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München
FDP in Unterfranken nach der Wahl: Existenzfrage oder Glaube ans Comeback?
Mit dem Scheitern bei der Bundestagswahl verlieren auch zwei profilierte Liberale aus Unterfranken ihr Mandat: Aufgeben wollen Andrew Ullmann und Karsten Klein trotzdem nicht.
Die FDP hat bei der Bundestagswahl von allen Parteien der gescheiterten Ampel den höchsten Preis bezahlt, findet der unterfränkische FDP-Bezirkschef Karsten Klein.
Foto: Steffen Krapf | Die FDP hat bei der Bundestagswahl von allen Parteien der gescheiterten Ampel den höchsten Preis bezahlt, findet der unterfränkische FDP-Bezirkschef Karsten Klein.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 03.03.2025 02:34 Uhr

Das Ergebnis der Bundestagswahl will Andrew Ullmann gar nicht schönreden: Einen "Rausschmiss" nennt der Liberale aus Würzburg das Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde. Auch in Unterfranken stürzte die FDP im Vergleich zu 2021 um satte 5,8 Prozentpunkte auf 3,9 Prozent ab.

'Die Sympathien im Wahlkampf sind nicht in Wählerstimmen umgeschlagen', klagt der Würzburger FDP-Mann Andrew Ullmann, der nun aus dem Bundestag ausscheidet.
Foto: Patty Varasano | "Die Sympathien im Wahlkampf sind nicht in Wählerstimmen umgeschlagen", klagt der Würzburger FDP-Mann Andrew Ullmann, der nun aus dem Bundestag ausscheidet.

Woran lag es? "Die Sympathien im Wahlkampf haben sind nicht in Wählerstimmen umgeschlagen", berichtet Ullmann, seit 2017 im Bundestag ein geschätzter Gesundheitspolitiker. Vielleicht habe die "Fassade der kalten FDP" zu sehr das Bild geprägt, räumt er ein. Denn dass eine erfolgreiche FDP mehr sein muss, als eine reine Wirtschaftspartei, "das unterstreiche ich mit Ausrufezeichen", fügt er an.

Bezirkschef Klein: FDP-Kernthema Wirtschaft hat im Wahlkampf kaum Rolle gespielt 

Alle Parteien der gescheiterten Ampel wurden vom Wähler abgestraft. "Wir haben aber den höchsten Preis bezahlt", findet Karsten Klein, FDP-Bezirkschef aus Aschaffenburg. Das FDP-Kernthema Wirtschaft habe trotz Job-Krise im Wahlkampf kaum eine Rolle gespielt, klagt er. Die FDP sei auch deshalb "nicht sichtbar genug" gewesen.

Bundesweit hat die FDP mehr als 1,3 Millionen Stimmen an CDU/CSU verloren - aber auch 890.000 an die AfD und rund 200.000 an das BSW. "Viele Menschen in der Mittelschicht sind so frustriert, dass sie meinen, damit etwas auszulösen", glaubt Klein. Dies seien "eindeutige Signale" an alle Parteien der Mitte, drängende Probleme endlich zu lösen.

In Bayern ist die Partei nun wie bereits nach 2013 weder im Landtag noch im Bundestag vertreten. Eine Neuaufstellung müsse her, personell wie inhaltlich, fordern Ullmann wie Klein. Doch wer auf Bundesebene auf Christian Lindner folgen soll, ist ebenso offen, wie die Neuaufstellung in Bayern, wo das Führungsduo Martin Hagen und Katja Hessel für Juni den Rückzug angekündigt hat.

Ein FDP-Comeback? "Ich bin ein Optimismus-Kalifornier", sagt Andrew Ullmann

Und in Unterfranken? "Wir haben den Bezirksparteitag auf Juli vorgezogen", erklärt Bezirkschef Klein. Man müsse "die Neuaufstellung auf allen Ebenen offen diskutieren". Ullmann warnt allerdings davor, "alle Verantwortlichen über die Berge zu schicken". Schließlich sind 2026 in Bayern Kommunalwahlen, in Unterfranken sind die Liberalen in den Kommunen bislang flächendeckend gut vertreten. "Es muss unser Fokus sein, dies zu halten", fordert Klein.

Doch kann der FDP wirklich erneut ein Comeback gelingen? "Ich bin ein Optimismus-Kalifornier", sagt Ullmann, als Kind in Los Angeles aufgewachsen. Er sei aber auch Realist: "Das ist absolut keine Selbstverständlichkeit, sondern sehr viel harte Arbeit."

 
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  • Walter Stöckl-Manger
    Die FDP hat schon vor langer Zeit ihre Existenzberechtigung verloren, ungefähr seit Westerwelle. Je schneidiger und unsäglicher das Auftreten des jeweiligen Vorsitzenden, desto hohler der vorgebliche politische Gehalt einer zur reinen Klientelorganisation der sogenannten 'Leistungsträger' dieser Gesellschaft verkommenen Partei.
    Eine Hildegard Hamm-Brücher oder Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sind dort ebenso heimatlos geworden wie ein Gerhart Baum. Daher begrüße ich es ausdrücklich, dass die FDP keinen Zugang zu bundespolitischer Macht mehr hat.
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  • Sebastian Madeiski
    Die F.D.P. ist in der Wählergunst da gelandet, wo sie auch hingehört, bei Fast Drei Prozent. Linder hätte lieber gar nicht regiert, anstatt schlecht regiert. Glaubwürdikeit hat diese Partei schon längst verspielt.
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  • Silke Müller
    Es war nicht die ,Fassade der kalten FDP ', sondern die Realität einer kompromisslosen Partei, die in schwierigen Zeiten eine Regierung sabotiert hat und mit Vokabular aus dem Krieg fassungslos macht. Langsam sollten sie es kapiert haben, warum sie völlig zurecht aus dem Bundestag geflogen sind.
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  • Peter Koch
    "Wir haben aber den höchsten Preis bezahlt"
    Das war doch richtig gerecht. Wer eine Ampel ausschaltet und dadurch einen Unfall verursacht muss abgestraft werden. Wegen Vorsatz gibt es da auch keine Bewährung.
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  • Johannes Metzger
    Mit deren heutigen Spitze? Damit meine ich nicht nur Lindner- wird das nichts.
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  • Andrew Ullmann
    Nur zur Info: Es wird eine/n neue/n Bundesvorsitzende/n geben.
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  • Johannes Metzger
    Ja das ist bekannt. ich bin mir aber- ehrlich gesagt nicht sicher, ob es damit getan ist. Oder ob die FDP in die Richtung geht in der sie in der Nachkriegszeit schon mal war. Und die war ziemlich braun.
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  • Walter Stöckl-Manger
    Wow, Sie wissen ja noch Sachen, Respekt!
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