Zumindest mit diesem Einbrecher müssen Hausbesitzer in Unterfranken in den nächsten Jahren nicht mehr rechnen. Adam M., bekannt als „der Fensterbohrer“, muss für rund 100 Einbrüche in der Region neun Jahre in Haft. Absitzen kann er die aber erst später. Denn jetzt soll er auch in der Schweiz auf die Anklagebank – wegen zweifachen Mordversuchs.
Auslieferung bestätigt
Adam M., den eine Soko im vorigen Jahr im Wald bei Aschaffenburg geschnappt hatte, ist jetzt zwangsweise in Handschellen an seine alte „Wirkungstätte“ zurück gekehrt, wie diese Redaktion bei Recherchen erfuhr. Bevor der 34-jährige Einbrecher Unterfranken zu seinem Revier gemacht hatte (und dort schließlich auch festgenommen worden war), war der Profi-Einbrecher in jungen Jahren in der Schweiz tätig.
Nach elf Jahren gefasst
Der eidgenössischen Justiz ist die Genugtuung anzuhören darüber, dass sie in einem brutalen Fall aus Locarno nach elf Jahren nun einen Tatverdächtigen präsentieren kann: „Die Staatsanwaltschaft des Kantons Tessin bestätigt die Verhaftung eines rumänischen Staatsbürgers, Jahrgang 1984, welcher mittels internationalem Haftbefehl durch die Schweizer Behörden gesucht wurden,“ schreibt auf Nachfrage Giovanni Mariconda, Sprecher der Kantonspolizei.
Der Verdächtige sei jetzt von Deutschland ausgeliefert worden – „vorläufig“, wie auch ein Sprecher des Schweizer Bundesamtes für Justiz dieser Redaktion gegenüber betont. Schließlich soll der Verurteilte nach dem Prozess in der Schweiz zuerst seine Strafe in Deutschland (zumindest teilweise) absitzen.
Zu laut und brutal
Bei einem Einbruch in ein Ferienhaus in Minusio im Tessin hatte 2007 der 85-jährige Hausherr den damals noch nicht so geschickten Täter erwischt. Der stach mit einem Teppichmesser auf den alten Mann und seine 80-jährige Frau ein. Beide wurden schwer verletzt, der Täter entkam unerkannt.
Inzwischen sind sich die Schweizer Ermittler sicher, dass Adam M. hinter der Bluttat steckt: Denn auf Anfrage bestätigt der Sprecher im Tessin dieser Redaktion: „Der Verhaftete wird hierorts der versuchten vorsätzlichen Tötung und des Raubes dringend verdächtigt. Die Untersuchung wird durch Staatsanwalt Nicola Respini geführt.“
In halb Europa unterwegs
Der Mann mit der stillen Einbruchsmasche war in halb Europa unterwegs gewesen, von Belgien bis in die Schweiz. Seit 2016 stieß die Polizei auch im Raum Würzburg, Schweinfurt und den Haßbergen immer wieder auf geplünderte Häuser mit dem markanten Bohrloch in einem Fensterrahmen.
Um den Profi-Einbrecher zu fangen, gründete die Polizei ein eigenes Ermittlungsteam unter- und mittelfränkischer Fahnder mit Unterstützung des Landeskriminalamtes. Monatelang waren sie hinter Adam M. her. Der Fensterbohrer war vorsichtig: Er kam leise zu den Tatorten – mit einem Fahrrad, in dessen Lenker das Einbruchswerkzeug versteckt war. Er übernachtete auch nicht in Hotels in der Nähe der Tatorte, was auf seine Fährte hätte führen können: Er schlief lieber in einem Zelt, gut versteckt im Wald.
„Er war erleichtert“
Als ihn Fahnder im März 2017 orteten und aus seinem Zelt im Wald bei Aschaffenburg zogen, dachten sie zunächst nur an das Ende einer Einbruchsserie: M. gestand eine ganze Serie von Täten, zeigte den Ermittlern fünf Depots, in denen er seine Beute vergraben hatte. 100 Fälle gelten seit seinem Geständnis als geklärt. „Er war richtig erleichtert, dass es endlich zu Ende war,“ erinnert sich Leitender Kriminaldirektor Matthias Weber in Würzburg.
Einbruchsmethode im Lehrfilm gezeigt
Der Rumäne spielte sogar für einen Lehrfilm der Polizei sich selbst. Er demonstrierte eigenhändig die Methode, mit der er leise in die Häuser eingedrungen war: Er bohrte ein Loch so in den Fensterrahmen, dass der Kanal nahe dem Fenstergriff endete. Dann schob er einen kleinen Metallstab mit einem Klappgelenk durch das Loch. Innen angekommen, klappte der im 90-Grad-Winkel um und schmiegte sich an den Griff. Kurze Drehung – und das Fenster ging auf.
So bemerkten die schlafenden Bewohner nichts von dem Eindringling. Nur in Minusio im Tessin ging das wohl schief, als der damals 22-jährige Adam M. 2007 noch nicht so viel Erfahrung als Einbrecher hatte - und die Bewohner von polternden Geräuschen aufwachten.
Gegenüberstellung mit dem Opfer
In Handschellen wird Adam M. (34) jetzt elf Jahre später In den kleinen Ort nahe Locarno am Lago Maggiore zurückkehren. Dort soll es zu einer Gegenüberstellung mit dem Opfer kommen, heißt es in Ermittlerkreisen. Geprüft wird, ob der Hausbesitzer – ein inzwischen 96-jähriger pensionierter Chemiker – den Einbrecher wiedererkennt.
Das hilft gegen die Fensterbohrer:
- Bei ebenerdigen Fenstern nachts die Rollläden schließen.
- Abschließbare Fenstergriffe installieren
- Türen nicht nur zuziehen, sondern abschließen.
Wer noch mehr Schutz möchte, sollte Bewegungsmelder anbringen. Allgemein gilt auch tagsüber wachsam zu sein, etwa darauf zu achten, ob in der Nachbarschaft Autos parken, die dort sonst nicht stehen.
Er war nicht der erste Fensterbohrer und mit Sicherheit auch nicht der Letzte.
Und das solche Einbrecher gefährlich sind, ist eher die Regel als die Ausnahme:
http://www.schwaebische-post.de/p/1069517/
Irgendwie waren mir die deutschen Einbrecher lieber.....einfach mehr Emphatie
Mit denen konnte man eher Lehrfilme drehen.