Polizei und Staatsanwaltschaft in Unterfranken setzen ein Zeichen gegen das ungehemmte Verteilen von Kinderpornos im Internet: Wie erst jetzt bekannt geworden ist, nahmen sie bereits am vergangenen Donnerstag bei einer gezielten Razzia mit einer umfangreichen Durchsuchungsaktion elf Männer gezielt unter die Lupe, die dieser Neigung verdächtigt werden.
Oft kommen Tipps von Ermittlern aus den USA
Die Kripo reagiert damit auf eklatant steigende Fallzahlen im Bereich Kinderpornografie in der Region. Die Verdächtigen sind zwischen 16 und 69 Jahren alt und kommen aus Karlstadt, Billingshausen, Thüngen, Neuendorf (alle Landkreis Main-Spessart), Rimpar, Kürnach (Landkreis Würzburg), Segnitz (Landkreis Kitzingen) und Würzburg.
Zu Einzelheiten äußerten sich die Ermittler zunächst nicht detailliert. Im Hintergrund hieß es dazu auf Nachfrage: In vielen dieser Fälle seien Auslöser zunächst Tipps von Behörden aus den USA, die sich mit geringerem Datenschutz leichter tun, um solchen konspirativ tätigen Tätern im Internet auf die Schliche zu kommen. Sie gäben regelmäßig solche Erkenntnisse weiter, die dann zu Durchsuchungen und Verurteilungen führen.
Ermittler warnen vor Verharmlosen des Delikts
"Wir reden hier nicht von harmlosem Bildchen-Weiterschicken, wie das manche Pädophile gerne verharmlosend erzählen," betont ein Ermittler. "Man muss immer wieder deutlich machen: Kinder werden zunächst tatsächlich sexuell missbraucht und dabei gefilmt."
Die Verwertung der Bilder ist für manche Nutzer ein stilles Bekenntnis zu ihren verbotenen Neigungen, ein Geschäft oder die Eintrittskarte für Tauschgeschäfte in einschlägigen Foren. Die wahre Dimension des Delikts hatte zuletzt Polizei-Vizepräsident Holger Baumbach bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2022 für Unterfranken deutlich gemacht.
Pressesprecher Enrico Ball vom Polizeipräsidium Unterfranken gab bekannt: Seine Kollegen hätten in Absprache mit dem Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet (ZKI) bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg und der Staatsanwaltschaft Würzburg "neun Objekte in der Region Mainfranken durchsucht". Mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei sahen sie sich bei elf Beschuldigten um und vollzogen richterliche Durchsuchungsbeschlüsse gegen die ausschließlich männlichen Verdächtigen.
Umfangreiches Beweismaterial sichergestellt
"In den Wohnungen der Beschuldigten stellten Ermittler umfangreiches Beweismaterial in Form von elektronischen Geräten und Speichermedien sicher, die nun aufwendig von IT-Forensikern ausgelesen und ausgewertet werden müssen", sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums. Bei zwei Tatverdächtigen stellte die Polizei zusätzlich geringe Mengen Betäubungsmittel sicher.
In Unterfranken war bereits von 2020 auf 2021 eine Steigerung der Fallzahlen von 496 auf 635 Taten (plus 28 Prozent) festzustellen. Auch 2022 setzte sich diese Entwicklung fort und es gab einen nochmaligen Anstieg auf 766 Fälle (plus 20,6 Prozent).
Drei eigene Arbeitsgruppen
Zur Bekämpfung dieses Delikts hat das Polizeipräsidium eigene "Arbeitsgruppen Kinderpornographie" bei den drei Kriminalpolizeiinspektionen in Würzburg, Schweinfurt und Aschaffenburg eingerichtet. Diese Beamten arbeiten eng mit dem 2020 gegründeten ZKI in Bamberg zusammen. Dort haben spezialisierte Ermittler inzwischen viel Erfahrung beim Aufspüren von Straftätern auch im Darknet entwickelt, die dieser Neigung nachgehen.
Das Polizeipräsidium wertet das vorläufige Ergebnis der konzertierten Aktion "als Erfolg im Kampf gegen Kinder- und Jugendpornographie". Pressesprecher Ball betont: "Durch die neuerliche Aktion wurde den Tatverdächtigen deutlich aufgezeigt, dass sie sich in der Anonymität des Internets nicht verstecken können."