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WÜRZBURG
Die künftige Rente: KAB befragte Bundestagskandidaten
Diskutierten auf Einladung der KAB über gute Arbeit, gute Rente und bessere soziale Bedingungen (von links): Paul Lehrieder (CSU), Eva Maria Linsenbreder (SPD), Andrew Ullmann (FDP), Susanne Ferschl (Landesliste/Die Linke), Martin Heilig (Die Grünen), Raimund Binder (ÖDP).
Foto: Pat Christ | Diskutierten auf Einladung der KAB über gute Arbeit, gute Rente und bessere soziale Bedingungen (von links): Paul Lehrieder (CSU), Eva Maria Linsenbreder (SPD), Andrew Ullmann (FDP), Susanne Ferschl (Landesliste/Die ...
Pat Christ
Pat Christ
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:51 Uhr

Etliche Rentner müssen in Deutschland Sozialgeld beantragen. Das Statistische Bundesamt registrierte Ende 2016 über 525 000 Empfänger von „Grundsicherung im Alter“. Vor allem Frauen sind betroffen. Die Zahlen nehmen kontinuierlich zu. 2003 gab es erst 258 000 Empfänger von Grundsicherung. Welche Ideen hat die Politik, um Rentnern einen Ruhestand in Würde zu ermöglichen? Das fragte die KAB im Kreis- und Stadtverband Bundestagskandidaten von mehreren Parteien.

Für den CSU-Bundstagsabgeordneten Paul Lehrieder gibt es aktuell noch kein allzu großes Problem: „Denn wir bewegten uns in letzter Zeit mit dem Rentenniveau zum Glück nach oben.“ Doch möglicherweise werde es enger, wenn in wenigen Jahren die „Babyboomer“ in Rente gehen. Darum unterstützt er die Idee, nach der Wahl eine Expertenkommission einzurichten, die Vorschläge für ein langfristig angemessenes Rentenniveau entwickeln soll.

Das sogenannte „Cappuccino-Modell“

Die KAB hat seit über zehn Jahren einen Vorschlag parat: Das sogenannte „Cappuccino-Modell“. Ein Cappuccino besteht bekanntlich aus Espresso, Milch und Milchschaum. Das „Cappuccino-Rentenmodell“ setzt sich ebenfalls aus drei Elementen zusammen. Im Exerzitienhaus Himmelspforten wurde die Idee für eine solidarische Alterssicherung noch einmal präsentiert.

Jedem Bürger soll demnach eine aus Steuern finanzierte Sockelrente von aktuell 515 Euro gewährt werden. Hinzu kommt eine Arbeitnehmerpflichtversicherung. Wer 40 Jahre lang mit durchschnittlichem Verdienst gearbeitet hat, kann nach diesem Modell mit einer Gesamtbruttorente von 1331 Euro rechnen. Als Sahnehäubchen kommt eine verpflichtende betriebliche Altersvorsorge hinzu.

Eva Maria Linsenbreder (SPD) gefällt das Modell „sehr gut“. Wobei sie gleichzeitig für faire Entlohnung plädiert, um Altersarmut zu vermeiden. „Vom Mindestlohn bin ich nicht begeistert“, betonte sie.

Wer könne denn von 8,84 Euro in der Stunde leben? Auch ist es mit dem Mindestlohn unmöglich, eine Rente zu erwirtschaften, die über der Grundsicherung liegt: „Deshalb ist das, was die Bundesregierung hier auf den Weg gebracht hat, für mich keine Errungenschaft.“

Die Armutsrentner von morgen

Dem Statistischen Bundesamt zufolge wurden im April 2016 knapp 1,8 Millionen Beschäftigungsverhältnisse mit dem Mindestlohn bezahlt. 800 000 Jobs wurden mit weniger als 8,50 Euro entlohnt, obwohl sie unter das Mindestlohngesetz fielen. Die Menschen, die hinter diesen Zahlen stecken, sind auch nach Auffassung von Susanne Ferschl (Landesliste/Die Linke) die Armutsrentner von morgen. Ferschl will sich deshalb politisch dafür einsetzen, dass die Zahl der prekären Arbeitsverhältnisse sinkt. Inakzeptabel ist für sie vor allem, dass immer mehr Menschen ohne sachgerechte Gründe befristet beschäftigt werden. „Wir laufen immer weiter in eine gespaltene Gesellschaft hinein“, warnte sie.

Gerade im sozialen Bereich ist die Altersarmut heute schon groß, konstatierte Raimund Binder (ÖDP): „Eine Altenpflegerin bekommt nach 40 Jahren Arbeit 1000 Euro Rente. Damit kann sie die Mieten auf dem Würzburger Wohnungsmarkt nicht zahlen.“ Problematisch ist für die ÖDP weiter, dass junge Eltern aus finanziellen Gründen gezwungen sind, zu arbeiten, obwohl sie sich lieber um ihre Kinder kümmern würden: „Wir haben keine Wahlfreiheit mehr.“ Deshalb macht sich seine Partei für eine Kindergrundsicherung stark: „Das hat nichts damit zu tun, dass Frauen zurück an den Herd sollen.“

Für Martin Heilig (Die Grünen) ist es ebenfalls „skandalös“, wie viele Menschen, und zwar vor allem Frauen, im Alter arm sind: „Deshalb brauchen wir eine Bürgerversicherung.“ Würde er gewählt, möchte er sich im Bundestag außerdem für eine bessere Familienpolitik einsetzen. „Wir brauchen eine Kindergrundsicherung“, betonte er. Das Kindergeld nütze armen Familien nichts: „Denn das wird voll auf den Hartz IV-Satz angerechnet.“

Altersvorsorge nach Baukastenprinzip

Die FDP will laut ihrem Würzburger Bundestagskandidaten Andrew Ullmann die Altersvorsorge nach einem Baukastenprinzip organisieren. Zur gesetzlichen Rente sollen betriebliche und private Vorsorge kommen. Ebenso wichtig wie „Generationengerechtigkeit“ sind dem Mediziner von der Würzburger Universitätsklinik höhere Investitionen in Bildung: „Ich finde es schrecklich, dass die Bildung in Deutschland vom sozialen Status der Eltern abhängig ist.“

Die KAB fordert von der künftigen Bundesregierung ebenfalls mehr Unterstützung von Familien. Ihr schwebt ein „Grundeinkommen für Familien“ vor. Haushalte und Bedarfsgemeinschaften mit Kindern unter drei Jahren sollen demnach 1800 Euro monatlich erhalten. 900 Euro gibt es diesem Vorschlag zufolge für Haushalte, in denen Kinder zwischen drei und 13 Jahren leben. Das Geld soll unabhängig davon gewährt werden, wie viel jemand verdient. Es könnte dazu verwendet werden, die Kinder zu Hause zu erziehen, einen Platz in der Tagesstätte oder eine Tagesmutter zu finanzieren.

 
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  • 2ostsee
    Entschuldigung, wollte nur einen Kommentar senden.
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  • 2ostsee
    Der Vorschlag der KAB ist sehr gut! Allerdings brauchen Familien mit mehr als 100.000 € Jahres Einkommen dieses Geld genausowenig wie das Kindergeld.
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  • 2ostsee
    Der Vorschlag der KAB für ein Familien Einkommen ist sehr gut. Allerdings sollte es nicht an alle Familien gezählt werden denn wenn z.B. schon ein Einkommen jenseits der 100.000 € pro Jahr liegt dann brauchen diese Eltern dieses Geld genausuwenig wie das Kindergeld.
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  • Holger64
    Ja die können uns viel erzählen. Es muss jeder einzahlen(Beamte/Politiker/Selbstsändige) und schon ist das Problem gelöst. Aber das ist natürlich unmöglich , denn dann wäre man ja selber betroffen.Außerdem muß man aufhören das Geld anderweitig zu verwenden. Und wenn ich höre das Problem ist nicht aktuell , dann sehe ich nur wieder wie weit entfernt die Politik vom kleinen Mann ist. Man sollte nur schauen wieviele hunderte Milliarden die letzten Jahre in die EU gepumpt wurden um andere zu retten, aber das eigene Volk kommt immer zuletzt.
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  • al-holler@t-online.de
    Das allein löst das Problem sicher nicht : Wenn mehr einzahlen, bekommen auch mehr wieder was; zwar nicht gleich, aber in wenigen Jahren...
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