
Die Drogenplantage seiner Söhne in seinem Gartenhaus könnte einen bekannten Würzburger Unternehmer im zweiten Anlauf nun doch in Haft bringen. Im November 2021 waren seine 28 und 25 Jahre alten Söhne am Landgericht Würzburg zu Haftstrafen von fünfeinhalb und sechs Jahren verurteilt worden. Der ebenfalls angeklagte Vater hatte sich im Prozess weitgehend ahnungslos gegeben - und war mit einer Bewährungsstrafe davongekommen.
Würzburger Landgericht muss noch einmal prüfen
Gut ein Jahr später steht der Unternehmer erneut vor Gericht. Denn ihm selbst war das Urteil - zwei Jahre mit Bewährung - zu hart, die Staatsanwältin hielt es für zu milde. Der Bundesgerichtshof prüfte den Fall - und wies das Urteil zum Nachbessern nach Würzburg zurück. Nun versucht das Landgericht Würzburg erneut zu klären, wie viel Schuld der Vater an der spektakulären Drogenaufzucht auf seinem Grundstück in der Nähe des Würzburger Gefängnisses trug. Die Erzeugnisse der Plantage waren zum größten Teil zum Verkauf bestimmt gewesen.
Wort- und grußlos neben den gefesselten Söhnen
Der Auftakt am Dienstag konnte frappanter kaum sein: Die beiden Söhne werden in Ketten vorgeführt. Nach zwei Jahren des Wartens in Untersuchungshaft wollen sie endlich ein rechtskräftiges Urteil, um eine Drogentherapie beginnen zu können. Der Vater, der im Ruhrgebiet gerade eine neue Firma aufbaut, kommt als freier Mann.
Einen Moment lang steht der Unternehmer wortlos neben einem der Söhne - kein Blick, keine Begrüßung. Als dem jungen Mann die Fußketten abgenommen werden, dreht der Vater den Kopf weg, als gehe ihn alles nichts an.
Ermittler stießen bei Razzia auf 50 Kilo Marihuana
Monatelang hatten Beamte gegen das Familientrio ermittelt, das im Verdacht stand, einen schwunghaften Handel mit Betäubungsmitteln zu treiben. Bei einer Razzia im Januar 2021 stießen sie auf eine professionell ausgestattete Anlage samt Trockenkammer sowie auf 20 Kilo tiefgefrorenes Marihuana und 30 Kilo Marihuanapflanzen.
Der Unternehmer hatte seine Rolle damals heruntergespielt. Er sei während einer beruflichen und privaten Krise froh gewesen, dass seine Söhne wieder viel Zeit bei ihm verbrachten. Zuerst habe er gar keine Ahnung davon gehabt, dass sie in seinem Gartenhaus keinen Partykeller einrichteten - sondern eine große Marihuana-Aufzucht. Er habe nicht die Kraft gehabt, den drogensüchtigen jungen Männer ihr Tun zu untersagen, gab er an.
Vorsitzender Richter: "Ein Freispruch wäre unrealistisch"
Allerdings gibt es Bilder, auf denen er mitten in der Plantage steht. Und dokumentierte Äußerungen legen den Verdacht nahe, dass der Vater keineswegs so unbeteiligt an dem Projekt beteiligt gewesen war, für das er Platz, Strom und Geld gab. Kein Wunder, dass ihn der Vorsitzende Richter Thomas Trapp zu Prozessbeginn am Dienstag mahnt, das "problematische Einlassungsverhalten" zu überdenken: "Ein Freispruch ist angesichts der Beweislage unrealistisch", sagt Trapp. Und appelliert an den Angeklagten, Verantwortung zu übernehmen: "Es geht um die Zukunft Ihrer Söhne."
Die Mahnung verhallt nicht ungehört. Verteidiger Peter Möckesch gibt eine Erklärung für den Vater ab, in der er die Beihilfe bei dem Drogenhandel deutlicher als bisher einräumt. "Mein Mandant ist seiner Verantwortung als Vater nicht gerecht geworden. Heute ist ihm klar, dass er das hätte verhindern müssen", so der Anwalt.
Ein Fall für "Turbo-Trapp": Straffe Prozessführung, schnelle Beweisaufnahme
Dieses Eingeständnis ermöglicht einen weit kürzeren Prozess als im ersten Anlauf, als das Gericht mit einer umfangreichen Beweisaufnahme sechs Verhandlungstage bis zum Urteil brauchte. Der für seine straffe Prozessführung bekannte Vorsitzende Richter wird jedenfalls einmal mehr seinem Ruf - und seinem internen Spitznamen "Turbo-Trapp" - gerecht. Die Beweisaufnahme dauert nur einen Tag. Nun dürfte bereits am kommenden Dienstag ein Urteil fallen.
Sucht ist eine Krankheit, aber es gibt Hoffnung: auch heilbar.
Warum bezeichnet die MP nicht auch die vielen Weinberge in und um Würzburg als Drogenplantagen? Wird nicht dort der Grundstoff für die, um ein vielfaches gefährlichere Droge Alkohol angebaut? Warum bezeichnet die die MP die Weinhändler nicht als Drogenkuriere, die die gefährliche Droge Alkohol unters Volk bringen? Warum bezeichnet die MP die Weinköniginnen nicht als Botschafterinnen der toxischen Droge Alkohol, die jedes Jahr eine hohe 5stellige Zahl von Menschen, alleine in Deutschland dahinrafft?
Warum wird die leichte Droge Cannabis in die Schmuddlerecke gestellt, während die deutlich gefährlichere Droge Alkohol sprachlich mehr als verharmlost wird?
Ist es nicht auch für die Mainpost, auch wenn sie in Mitten eines grossen Drogenanbaugebietes beheimatet ist, endlich Zeit die Dinge beim Namen zu nennen?