von so genannten Second-Stage-Wohnungen (sinngemäß: Stufe Zwei-Wohnungen) verwendet.
Jedes der beiden Frauenhäuser soll dabei eine nahe gelegene Wohnung anmieten. Möbliert soll die Wohnung den Frauen zur Verfügung stehen, die im Frauenhaus Hilfe erhalten haben und die - wenn sie eine eigene Wohnung gefunden hätten - längst ausgezogen wären, weil sie die Hilfe der Beraterinnen nur noch bedingt oder gar nicht mehr benötigen. Damit würden im Frauenhaus selbst wieder Platz frei für Frauen mit noch wesentlich dringenderem Hilfebedarf. Betont wurde, dass dies keine Außenstelle der Frauenhäuser werde.
Eine Übergangswohnung, aber keine Außenstelle
Die Second-Stage-Wohnung soll für die Frauen ein Übergang vom Frauenhaus in die volle Selbstständigkeit sein. Das Projekt stellten am Donnerstag für die beiden Verbände Wolfgang Meixner (SkF) und Frank Alibegovic (AWO) im Sozialausschuss des Stadtrates vor.
Die Träger der Frauenhäuser arbeiten bei der Wohnungssuche vernetzt und zum Beispiel auch mit dem "Wohnraumvermittlungsdienst Fit for Move" unter der Regie des Caritasverbands Stadt und Landkreis zusammen. Dieser Vermittlungsdienst kann zwar auch keine Mietwohnung aus dem Ärmel zaubern, pflegt aber Kontakte zu Würzburger Wohnungsunternehmen, prüft Wohnungsanzeigen, schaltet selbst welche und steht in Verbindung mit weiteren Institutionen, die helfen könnten. Die Verantwortlichen hoffen so auf einen baldigen Erfolg bei der Suche nach einer Second-Stage-Wohnung.
Ziel sei natürlich, dass die Frauen, die in der Second-Stage-Wohnung leben, sich von dort aus auf Wohnungsuche begeben und baldmöglich wieder ausziehen, so die Leiterin des AWO-Frauenhauses Brita Richl. Bis dahin blockiere sie aber nicht mehr den Platz für eine Frau in Not im Frauenhaus, verdeutlichten Meixner und Alibegovic.
Etwa 30 Frauen werden jährlich in einem der beiden Würzburger Frauenhäuser aufgenommen und betreut.