Nach 17 Jahren glimmt nur noch ein schwacher Funken Hoffnung bei Mordermittlern in Würzburg und Australien: Können sie doch noch beweisen, wer im Februar 2005 in Australien die 25-jährige Touristin Simone Strobel aus Rieden (Lkr. Würzburg) getötet hat?
Die junge Frau war mit ihrem Freund und zwei Mitreisenden aus Unterfranken unterwegs, als sie Mitte Februar 2005 – angeblich nach einem Streit – nachts vom Campingplatz in Lismore verschwand. Fünf Tage später wurde auf einem nahen Sportgelände ihre Leiche entdeckt, notdürftig unter abgerissenen Palmzweigen versteckt.
Zum 17. Jahrestag von Simones Tod sendet das australische Fernsehen erneut Berichte von der damaligen Spurensuche. Darin ist auch der frühere Würzburger Oberstaatsanwalt Erik Ohlenschlager beim Besuch in Lismore zu sehen, neben ihm die Mordermittlerin Susanne Grimm, die dem australischen Fernsehen sagt: Die Mitreisenden Simones "haben von Anfang an die Ermittler über wichtige Fakten belogen".
Auch der jüngst erschienene Podcast dieser Redaktion zu dem Fall findet viele Zuhörer – nicht nur in Unterfranken. Simones Vater Gustl Strobel und ihr Bruder Alexander freuen sich ausdrücklich, dass das Schicksal der 25-Jährigen nicht in Vergessenheit gerät. Auch in Australien erinnert Cathy Adams von der Zeitung "Star" zum Jahrestag an das ungeklärte Schicksal der deutschen Touristin – und will ihren Leserinnen und Lesern - trotz der deutsch/englischen Sprachbarriere - mitteilen, dass in Würzburg nun sogar ein Podcast die bisher unbeantwortete Frage stellt: "Wer tötete Simone Strobel?"
Führt die jahrelange intensive Spurensuche noch zu einem Ergebnis?
Die genauen Abläufe der Ereignisse im Jahr 2005 sind bis heute unklar. Szenen einer Überwachungskamera, die im Internet frei einsehbar sind, zeigen Simone und ihre Begleiter nur Stunden vor dem Tod der 25-Jährigen, wie sie streitend aus einem Lokal kommen. Sogar Videos vom Verhör ihres Freundes bei der australischen Polizei wurden im Netz veröffentlicht. Darin ruft der Mann verzweifelt: "Warum hätte ich Simone töten sollen?"
Schon vor einem Jahr sollten die jahrelang stockenden Ermittlungen wieder Fahrt aufnehmen - mit neuen Indizien und neuen Aussagen bei einer Anhörung, die in Australien einem Prozess vorangeht. "Explosive neue Entwicklungen" kündigten australische Ermittler in der Vorladung an Simones drei Mitreisende an. Sprecher der australischen Polizei ließen eine aktuelle Anfrage dieser Redaktion dazu jedoch unbeantwortet. Was es mit ebenfalls angekündigten neuen Erkenntnissen zu DNA am Fundort von Simones Leiche auf sich hat? Keine Antwort. Unklar ist auch, ob die Belohnung von einer Million australischer Dollar einen Zeugen zum Auspacken bewegte.
Auch in Würzburg liefen zwar noch Ermittlungen in dem Fall, wie Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach sagt. Aber hierzulande wäre nun bald jedes Verbrechen außer Mord verjährt – und keiner von drei Ermittlern, mit denen diese Redaktion sprach, sieht dafür genug Beweise.
Der erhoffte Kronzeuge kam 2021 nicht nach Australien
Die Ermittler hatten auf neue Aussagen des Mitreisenden Jens M. gegen Simones Freund und dessen Schwester gesetzt. M. wurde 2021 kurz vor der Ankündigung der öffentlichen Voruntersuchung vom mutmaßlichen Komplizen zum Zeugen herabgestuft.
Doch Jens M. weigerte sich, noch einmal zur Anhörung nach Australien zu reisen: Er habe bereits 2007 alles gesagt, was er wisse. Kaum hatte sein Anwalt Reinhard Stumpf das 2021 auf Anfrage dieser Redaktion öffentlich gemacht, teilte das australische Gericht mit: Die Anhörung sei "auf einen bisher unbekannten Zeitpunkt verschoben" worden. Ob es mittlerweile einen Termin gibt, ist unklar. Die entsprechende Anfrage blieb bislang unbeantwortet.
Weder Jens M. noch die Schwester von Simones Ex-Freund wollen mit dieser Redaktion sprechen. Auch der Ex-Freund selbst schweigt. Sein Anwalt Peter Auffermann betont, für ihn gelte aber die Unschuldsvermutung.