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Würzburg
"Es geht um die Rechte der Kinder": Gut 400 Menschen demonstrieren in Würzburg für eine Bildungswende
Bildungsgerechtigkeit, Inklusion, mehr Geld und bessere Rahmenbedingungen für das Personal in Kitas und Schulen gefordert. Wie die Demonstrierenden das begründen.
Rund 400 Menschen zogen am Samstag durch die Würzburger Innenstadt. Mit der Demo wollen die Protestierenden bessere Rahmenbedingungen für die Bildungsarbeit erreichen.
Foto: Patty Varasano | Rund 400 Menschen zogen am Samstag durch die Würzburger Innenstadt. Mit der Demo wollen die Protestierenden bessere Rahmenbedingungen für die Bildungsarbeit erreichen.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 16:28 Uhr

"Bildungswende jetzt!" steht auf dem orangefarbenen Riesenball der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern, der am Samstagvormittag an der Spitze einer lautstarken Demonstration durch die Innenstadt gerollt ist. Rund 400 Menschen aus ganz Unterfranken haben sich in Würzburg am groß angelegten Bildungsprotest beteiligt, der seit dem 8. Juni in allen großen bayerischen Städten stattgefunden hat. Am Dienstag wird der GEW-Ball in München auf der Straße sein, wo die Ergebnisse von zwei Petitionen an die bayerische Staatsregierung übergeben werden sollen.

Zuletzt hatte das Bündnis "Bildungswende Jetzt" im vergangenen September zum Protest aufgerufen. In Würzburg nahmen damals mehrere hundert Menschen teil. Dieses Mal standen die Demos und Aktionen unter dem Motto "Bildung. Braucht. Demokratie". Die tägliche Mangelverwaltung in Kitas und Schulen bedrohe den gesellschaftlichen Zusammenhalt, heißt es in dem Flyer zur Aktion.

Mehr und bessere Inklusion war eines von vielen Themen bei der Bildungswende-Demonstration in Würzburg.
Foto: Patty Varasano | Mehr und bessere Inklusion war eines von vielen Themen bei der Bildungswende-Demonstration in Würzburg.

Fachkräftemangel, fehlende Bildungs- und Chancengerechtigkeit und die Forderung nach mehr Inklusion in Bildungseinrichtungen standen im Mittelpunkt der Demonstration. "Es geht um die Rechte der Kinder", betonte Angelika Hechelhammer zum Auftakt vor dem Hauptbahnhof. Sie ist Leiterin des integrativen AWO-Kinderhauses "Rasselbande" und Sprecherin des offenen Kita-Netzwerks, das die Demo zusammen mit der GEW Unterfranken und dem Bezirksverband der AWO organisiert hatte.

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Demo in Würzburg: Bildung dürfe nicht von Herkunft, Kultur und finanziellen Möglichkeiten abhängen

Nach einem lautstarken Spaziergang mit Trillerpfeifen und Sprechchören durch die Innenstadt zum Unteren Markt legte Hechelhammer auch bei der Abschlusskundgebung den Finger in die Wunde. Bundesweit fehlen nach ihren Worten derzeit 400.000 Kita-Plätze und mehr als 300.000 Erzieherinnen und Erzieher, "um eine ausreichende Versorgung und einen angemessenen Betreuungsschlüssel zu gewährleisten".

Der Fachkräftemangel treffe auch die Kitas hart. 300.000 Erzieherinnen und Erzieher würden laut einer Sprecherin fehlen. 
Foto: Patty Varasano | Der Fachkräftemangel treffe auch die Kitas hart. 300.000 Erzieherinnen und Erzieher würden laut einer Sprecherin fehlen. 

Außerdem dürfe nicht sein, dass die Bildung eines Menschen von Herkunft, kulturellem Hintergrund, Sprache oder finanziellen Möglichkeiten der Eltern abhänge. Die Rahmenbedingungen müssten verbessert werden, um Fachkräfte zu halten und in andere Branchen abgewandertes Personal zurückzuholen. Das forderte auch Monika Hartl, Sonderpädagogin und Vorsitzende der GEW Unterfranken: "Unsere klare Botschaft an München: Macht Bildung endlich zur Chefsache!"

Einen Appell des bundesweiten Netzwerks Bildungswende für ein gerechtes, zukunftsfähiges und inklusives Bildungssystem haben nach einem Jahr zweihundert Bildungsorganisationen, Gewerkschaften und Eltern- und Schülervertretungen unterzeichnet.

 
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  • Irmgard Engert
    Fortsetzung:
    3) Ich kann mir ein Bildungssystem, das vollständig inklusiv arbeitet - (egal, welche Einschränkung oder Behinderung jemand hat, es werden ALLE Kinder gemeinsam beschult) , schlicht praktisch nicht vorstellen!
    Wir sind (oder waren - wenn ich an extreme Beispiele aus der Generation Z denke) eine Leistungsgesellschaft - und es täte allen Beteiligten nicht gut, wenn alle undifferenziert in einer Klasse unterrichtet würden. Die einen wären über- und die anderen unterfordert!
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  • Helga Scherendorn
    aber es sollen gefälligst alle arbeiten, ansonsten fällt der Staat in sich zusammen und man kann kein Geld mehr verschwenden.
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  • Hiltrud Erhard
    Da stimme ich Ihnen voll zu!

    Und diejenigen, die aus der Kirche bzw den Kirchen ausgetreten sind sollen Bitteschön entweder an den kirchlichen Feiertagen arbeiten oder jeweils den Tageslohn für Pflege oder eine soziale Einrichtung abführen!
    Geld kassieren als Schmarotzer und die Feiertage "mitnehmen" ist auch unsozial!
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  • Dietmar Eberth
    Wir haben in Deutschland ja Religionsfreiheit! Welche Lösung haben Sie für Andersgläubige wie zb. Juden und einigen dutzend andere Religionen in Deutschland? Oder gilt ihr Vorschlag nur für Bürger die keiner Religion angehören?
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  • Hiltrud Erhard
    Ich würde es an der Leistung koppeln. Wer Kirchensteuer zahlt weil er einer Religionsgemeinschaft angehört, hat "frei" und wer nicht, eben nicht...
    Es ist plakativ einfach, wäre aber wirkungsvoll.
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  • Dietmar Eberth
    "Wer Kirchensteuer zahlt weil er einer Religionsgemeinschaft"

    Sie wollen da eine unsinnige Bürokratie aufbauen und christliche Arbeitnehmer benachteiligen. Was denken Sie was Arbeitgeber machen, wenn sie zwischen Arbeitnehmern auswählen können, die einige Tage im Jahr mehr arbeiten "müssen".
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  • Helga Scherendorn
    ist das dein Problem?
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  • Hans-Georg Heim
    Nennt man das schon religiösen Wahn?
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  • Dietmar Eberth
    Da scheint das bayerische Kultusministerium weiter zu sein. Zumindest in der Theorie.

    https://www.km.bayern.de/lernen/unterstuetzung/inklusion
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  • Irmgard Engert
    3 Dinge sind mir zu diesem Thema eingefallen:
    1) Es gab Zeiten, da war man in Deutschland stolz darauf, dass in den Familien die Möglichkeit bestand zu WÄHLEN: Bleibt ein Elternteil zuhause oder nicht!
    Es ist für mich kein Zeichen von Fortschritt, wenn beide Elternteile arbeiten MÜSSEN, weil es sonst nicht reicht den Lebensunterhalt zu verdienen - und es ist auch KEIN Zeichen von Fortschritt, die gesellschaftlichen Bedingungen so zu gestalten, dass beide Elternteile arbeiten müssen - und dann halt dafür gesorgt ist, dass die Kinder gut versorgt und aufgehoben sind!

    2) Außerdem finde ich das Motto: Bildung.Braucht.Demokratie - genau falsch herum: Nicht die Bildung braucht Demokratie - sondern die Demokratie braucht Bildung! (dass nicht viele Menschen den Rattenfängern hinterherlaufen, die für eine komplexe und schwierige Welt angeblich einfache "Lösungen" bieten!)
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Stimme Ihnen zu - @Irmgard Engert -

    da klingt mir noch ein Satz aus der ersten PISA-Studie in den Ohren: "in keinem anderen Land auf der Welt ist der Bildungserfolg der Kinder so an den sozialen Status der Eltern gekoppelt wie in Deutschland".

    Und daran hat sich seitdem wenig bis nichts geändert.

    Mich wundert es eher nicht, wenn immer mehr Leute Angst vor der Zukunft haben bzw. davor, sozial (noch weiter) ins Abseits zu geraten.

    "It's a rich man's world!" - wahrscheinlich wollen die "Eliten" gar nicht soviel Konkurrenz um den Platz an der Sonne und sorgen deshalb dafür, dass sie da unter sich bleiben. Und mit so Leuten wie der AfD kann man sich bestimmt arrangieren, war ja im "III. Reich" auch nicht anders.

    Hm - "denk ich an Deutschland in der Nacht..."
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Hab neulich gelesen

    die Anzahl der Kinder pro Frau in Deutschland ist aktuell auf 1,36 gesunken (so niedrig wie seit 2009 nicht mehr). Na woran das wohl liegen mag...
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  • Stefan Wolz
    Kindergeld komplett streichen und in doe Kitas und Schulen mit Ganztagesbetreuung inklusive Verpflegung stecken. Dann kommt das Geld wenigstens an!
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  • Dietmar Eberth
    Wer behauptet, das Kindergeld nicht ankommt? Sollen sich nur Besserverdiener Kinder leisten können?
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  • Stefan Wolz
    Wenn die Kita nichts kostet, die Schule auch keine Kosten erzeugt für z. B. Laptop oder Tablet, das Essen auch frei ist und genügend Lehrkräfte eingestellt werdem können, dann kann sich auch der Wenigerverdiener Kinder leisten.
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Ah ja - @ Stefan Wolz -

    und so Sachen wie mehr Miete für größere Wohnung, mehr Kosten für größeres Auto, mehr Ausgaben für Lebensmittel, Wasser, Strom können unberücksichtigt bleiben, weil die Leute dafür weniger ausgehen können o.ä.?

    Vor etlichen Jahren hab ich mal eine Statistik gelesen, dass ein Kind die Eltern von der Geburt bis zum Eintritt in die Arbeitswelt etwa 125.000 € kostet. Oder andersrum: keine Kinder, dann kann man sich Wohneigentum leisten.

    Bei Wenigverdiener/innen, bei denen möglicherweise zum Ende des Geldes noch einiges an Monat übrig ist, heißt das: leiste dir ein Kind, dann kannst du gleich beim Sozialamt vorsprechen.

    Ich glaube, in diesem Land läuft einiges verkehrt. Früher hat "der Kaufmann" gesagt: leben und leben lassen (weil das bedeutet hat, dass auch seine Kinder und Enkel noch Geschäfte machen können). Das ist den "Kaufleuten von heute" egal - die denken anscheinend in Quartalsberichten, und was in einem Jahr passiert, ist uninteressant...
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  • Helga Scherendorn
    @Wolz, wer keine Kinder hat kann so einen Stuss von sich geben!
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  • Christine Joachim
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Dietmar Eberth
    Fast 150 Tausend Euro bis zum 18ten Jahr für ein Kind. Da sind die 250 Euro monatlich eher zu wenig als zuviel. Aber sie haben recht, die Kita dürfte wie die Schule nichts kosten. Aber nicht auf Kosten des Kindergeldes. Damit bestrafen sie nur die Eltern in den ersten 6 Jahren.
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  • Stefan Wolz
    Immerhin bekommt man doch 54.000 Euro pro Kind bis zum 18. Lebensjahr..... Ist das nichts? Trotzdem denke ich dass dieses Geld besser im System angelegt ist. Es gib doch eh nur noch 1,36 Kinder pro Frau. Die Schulen sind aber trotzdem voll. Also Geld ins System anstatt am die Eltern.
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