
Das Ergebnis der Bundestagswahl will Andrew Ullmann gar nicht schönreden: Einen "Rausschmiss" nennt der Liberale aus Würzburg das Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde. Auch in Unterfranken stürzte die FDP im Vergleich zu 2021 um satte 5,8 Prozentpunkte auf 3,9 Prozent ab.

Woran lag es? "Die Sympathien im Wahlkampf haben sind nicht in Wählerstimmen umgeschlagen", berichtet Ullmann, seit 2017 im Bundestag ein geschätzter Gesundheitspolitiker. Vielleicht habe die "Fassade der kalten FDP" zu sehr das Bild geprägt, räumt er ein. Denn dass eine erfolgreiche FDP mehr sein muss, als eine reine Wirtschaftspartei, "das unterstreiche ich mit Ausrufezeichen", fügt er an.
Bezirkschef Klein: FDP-Kernthema Wirtschaft hat im Wahlkampf kaum Rolle gespielt
Alle Parteien der gescheiterten Ampel wurden vom Wähler abgestraft. "Wir haben aber den höchsten Preis bezahlt", findet Karsten Klein, FDP-Bezirkschef aus Aschaffenburg. Das FDP-Kernthema Wirtschaft habe trotz Job-Krise im Wahlkampf kaum eine Rolle gespielt, klagt er. Die FDP sei auch deshalb "nicht sichtbar genug" gewesen.
Bundesweit hat die FDP mehr als 1,3 Millionen Stimmen an CDU/CSU verloren - aber auch 890.000 an die AfD und rund 200.000 an das BSW. "Viele Menschen in der Mittelschicht sind so frustriert, dass sie meinen, damit etwas auszulösen", glaubt Klein. Dies seien "eindeutige Signale" an alle Parteien der Mitte, drängende Probleme endlich zu lösen.
In Bayern ist die Partei nun wie bereits nach 2013 weder im Landtag noch im Bundestag vertreten. Eine Neuaufstellung müsse her, personell wie inhaltlich, fordern Ullmann wie Klein. Doch wer auf Bundesebene auf Christian Lindner folgen soll, ist ebenso offen, wie die Neuaufstellung in Bayern, wo das Führungsduo Martin Hagen und Katja Hessel für Juni den Rückzug angekündigt hat.
Ein FDP-Comeback? "Ich bin ein Optimismus-Kalifornier", sagt Andrew Ullmann
Und in Unterfranken? "Wir haben den Bezirksparteitag auf Juli vorgezogen", erklärt Bezirkschef Klein. Man müsse "die Neuaufstellung auf allen Ebenen offen diskutieren". Ullmann warnt allerdings davor, "alle Verantwortlichen über die Berge zu schicken". Schließlich sind 2026 in Bayern Kommunalwahlen, in Unterfranken sind die Liberalen in den Kommunen bislang flächendeckend gut vertreten. "Es muss unser Fokus sein, dies zu halten", fordert Klein.
Doch kann der FDP wirklich erneut ein Comeback gelingen? "Ich bin ein Optimismus-Kalifornier", sagt Ullmann, als Kind in Los Angeles aufgewachsen. Er sei aber auch Realist: "Das ist absolut keine Selbstverständlichkeit, sondern sehr viel harte Arbeit."
Eine Hildegard Hamm-Brücher oder Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sind dort ebenso heimatlos geworden wie ein Gerhart Baum. Daher begrüße ich es ausdrücklich, dass die FDP keinen Zugang zu bundespolitischer Macht mehr hat.
Das war doch richtig gerecht. Wer eine Ampel ausschaltet und dadurch einen Unfall verursacht muss abgestraft werden. Wegen Vorsatz gibt es da auch keine Bewährung.