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Würzburg
Fehlt die Euphorie in Würzburg? Warum einige Würzburger Kneipen bei dieser EM kein Public Viewing anbieten
Ab diesem Freitag dreht sich wieder alles nur um Fußball. Alles? Nein! Warum in manchen Würzburgern Lokalitäten bei dieser Europameisterschaft die Fernseher aus bleiben.
Am Freitag beginnt die Fußball-Europameisterschaft mit dem Spiel Deutschland-Schottland. Ein Public Viewing in der Posthalle, wie hier im Jahr 2016, wird es aber vorerst nicht geben.
Foto: Silvia Gralla (Archivfoto) | Am Freitag beginnt die Fußball-Europameisterschaft mit dem Spiel Deutschland-Schottland. Ein Public Viewing in der Posthalle, wie hier im Jahr 2016, wird es aber vorerst nicht geben.
Ernst Lauterbach
 und  Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 15.07.2024 22:10 Uhr

Es ist wieder Fußball! Am Freitagabend um 21 Uhr beginnt die Europameisterschaft mit dem Spiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen die Schotten in der Münchener Allianz-Arena. Zudem ist Würzburg ja auch Gastgeberstadt der Rumänischen Nationalmannschaft. Das bedeutet heiß umlagerte Fernseher, brechend volle Kneipen und Schwarz-Rot-Gold überall auf den Straßen. So war es zumindest bisher. Und in diesem Jahr? Da halten viele nach den nicht berauschenden Leistungen der Nationalkicker bei den letzten beiden großen Turnieren den Ball scheinbar vorerst buchstäblich flach.

Zu Hunderten waren die Fans in den Vorjahren in die Posthalle am Bahnhof gepilgert

Zu Hunderten waren die Fans in den Vorjahren in die Posthalle am Bahnhof gepilgert, in diesem Jahr ist das - zumindest vorerst - nicht möglich, wie Betreiber Jojo Schulz auf Anfrage erklärt. Public Viewing werde dort in diesem Jahr nicht angeboten. "Wir halten es uns aber offen, ob wir irgendwann in der K.-o.-Runde einsteigen. Es kann also sein, dass, wenn das deutsche Team bis ins Halbfinale kommen sollte, wir dann doch an Bord sind", sagt Schulz.

"Das kann erst funktionieren, wenn die Euphorie entsprechend da ist."
Jojo Schulz, Posthalle

Dies komme jedoch voll und ganz auf die Euphorie der Fans an. "Wenn ich die Türen für Public Viewing öffne, entstehen Kosten von mehreren Tausend Euro", erklärt er. Er zählt Sicherheit, Technik oder Reinigung als Kostenfaktoren auf. Das Geld müsse komplett über den Gastroumsatz wieder reingeholt werden. "Das kann erst funktionieren, wenn die Euphorie entsprechend da ist." Bisher sehe er diese noch nicht.

Das Unicafé in der Würzburger Neubaustraße bleibt heuer eine Fußball-freie Zone

Auch im Unicafé in der Neubaustraße wird es in diesem Jahr kein Public Viewing mehr geben, sagt Chefin Eva Moser. Man wolle ein Zeichen setzen. "Wir sind mit den politischen Entscheidungen der UEFA in den letzten Jahren nicht mehr einverstanden. Das ist alles nicht mehr zeitgemäß, und solange sich da nicht irgendetwas ändert, haben wir kein Interesse mehr daran", erklärt sie. "Alles was da damals in Katar abgelaufen ist oder die Vergabe der nächsten Weltmeisterschaften, das sind alles so Dinge, wo wir das Gefühl haben, da geht es gerade nur noch um Geldmacherei, und da machen wir nicht mehr mit", erklärt Eva Moser. Das Unicafé bleibt heuer also eine Fußball-freie Zone.

Eva Moser, Chefin des Unicafé in der Neubaustraße in Würzburg, hat sich gegen eine Übertragung der EM-Spiele entschieden.
Foto: Thomas Obermeier (Archivfoto) | Eva Moser, Chefin des Unicafé in der Neubaustraße in Würzburg, hat sich gegen eine Übertragung der EM-Spiele entschieden.
"Wirtschaftlich ließ sich der zusätzliche Aufwand nicht rechtfertigen"
Andreas Benkert, Brauerei-Gasthof Alter Kranen

Ein "Wackelkandidat" war der Biergarten Goldene Gans an der Schleuse unterhalb der Alten Mainbrücke. Hier war man sich zunächst unsicher, ob man die Spiele der Deutschen Mannschaft zeigen sollte. "Letztendlich haben uns die zahlreichen Reservierungsanfragen überzeugt", erklärt Betriebsleiter Heiko Fleischmann. Nun wird am Freitag zunächst ein Fernseher dort aufgestellt. "Sollte sich zeigen, dass die Euphorie in der Stadt doch größer ist, als gedacht, werden wir darüber nachdenken, eventuell für weitere Spiele auch wieder zwei Fernseher zu installieren", kündigt Fleischmann an.

Spätestens am Freitag wird sich zeigen, wie sich der Wegfall der Posthalle auswirken wird

Im Brauereigasthof und Biergarten am Alten Kranen in Würzburg, früher ein beliebter Treffpunkt der Würzburger Fußballfans, werden die Fußballspiele schon länger nicht mehr gezeigt. Im Restaurant und auf der Terrasse sei das zum letzten Mal bei der Europameisterschaft 2016 geschehen, berichtet Geschäftsführer Andreas Benkert auf Anfrage. Im Selbstbedienungs-Biergarten sei dann nach der Weltmeisterschaft 2018 Schluss mit den Fußball-Übertragungen gewesen. "Wirtschaftlich ließ sich der zusätzliche Aufwand nicht rechtfertigen", erklärt er.

Auch der Biergarten am Alten Kranen in Würzburg bleibt bei dieser EM Fußball-freie Zone.
Foto: Patty Varasano (Archivfoto) | Auch der Biergarten am Alten Kranen in Würzburg bleibt bei dieser EM Fußball-freie Zone.

Spätestens am Freitag wird sich nun zeigen, wie sich der Wegfall der Posthalle, die bei Übertragungen ja bis über 2000 Personen Platz bot, auf den Rest der Stadt auswirken wird. Ob und wie sich die Fußball-Euphorie in der Stadt entwickeln wird, hängt aber nicht zuletzt auch von den Leistungen der Deutschen Nationalmannschaft ab. Zum bislang einzigen öffentlichen Training der rumänischen Nationalmannschaft im Kickers-Stadion am Dallenberg am Dienstag kamen aber bereits rund 3000 Zuschauer.

 
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Kommentare
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  • Jürgen Weigand
    Na, das wird die UEFA aber mächtig beeindrucken, wenn das Unicafé die EM nicht übertragen wird und sicherlich zum Einlenken bei ihren Entscheidungen führen.
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  • Michael Riedner
    Die Erklärungen von Frau Moser sind nicht überzeugend. Die FIFA ist in das Turnier nicht involviert, die UEFA ist Ausrichter - und diese hat die gesamten FIFA-Änderungen nicht unbedingt gewollt.
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  • Jochen Freihold
    Bei aller hier stets so hoch gelobten Kneipenkultur hängt ein öffentlich zugängliches Public Viewing nicht nur von der Euphorie der Fans, der Wirtschaftlichkeit der Lokalitäten, schönen Erinnerungen oder der Zugkraft des deutschen EM-Teams ab, Sondern von rechtlichen Genehmigungen, sonst drohen einheitlich erhebliche Bußgelder. Alles gerne nachzufragen bei den zuständigen Ordnungsämtern für Stadt und Land.
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  • Hans-Georg Heim
    Wie soll denn da große Euphorie entstehen, wenn nebenan ein brutaler Krieg wütet und die Wirtschaft und unser Wohlstand langsam aber sicher den Bach runter gehen. Also mir fehlt da die Fantasie zum kollektiven Feiern und Jubeln.
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  • Klaus Fiederling
    oh ja...
    Es ist wieder Fußball - die unwichtigste Nebensache der Welt!
    Aber halt .... es gibt ja noch die Millionen Fans!!
    Ich zähl mich zwar nicht dazu, ab und wann schau ich schon mal rein,
    aber mich ärgert dann am meisten immer, ob das bei den Bayern ist,
    oder sonst wo, wenn ein paar Spiele hintereinander verloren werden,
    geht es meistens den Trainer an den Kragen. Sollten da nicht mehr die
    11 Männer auf den Rasen mal zur Verantwortung gezogen werden??
    Verdienen ein schw... Geld, da mal 50 000 Euro Strafe abziehen wäre
    angebrachter, wie jedes mal ein Trainerrauswurf. Der tut seine Arbeit.
    Sowieso sind die Gehälter unserer Fußballjungs viel zu hoch. Ein Hohn
    gegenüber normal arbeitende Bevölkerung !!!
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  • Hans-Georg Heim
    Angebot und Nachfrage.
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