
Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind laut Rundfunkstaatsvertrag zur Ausgewogenheit verpflichtet, insbesondere zur politischen Balance. Hat dies jetzt Auswirkungen auf die "Fastnacht in Franken", die am 21. Februar - zwei Tage vor der Bundestagswahl - im Bayerischen Rundfunk (BR) live auf Sendung geht?
Auf Nachfrage teilt der BR mit: ARD-weit sei beschlossen worden, dass Politiker und Politikerinnen in den sechs Wochen vor der Bundestagswahl nicht in Unterhaltungssendungen mitwirken dürften. Dies bedeute, dass sie nicht als Gast auf der Bühne oder beispielsweise als Büttenredner in einer Faschingssendung mitwirken dürfen. Als Gast im Publikum können sie laut BR bei Sendungen aber dabei sein. So gesehen ändere sich für "Fastnacht in Franken" nichts.
BR kündigt an: Keine Vorgaben oder Einschränkungen für die Künstler
Für die Auftritte bei "Fastnacht in Franken" gelte die künstlerische Freiheit, teilt die zuständige Redaktion des BR mit. Für die Künstlerinnen und Künstler gebe es keine speziellen Vorgaben mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl am 23. Februar.
Wie in den Vorjahren würden die Akteure bei ihrer Vorbereitung für die Sendung vom Sender redaktionell begleitet. Und wie sonst auch bekämen "alle Parteien ihr Fett ab", kündigt der BR an: Die Akteure würden sich dem gesellschaftlichen und politischen Geschehen aus unterschiedlichen Blickwinkeln nähern. Damit ergebe sich automatisch eine politische Ausgewogenheit.
Marco Anderlik, Präsident des Fastnacht-Verbandes Franken, ist zwar gespannt, wie das Thema Wahl behandelt wird. Für den Fasching sei der Wahltermin jedoch nebensächlich: "Man hält der Politik und der Gesellschaft so oder so den Spiegel vor."
Das sieht auch Anja Miller so. Auf die Frage, ob der Termin so kurz vor Wahl Fluch oder Segen sei, sagt die Leiterin des BR Franken: "Ganz klar, ein Segen!" Einen Maulkorb für die Künstler werde es jedenfalls nicht geben.
Die Akteure der Kult-Sitzung sind entspannt: die Programme stehen
Den ließen sich die wohl auch kaum anlegen. Der Schweinfurter Büttenredner Peter Kuhn aus Schweinfurt sagt, er würde sich inhaltlich niemals hineinreden lassen. Eher würde er auf den Fernsehauftritt vor Millionenpublikum verzichten. Kuhn tritt in diesem Jahr zum 33. Mal bei der TV-Prunksitzung auf und hält stets eine sehr politische Büttenrede. Der Termin kurz vor der Wahl sei für ihn kein Problem. Schwieriger würden eher seine Auftritte nach der Wahl. Vermutlich werde er seine Rede aber auch dann nicht umschreiben.
Auch das Duo Martin Rassau und Volker Heissmann lässt der Wahlsonntag kalt: "Wir haben ja bei unserer Darbietung eine Nonsens-Nummer, da müssen wir nicht so viel Rücksicht auf die aktuelle politische Lage nehmen", sagt Martin Rassau. Beim Gang durchs Publikum wollen die beiden wieder ganz spontan auf die Kostüme und Reaktionen der Politiker reagieren - ohne Rücksicht auf Parteizugehörigkeiten. "Wir nutzen sozusagen den Moment der Situation - also einfach überraschen lassen."
Der Karlstadter Mathias Walz, der bei seiner Comedy am Klavier gerne Politikerinnen und Politiker aufs Korn nimmt, sagt: Der einzige Unterschied zu früheren Jahren sei gewesen, dass er jetzt erst sehr spät mit seiner Nummer fertig geworden sei. Bis zuletzt habe er noch auf einen Knaller im Wahlkampf gewartet, um ihn einzubauen.
Live im Saal dabei: Bayerns Politprominenz hat zahlreich zugesagt
Für die Sitzung in Veitshöchheim am 21. Februar habe der Sender wieder die Mitglieder des bayerischen Kabinetts und weitere Landespolitiker wie die Partei- und Fraktionsvorsitzenden eingeladen, teilt der BR mit. Wie in den Vorjahren habe man auf einen fränkischen Bezug und politische Ausgewogenheit geachtet. Und, sagt Anja Miller: Sehr viele Kabinettsmitglieder, Partei- und Fraktionsvorsitzende einschließlich Ministerpräsident Markus Söder (CSU) haben ihr Kommen bereits zugesagt.
Söder: Bundestagswahl bei "Fastnacht in Franken" ohne Bedeutung
Für Söder spielt die Bundestagswahl bei "Fastnacht in Franken" übrigens keine Rolle. Zumindest sagt der CSU-Chef und Ministerpräsident das. "Veitshöchheim ist zeitlos", erklärte er im Gespräch mit der Redaktion. "Das hat nichts mit der Wahl zu tun, zumindest für mich nicht."
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katharina Schulze, wird in Veitshöchheim auch wieder dabei sein. Sie sagt, für sie sei "Fastnacht in Franken" nicht nur Unterhaltung, sondern auch ein Spiegelbild des politischen Geschehens. Sie sei sich sicher, dass der Wahlkampf dieses Jahr auf der Bühne eine große Rolle spiele - und sei schon ganz gespannt.
Mitarbeit: Angelika Kleinhenz, Benjamin Stahl
Redaktionell begleitet. Das ist bisher die drolligste Umschreibung für Zensur. Könnte man auch "betreutes Gesinnungsfernsehen" nennen.
Nur interessehalber: wer wird denn Ihrer Meinung nach "zensiert" und welche "Gesinnung" steckt Ihrer Meinung nach dahinter?
Sprache sollte schon auch eine Bedeutung haben sonst könnte ja jeder den Golf von Mexiko einfach Golf von Amerika nennen wollen....
Daß die Öffentlich Rechtlichen nur einen sehr schmalen "Meinungskorridor" zulassen und daß dieser SEHR weit links links liegt, ist mehr als offensichtlich.
Wer das noch nicht bemerkt hat, dem ist nicht zu helfen.
Und das halten Sie vermutlich nicht für "Gesinnung"...?
Wer die konkrete und akute Gefahr durch rechte Kräfte und deren Zerstörung der demokratischen Mitte immer noch nicht wahrnimmt, dem ist - wie Sie so schön sagten - „nicht zu helfen“.
Ich habe durchaus Verständnis für die Häme und den Spott über „wokes“ Zeug etc. - aber irgendwann sollte man dann doch mal die Realität sehen und erkennen, dass Schadenfreude kaum als Lebensmotto trägt. Immer vorausgesetzt natürlich, man ist dazu in der Lage.
Die Bemerkung von Herrn Söder der Bundestagswahlkampf spielt keine Rolle.
„Wer’s glaubt ,wird selig“
Ist es nicht doch eine Wahlkampfveranstaltung , wenn die Mitglieder des bayerischen Kabinetts eingeladen sind vom Sender
Nach Ende dieser Sendung wird schon
wieder für ´26 geplant.
Gruß Klaus Habermann, Estenfeld ! ! !
Der Sinn ist doch gerade, den Politikern einen Spiegel vorzuhalten und sie zu kritisieren.
Und Sie fordern, ihn "politikerfrei" zu gestalten...
Niemand wäre dafür "dankbar".
Das ist garantiert nicht der Sinn von Fasching. Das ist eher der peinliche Teil der Faschingssitzung mit der Reaktion des gekünstelten Lächeln des jeweiligen Politikers. Braucht keiner und wenn dieser Politiker nicht dabei ist, wird die Parodie deswegen nicht schlechter.
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/karneval-fastnacht-begriff-100.html