Die Wahlplakate der FDP in der Würzburger Innenstadt fallen auf durch ihre frechen und frischen Sprüche wie: „Niemand darf eine Sechs in Mathe erben. Denken wir neu“. Wer jetzt glaubt, dieser Wahl-Slogan sei bei einer hochbezahlten Agentur für die bundesweite Kampagne entstanden, irrt: „Die Sätze mit meinem Konterfei haben wir in Würzburg selbst in einem internen Kreativ-Team entwickelt“, sagt der Direkt-Kandidat für die Liberalen in Stadt und Landkreis Würzburg Andrew Ullmann.
Er kommt zum Redaktionsbesuch mit einem großen, sehr schweren Rucksack. Was um Himmels willen schleppt der Mann alles mit sich herum, der in den Bundestag einziehen möchte? „Das ist mein Büro“, schmunzelt er. „Ganz viel Papier und ein Laptop.“
Duell am Tischkicker
Um das Eis zu brechen wird der FDP-Mann, seines Zeichens Kreisvorsitzender Würzburg-Stadt, erst einmal zu einem Duell am Tischkicker herausgefordert. „Schon mal gespielt?“ „Meistens an Geburtstagen“, lautet die saloppe Antwort. Der Mann ist flexibel.
Ullmann ist Universitätsprofessor und Chef der Infektiologie der Würzburger Uniklinik. Hat er die Nase voll von seinem Job oder warum möchte er jetzt Berufspolitiker werden? Der Kandidat muss schmunzeln. „Nein, ich liebe meinen Beruf.“
Er ist schon häufiger gefragt worden, warum er sich eine Spitzenkandidatur für den Bundestag antut. „Zum einen war ich schon mal als Kommunalpolitiker im Gemeinderat der Verbandsgemeinde Nieder-Olm in Rheinland-Pfalz tätig. Außerdem war ich bundesweit politisch viel in Sachen Gesundheitspolitik unterwegs.“
Antriebsfeder Idealismus
Für ihn ist Idealismus die Antriebsfeder. Und „Ich scheue keine neuen Herausforderungen. Wenn man von einer Sache überzeugt ist, sollte man sich auch selbst einbringen.“ Und das hat der Kreisvorsitzende dann auch getan. „Ich bin nach Rücksprache mit meiner Familie zum Kreisvorstand gegangen und habe gesagt, ich würde gerne kandidieren.“
Und wie nehmen Ehefrau und Sohn und Tochter die neue Herausforderung auf? „Ich habe zu Hause die volle Unterstützung für meine politische Arbeit.“ Derzeit ist Ullmann noch voll im Beruf engagiert. Und wenn er in dieser Woche seinen Urlaub antritt, wird er ihn dem Wahlkampf widmen.
Neuer Zeitgeist bei liberalen Themen
Eine Wanderung von Tür zu Tür, davon hält der Liberale nichts. „Die Menschen sind da eher genervt und fühlen sich gestört.“ Er setzt auf Infostände in Stadt und Kreis. „Die Reaktionen der Leute, die an den FDP-Stand kommen, sind durchweg positiv“, bilanziert Ullmann. Er spürt einen neuen Zeitgeist bei den liberalen Themen. Und dann war da noch seine Reihe „Ullman diskutiert“ im Chambinzky, wo er aktuelle Themen aufgriff.
In der Region kandidiert außerdem Bezirksvorsitzender Karsten Klein im Wahlkreis Aschaffenburg auf Landeslistenplatz 2. Danach kommt der Würzburger Ullmann in Unterfranken mit Rang 12. Rechnet er sich reelle Chancen aus? „Dass ich Paul Lehrieder als Direktkandidat der CSU bei den Erststimmen ablöse, ist eher unwahrscheinlich“, analysiert der Liberale.
Ziel: FDP wieder im Bundestag
Und wie viele FDP-Kandidaten überhaupt in den Bundestag kommen, würden die nächsten Wochen entscheiden. Für ihn ist das oberste Ziel, die Partei wieder im Bundestag zu sehen. Zu tief sitzt immer noch der Schock des Absturzes der FDP von 14,6 Prozent vor acht Jahren auf 4,8 Prozent vor vier Jahren und damit ohne Sitze im Bundestag.
Seine Themen sind klar formuliert: Gesundheitspolitik und Bildung stehen für den Mediziner im Vordergrund. Für ihn ist es unglaublich wichtig, die medizinische Versorgung im ländlichen Raum zu sichern. Es gebe in Deutschland im internationalen Vergleich zu viele Krankenhäuser und nicht alle könnten bestehen bleiben. Sein Konzept für ländliche Räume: Kooperationen anstreben und in diesen Gebäuden Gesundheitszentren schaffen, deren Betonung auf der ambulanten Behandlung liegt.
Mehr Ärzte aufs Land
Wie bekomme ich mehr junge Ärzte aufs Land? Eine Frage, mit der sich Ullmann auch auseinandersetzt. Den Beruf attraktiver machen und die Budgetierung aufheben. Vor allem aber brauche es das Zusammenspiel aller Kräfte der Kommunen, von Land und Bund, um eine gesunde Infrastruktur in den Orten aufzubauen. Ist die vorhanden, kommen auch die Ärzte, ist sich der Liberale sicher.
Rohstoff Bildung
Thema Bildung: „Wir haben keine Rohstoffe in Deutschland. Also ist Bildung unser Rohstoff.“ Und da kommt der Spruch des Wahlplakates: „Niemand darf eine Sechs in Mathe erben“ zum Tragen. „Der soziale Hintergrund darf nicht über die Zukunft der Kinder entscheiden. Wir müssen allgemein fördern und fordern. Und da sollte das Grundgesetz geändert werden. Der Bund muss einsteigen, was ihm bisher per Gesetz untersagt ist.“ Und man müsse vor allem die Digitalisierung vorantreiben. „Die Kreidezeit ist vorbei. Wir müssen global vergleichbar sein.“
Gestern hat mir eine Bundestagskandidatin der FDP aber klar gemacht, dass damit die Kinder der FDP Klientel gemeint ist.
Auch bei den Steuern müsste nur der Mittelstand entlastet werden. Wobei der Mittelstand für die Kandidatin schon mindestens bei einem höheren 6stelligen Einkommen liegen sollte.
Mein Vorschlag, die Mehrwertsteuer, am besten den unteren Satz (7%) zu verringern, kam überhaupt nicht gut an. Begründung, da hätten ja alle gleich viel davon.
Da ist sie wieder, die alte FDP. Die Klientelpartei der sehr gut verdienenden und Reichen. Diesen spätrömisch dekadenten Mist will uns nun ein (mehrfach mit eigenen Unternehmer gescheiterter) unrasierter, sich sexy, gerne auch in überteuerten Maßanzügen, kleidender CL nun als die Wiederauferstehung des wahren Liberalismus verkaufen.