Mehr Geschmack, weniger Alkohol und ein höherer Preis: Das zeichnet den Frankenwein 2021 aus. Es ist ein guter Jahrgang für Weißwein, Rosé und Sekt. "Erfrischend, animierend, mit ganz viel Aroma", sagt Hermann Mengler, Leiter der Kellereifachberatung beim Bezirk Unterfranken. Fünf Wochen nach Eröffnung der Weinlese zog der Fränkische Weinbauverband am Freitag in der Kelterhalle der Winzergemeinschaft Franken (GWF) in Kitzingen Bilanz über das Weinjahr 2021.
Von einer "sehr guten Ernte" spricht Artur Steinmann, der Präsident des Fränkischen Weinbauverbands. Fränkische Winzer fuhren im Jahr 2021 im Durchschnitt 79 Hektoliter pro Hektar ein. Das sind etwa ein Drittel mehr als in den Jahren 2019 und 2020. Die Winzer seien glücklich. Alle bis auf die Ökowinzer. Weil sich während des feuchten, nassen Sommers ein Pilz, der sogenannte Falsche Mehltau, stark ausgebreitet hat und die Biobetriebe ihm wenig entgegen setzen konnten, seien so manchem Biowinzer nicht einmal 20 Prozent seiner normalen Ernte geblieben. "Das geht an die Existenz", so Steinmann. Manche Betriebe könnten aus dem Vollen schöpfen, andere hätten einen Totalausfall erlebt, beschreibt Dr. Matthias Mend von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) die gemischten Gefühle der 3400 fränkischen Winzer.
Weintrinker müssen mit höheren Preisen rechnen
Laut Mend spielen für den Jahrgang 2021 die Lagen wieder eine größere Rolle als in den Jahren zuvor. Auch das Menge-Güte-Gesetz, das besagt, dass die Qualität des Weins steigt, je weniger Trauben am Rebstock hängen, komme 2021 wieder stärker zum tragen. Und: Der Geschmack steigt. Der Preis aber auch. Da die Preise vom Material bis zu den Energiekosten in fast allen Bereichen nach oben gehen, würden auch die Winzer um Preiserhöhungen nicht herumkommen. Ob 50 Cent pro Flasche ausreichen, hänge von der Entwicklung der nächsten Monate ab, so der Weinexperte der LWG.
Im Jahr 2021 hätten die meisten Winzerfamilien eine Achterbahn der Gefühle erlebt, berichtet die Fränkische Weinkönigin, Carolin Meyer: "Im Gegensatz zu den letzten Jahren ließ sich die Vegetation erst Zeit, dann wuchsen uns die Reben plötzlich buchstäblich über den Kopf." Nach den kalten Nächten bis in den Mai hinein führten im Juni die höheren Temperaturen und Niederschläge zu einem explosionsartigen Wachstum. Die Winzer seien mit den Arbeiten im Weinberg kaum noch hinterhergekommen.
Auch die Monate Juli und August waren nass. Den 9. Juli 2021 bezeichnet Önologe Hermann Mengler als "Black Friday". Es war der Tag, an dem bei einem Winzer 40 Millimeter Niederschlag und bei einem anderen bis zu 120 Millimeter Niederschlag vom Himmel fiel. Wasser, das sich die fränkischen Winzer in den Trockenjahren 2018 und 2019 noch sehnlichst gewünscht hätten.
Das sommerliche Wetter im August und der trockene September mit seinen kühlen Nächten sorgten für ausgeprägte Aromen im Jahrgang 2021 und moderate Mostgewichte um die 84 Oechsle. Weniger Alkohol, mehr Geschmack, so die einhellige Meinung der Weinexperten. Der Silvaner habe einmal mehr gezeigt, dass er - egal ob Trockenheit, Hitze oder Feuchtigkeit - mit dem Klimawandel zurecht komme. Aufgrund der vielen reifen und gesunden Trauben verlief die rund fünf Wochen dauernde Weinlese für die Winzer in diesem Herbst entspannt. "Das Jahr 2021 erinnert mich an die Zeit vor dem Klimawandel", fasst Hermann Mengler zusammen und fügt hinzu: "Noch nie hat eine Jahrgangs-Vegetation die Winzer so gefordert und doch so positiv überrascht wie 2021."
Weinbauverband fordert mehr Unterstützung für Ökowinzer
Also "Ende gut, alles gut?", fragt Carolin Meyer und gibt auch gleich die Antwort: Vor allem die Ökowinzer bräuchten wirksame Werkzeuge für gesunde Reben. Die Politik müsse sie dabei unterstützen. Derzeit sind etwa 790 Hektar, rund 13 Prozent der Weinanbaufläche Frankens, als Ökofläche zertifiziert. Wenn das Ziel 30 Prozent Ökoanbau erreicht werden soll, müsse Öko-Weinbau besser gefördert werden, fordert Weinbaureferent Stephan Schmidt vom Fränkischen Weinbauverband.
Betriebsleiter und Angestellte müssten durch weniger Bürokratie und neue Technologien, zum Beispiel Drohnen, entlastet werden. Die Öko- und Umstellungsberatung müsste ausgebaut und ergänzende Wirkstoffe, wie zum Beispiel Kaliumphosphonat, sollten zugelassen werden, so der Vertreter des Weinbauverbands. Und vor allem: Das Jahr 2021 sei im Klimawandel eher die Ausnahme als die Regel. Die Bewässerung der Weinberge bleibe weiterhin das große Thema.