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Würzburg
Filmfestival: Endspurt unter guten Vorzeichen
Bislang ist das Filmwochenende auf große Resonanz gestoßen. Und gefällt auch einem Jungregisseur, der erklärt, weshalb sein Debütfilm ganz anders ist als andere Filme.
Präsentiert beim Festival in Würzburg seinen schon preisgekrönten Debütfilm: Max Gleschinski,  Regisseur und Drehbuchautor von 'Kahlschlag'.
Foto: Holger Welsch | Präsentiert beim Festival in Würzburg seinen schon preisgekrönten Debütfilm: Max Gleschinski,  Regisseur und Drehbuchautor von "Kahlschlag".
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:21 Uhr

Ein Großkino ist Würzburg noch bis Sonntag - mit dem 45. Internationalen Filmwochenende im Central-Kino im Bürgerbräu und im Vogel Convention Center. Mit der Besucherbilanz seit Donnerstag ist Festival-Chef Thomas Schulz vom Veranstalter Filminitiative sehr zufrieden.          

Markenzeichen des Filmwochenendes sind die Gespräche der Zuschauer mit Regisseuren oder Schauspielern nach deren Filmen. 25 Filmschaffende sind dieses Jahr zu Gast, einer von ihnen ist Max Gleschinski. Der 25-Jährige aus Rostok präsentiert mit "Kahlschlag" seinen ersten Spielfilm, der bereits preisgekrönt ist: Bei seiner Festival-Premiere bei den Internationalen Hofer Filmtagen wurde "Kahlschlag" mit dem Förderkreis "Neues Deutsches Kino" ausgezeichnet. Jetzt ist Gleschinski mit seinem Erstling, für den er das Drehbuch geschrieben und Regie geführt hat, auf Tournee. Gleich nach Würzburg geht's zum Snowdance Independent Film Festival nach Landsberg.                        

Schon ein Kindheitswunsch: Filme machen

"Ich mache das, was ich schon immer machen wollte." Max Gleschinski sitzt entspannt im "Maschinenhaus", dem Festival-Treffpunkt im Bürgerbräu, und erzählt über seine Passion zum Filmemachen, zum Geschichten erzählen. Geweckt wurde diese schon in ganz jungen Jahren vom filmbegeisterten Vater. "In meiner Kindheit guckte ich statt Disney- Hitchcock- oder Starwars-Filme." Kein Wunder, dass der junge Max gleich nach dem Abitur auf die Filmhochschule wollte. Doch er wurde nicht genommen, nicht zuletzt mit dem Argument, es sei schwierig Geschichten zu erzählen, wenn man noch nichts erlebt hat.           

So studierte Gleschinski erst mal Anglistik und Philosophie, was auch für die Filmerei ganz hilfreich war ("Da lernt man bewusster reflektieren") und filmte einfach autodidaktisch: Musikvideos und Kurzfilme. Dabei lernte er Jean-Pierre Meyer-Gehrke kennen ("Mein bester Freund"), mit dem er die Produktionsfirma "Von Anfang an Anders" gründete. Ein wichtiger Schritt für das, was er wollte: Einen Spiel- beziehungsweise Langfilm drehen. Das gelang letztlich in fünf Wochen Dreharbeit und einem Minimalbudget von gerade mal 40 000 Euro, zusammenkommen aus Filmförderung und einer Crowdfounding-Aktion.                      

Dennoch mussten Gleschinski bei der Besetzung keine Abstriche machen: Mit Florian Bartholomäi und Bernhard Conrad spielen zwei TV-bekannte Akteure die Hauptrollen in "Kahlschlag". Der Film erzählt die Geschichte zweier einst bester Freunde, die sich in dasselbe Mädchen verlieben, dann aber auseinandergehen, um 20 Jahre später bei einem Angelausflug ihre zerstörte Verbindung aufzuarbeiten. Ein "Thriller-Drama", wie es Gleschinski bezeichnet, das mit vielen Rückblenden arbeitet und bei dem auch Gewalt ein Rolle spielt.       

Gespannt auf die Pubilkumsreaktion

"Kahlschlag" lief am Freitag und ist noch einmal an diesem Samstag (21.15 Uhr, Kino 1) zu sehen. Warum sollte man ihn sich anschauen? "Weil er anders ist als alles, was deutsche Filme sonst machen", sagt der Regisseur selbstbewusst. "Eine interessante, wagemutige Erzählung mit einem Potpourri an Themen", wirbt er für sein Werk. Da geht's um Diskrepanz zwischen Freundschaft und Liebe, um Heimat oder um das Weggehen oder Nichtweggehen aus der Provinz.    

Gleschinski ist gespannt auf die Reaktion des Würzburger Publikums - und darauf, ob "Kahlschlag" einen Verleiher findet. Derweil arbeitet er schon an seinem nächsten Filmprojekt: "Alaska" erzählt eine Familiengeschichte aus Mecklenburg-Vorpommern. Der Jungfilmer, der sich beim Festival sehr wohl fühlt, will sich bis Sonntag noch einige Filme ansehen.     

Gymnasialklassen nehmen Angebot nicht wahr  

Das haben  bislang die Zuschauer schon reichlich getan. "Bislang kamen knapp 20 Prozent mehr Besucher als im Vorjahr", zieht Festival-Chef  Schulz eine positive Zwischenbilanz. Am Ende waren's vergangenes Jahr knapp 10 000 Besucher. Gut angekommen ist beispielsweise die Japan-Filmreihe im Siebold-Museum. Schulz hat dennoch einen Grund zur Verärgerung: Zu den Schulvorstellungen, die Fremdsprachenkino mit Gästen anbieten, kamen - im Gegensatz zu anderen Schularten - kaum Gymnasiums-Klassen. "Dabei ist das doch ein gutes Angebot für den Fremdsprachenunterricht. Das ist sehr bedauerlich", ärgert sich Schulz, der selbst Lehrer ist.            

Das 45. Internationale Filmwochenende dauert noch bis einschließlich Sonntag, 27.  Januar. Karten gibt es im "Maschinenhaus" im Bürgerbräu. Telefonische Ticket-Reservierung unter (0931) 78023888. Das Einzelticket kostet 7,50 Euro. Alle weiteren Infos zum Festival unter www.filmwochenende.de  

 
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