Adam M. war kein Allerwelts-Einbrecher, sondern ein geschickter Profi: Er kam fast lautlos und verschwand ebenso still, ohne die schlafenden Bewohner zu wecken. Der 34-jährige Rumäne schlug mal bei Würzburg zu, dann in München, in Regensburg, Schweinfurt, den Haßbergen und Nürnberg – ein Täter, der mobil war und nicht auffiel, wenn er Tatorte auskundschaftete.
Versteck des Fensterbohrers war in Unterfranken
Seit Oktober 2016 war dem Einbrecher mit der Fensterbohrer-Masche eine eigene Ermittlergruppe fränkischer Fahnder auf den Fersen, verstärkt durch das Landeskriminalamt. Es dauerte Monate, ehe sie M. und sein Versteck in Unterfranken lokalisieren konnten – im Wald bei Aschaffenburg. Fast hätten sie ihn im März 2017 im Buschwerk übersehen, so gut war sein Zelt im Unterholz getarnt, erzählt ein Teilnehmer der Suchaktion.
Das heimliche Leben im Wald, noch dazu am Ende des kalten Winters, muss trotz seiner erfolgreichen Fischzüge bei Adam M. Spuren hinterlassen haben. Er habe „den Eindruck gemacht, als sei er froh, dass alles vorbei ist,“ sagte der Leitende Kriminaldirektor Matthias Weber in Würzburg vor kurzem vor Journalisten bei der Vorstellung des Fahndungserfolges.
Beim Fensterbohren gefilmt
Adam führte die Ermittler zu fünf Verstecken, in denen er seine Beute aufbewahrt hatte. Er habe es „auf hochwertige Elektronikgeräte wie Handys, Tablets, Laptops und auf Bargeld abgesehen gehabt,“ hieß es in einer Presseerklärung. Er ließ sich von der Polizei dabei filmen, als er bei einer Vernehmung seine Methode des Einbruches per Fensterbohren demonstrierte – ein eindrucksvolles Dokument krimineller Geschicklichkeit, das seine handwerklichen Fähigkeiten zeigte. Er gestand rund 100 Einbrüche – und offenbar noch mehr, das sein Gewissen plagte.
Internationaler Haftbefehl gegen Adam M.
Ob es auch DNA-Spuren von ihm am damaligen Tatort gab, die ihn Jahre später auf die Anklagebank bringen – wie in einem ähnlichen Fall einen Einbrecher in Würzburg? Jedenfalls beschäftigte der Fall des kleinen Einbrechers kurz darauf die Ministerialbürokratie in München und Bern. „Der Verhaftete wird hierorts der versuchten vorsätzlichen Tötung und des Raubes dringend verdächtigt,“ bestätigte jetzt Giovanni Mariconda unserer Redaktion, der Sprecher der Kantonspolizei im Tessin.
Der Fall liege bereits elf Jahre zurück: Bei einem Einbruch in ein Wochenende-Haus im 7000 Einwohner zählenden Minusio (bei Locarno am Lago Maggiore) im Mai 2007 habe ein Einbrecher ein altes Ehepaar von 85 und 80 Jahren mit einem Schneidewerkzeug attackiert. Er werde wegen zweifachen Mordversuches gesucht. Aber die Identität des Täters blieb elf Jahre unbekannt. Nun aber gibt es gegen den in Unterfranken festgenommenen M. einen internationalen Haftbefehl.
Auslieferung in die Schweiz
Dass es sogar bereits einen Auslieferungsantrag an die Schweiz gibt, bestätigte bei der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg der Leitende Oberstaatsanwalt Alfred Huber. Und Raphael Frei vom Schweizer Bundesamt für Justiz teilt auf Anfrage dieser Redaktion mit: Der rumänische Einbrecher habe sich „mit der vereinfachten Auslieferung“ von Deutschland an die Schweiz „einverstanden erklärt.“ Frei bestätigt wie Huber: „Die definitive Übergabe wurde allerdings zurückgestellt, bis den deutschen Strafverfolgungs- und Vollstreckungs-Ansprüchen ausreichend Rechnung getragen wurde.“ Will heißen: Zunächst einmal soll Adam M. zumindest einen Teil seiner Strafe in Deutschland verbüßen.