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WÜRZBURG
FDP-Kandidat: Klare Schwerpunkte auf Gesundheit und Bildung
Das Wahlprogramm auf einem Bierdeckel: Die Direktkandidaten sollten spontan aufschreiben, was ihnen politisch besonders wichtig ist. Grafik: Main-Post
| Das Wahlprogramm auf einem Bierdeckel: Die Direktkandidaten sollten spontan aufschreiben, was ihnen politisch besonders wichtig ist. Grafik: Main-Post
Ernst Jerg
Ernst Jerg
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:26 Uhr

Die Wahlplakate der FDP in der Würzburger Innenstadt fallen auf durch ihre frechen und frischen Sprüche wie: „Niemand darf eine Sechs in Mathe erben. Denken wir neu“. Wer jetzt glaubt, dieser Wahl-Slogan sei bei einer hochbezahlten Agentur für die bundesweite Kampagne entstanden, irrt: „Die Sätze mit meinem Konterfei haben wir in Würzburg selbst in einem internen Kreativ-Team entwickelt“, sagt der Direkt-Kandidat für die Liberalen in Stadt und Landkreis Würzburg Andrew Ullmann.

Er kommt zum Redaktionsbesuch mit einem großen, sehr schweren Rucksack. Was um Himmels willen schleppt der Mann alles mit sich herum, der in den Bundestag einziehen möchte? „Das ist mein Büro“, schmunzelt er. „Ganz viel Papier und ein Laptop.“

Duell am Tischkicker

Um das Eis zu brechen wird der FDP-Mann, seines Zeichens Kreisvorsitzender Würzburg-Stadt, erst einmal zu einem Duell am Tischkicker herausgefordert. „Schon mal gespielt?“ „Meistens an Geburtstagen“, lautet die saloppe Antwort. Der Mann ist flexibel.

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Ullmann ist Universitätsprofessor und Chef der Infektiologie der Würzburger Uniklinik. Hat er die Nase voll von seinem Job oder warum möchte er jetzt Berufspolitiker werden? Der Kandidat muss schmunzeln. „Nein, ich liebe meinen Beruf.“

Er ist schon häufiger gefragt worden, warum er sich eine Spitzenkandidatur für den Bundestag antut. „Zum einen war ich schon mal als Kommunalpolitiker im Gemeinderat der Verbandsgemeinde Nieder-Olm in Rheinland-Pfalz tätig. Außerdem war ich bundesweit politisch viel in Sachen Gesundheitspolitik unterwegs.“

Antriebsfeder Idealismus

Für ihn ist Idealismus die Antriebsfeder. Und „Ich scheue keine neuen Herausforderungen. Wenn man von einer Sache überzeugt ist, sollte man sich auch selbst einbringen.“ Und das hat der Kreisvorsitzende dann auch getan. „Ich bin nach Rücksprache mit meiner Familie zum Kreisvorstand gegangen und habe gesagt, ich würde gerne kandidieren.“

Und wie nehmen Ehefrau und Sohn und Tochter die neue Herausforderung auf? „Ich habe zu Hause die volle Unterstützung für meine politische Arbeit.“ Derzeit ist Ullmann noch voll im Beruf engagiert. Und wenn er in dieser Woche seinen Urlaub antritt, wird er ihn dem Wahlkampf widmen.

Neuer Zeitgeist bei liberalen Themen

Eine Wanderung von Tür zu Tür, davon hält der Liberale nichts. „Die Menschen sind da eher genervt und fühlen sich gestört.“ Er setzt auf Infostände in Stadt und Kreis. „Die Reaktionen der Leute, die an den FDP-Stand kommen, sind durchweg positiv“, bilanziert Ullmann. Er spürt einen neuen Zeitgeist bei den liberalen Themen. Und dann war da noch seine Reihe „Ullman diskutiert“ im Chambinzky, wo er aktuelle Themen aufgriff.

In der Region kandidiert außerdem Bezirksvorsitzender Karsten Klein im Wahlkreis Aschaffenburg auf Landeslistenplatz 2. Danach kommt der Würzburger Ullmann in Unterfranken mit Rang 12. Rechnet er sich reelle Chancen aus? „Dass ich Paul Lehrieder als Direktkandidat der CSU bei den Erststimmen ablöse, ist eher unwahrscheinlich“, analysiert der Liberale.

Ziel: FDP wieder im Bundestag

Und wie viele FDP-Kandidaten überhaupt in den Bundestag kommen, würden die nächsten Wochen entscheiden. Für ihn ist das oberste Ziel, die Partei wieder im Bundestag zu sehen. Zu tief sitzt immer noch der Schock des Absturzes der FDP von 14,6 Prozent vor acht Jahren auf 4,8 Prozent vor vier Jahren und damit ohne Sitze im Bundestag.

Seine Themen sind klar formuliert: Gesundheitspolitik und Bildung stehen für den Mediziner im Vordergrund. Für ihn ist es unglaublich wichtig, die medizinische Versorgung im ländlichen Raum zu sichern. Es gebe in Deutschland im internationalen Vergleich zu viele Krankenhäuser und nicht alle könnten bestehen bleiben. Sein Konzept für ländliche Räume: Kooperationen anstreben und in diesen Gebäuden Gesundheitszentren schaffen, deren Betonung auf der ambulanten Behandlung liegt.

Mehr Ärzte aufs Land

Wie bekomme ich mehr junge Ärzte aufs Land? Eine Frage, mit der sich Ullmann auch auseinandersetzt. Den Beruf attraktiver machen und die Budgetierung aufheben. Vor allem aber brauche es das Zusammenspiel aller Kräfte der Kommunen, von Land und Bund, um eine gesunde Infrastruktur in den Orten aufzubauen. Ist die vorhanden, kommen auch die Ärzte, ist sich der Liberale sicher.

Rohstoff Bildung

Thema Bildung: „Wir haben keine Rohstoffe in Deutschland. Also ist Bildung unser Rohstoff.“ Und da kommt der Spruch des Wahlplakates: „Niemand darf eine Sechs in Mathe erben“ zum Tragen. „Der soziale Hintergrund darf nicht über die Zukunft der Kinder entscheiden. Wir müssen allgemein fördern und fordern. Und da sollte das Grundgesetz geändert werden. Der Bund muss einsteigen, was ihm bisher per Gesetz untersagt ist.“ Und man müsse vor allem die Digitalisierung vorantreiben. „Die Kreidezeit ist vorbei. Wir müssen global vergleichbar sein.“

Will als Direktkandidat Würzburg Stadt und Land für die FDP in den Bundestag einziehen: Andrew Ullmann. Foto: Johannes Kiefer
Foto: Johannes Kiefer | Will als Direktkandidat Würzburg Stadt und Land für die FDP in den Bundestag einziehen: Andrew Ullmann. Foto: Johannes Kiefer
 
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  • Arcus
    Wenn ich da lese: "Weltbeste Bildung für unsere Kinder" geh ich natürlich davon aus, dass der Herr Professor die Kinder die in unserem Land (Europa) (?) meint.
    Gestern hat mir eine Bundestagskandidatin der FDP aber klar gemacht, dass damit die Kinder der FDP Klientel gemeint ist.
    Auch bei den Steuern müsste nur der Mittelstand entlastet werden. Wobei der Mittelstand für die Kandidatin schon mindestens bei einem höheren 6stelligen Einkommen liegen sollte.
    Mein Vorschlag, die Mehrwertsteuer, am besten den unteren Satz (7%) zu verringern, kam überhaupt nicht gut an. Begründung, da hätten ja alle gleich viel davon.
    Da ist sie wieder, die alte FDP. Die Klientelpartei der sehr gut verdienenden und Reichen. Diesen spätrömisch dekadenten Mist will uns nun ein (mehrfach mit eigenen Unternehmer gescheiterter) unrasierter, sich sexy, gerne auch in überteuerten Maßanzügen, kleidender CL nun als die Wiederauferstehung des wahren Liberalismus verkaufen.
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  • Einwohner
    Das Thema Bildung finde ich gut, aber warum fängt die FDP nicht mal in den Bundesländern an, in denen sie an den Landesregierungen beteiligt sind? Gerade auch in diesen Bundesländern bestünde da dringend Handlungsbedarf. Da sind wir hier in Bayern ja noch die Insel der Glückseligen in Deutschland.
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  • Arcus
    Wenn ich mir die Wahlversprechen der FDP anschaue bin ich paff erstaunt. Zum Thema Bildung. Da müsste richtig Geld in die Hände genommen werden, aber die FDP will massiv Steuern reduzieren. Die Polizei und Bundeswehr soll aufgerüstet werden, das kostet massiv Geld vor allem solange die Polizisten und Berufssoldaten leben. Sie sind in beamtenähnlichen Verhältnissen beschäftigt. Aber die FDP will massiv Steuern reduzieren. Der Herr Proffessor hat recht. Wir haben zuviele Krankenhäuser. Vor allem schlechte. Dort sind viele Ärzte beschäftigt. Ärzte die gut auf dem Land beschäftigt werden können. By the way. Die FDP plädiert für mehr Privatisierung. Auch im Gesundheitswesen. Die privatisierten Gesundheitssysteme sind die teuersten und ineffizientesten weltweit. Ich vermute die FDP wird die Steuern für die Superreichen und Reichen reduzieren und die Mehrwertsteuer erhöhen. Die würde dann vor allem die kleinen und mittleren Einkommen belasten. Schuldenberg red? Fehlanzeige.
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  • Arcus
    ...von der Schallnachahmung des Schusses: der Überraschte ist 'paff' wie beim Hören eines unerwarteten Schusses.
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