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Thüngersheim
Erneut Umweltfrevel im Thüngersheimer Steinbruch: Kreistags-Grüne fordern umfassende Aufklärung
Die Kreistags-Grünen sind alarmiert. Hat die Firma Benkert in ihrem Thüngersheimer Steinbruch wertvolle Lebensräume von geschützten Tierarten zerstört?
Plant die Firma Benkert, ihren Steinbruch in Thüngersheim weiter auszudehnen? 2018 wurden 9,8 Hektar Wald dafür gerodet, und jetzt sieht alles danach aus, als ob ein ehemaliger Weinberg (rechter Bildrand) für eine Erweiterung des Steinbruchs vorbereitet wird. 
Foto: Fabian Gebert | Plant die Firma Benkert, ihren Steinbruch in Thüngersheim weiter auszudehnen? 2018 wurden 9,8 Hektar Wald dafür gerodet, und jetzt sieht alles danach aus, als ob ein ehemaliger Weinberg (rechter Bildrand) für eine ...
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:55 Uhr

"Mit Sorge" blicken die Grünen im Würzburger Kreistag auf die jüngsten Umweltfrevel im Thüngersheimer Steinbruch. "Gerade in unserer intensiv bewirtschafteten Kulturlandschaft haben Rückzugs- und Lebensräume für seltene Tierarten eine hohe Bedeutung", heißt es in einer Pressemitteilung.

Die Grünen beziehen sich dabei auf die Berichterstattung dieser Redaktion. Direkt neben dem Steinbruch der Firma Benkert wurden bereits Anfang dieses Jahres an einem Weinberg Hecken entfernt. Die untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes hat deshalb auch ein Bußgeldverfahren eingeleitet, weil sie einen Verstoß gegen Art. 16 des Bayerischen Naturschutzgesetzes ahnden möchte.

Für Steffen Jodl, Geschäftsführer der Kreisgruppe Würzburg im Bund Naturschutz, sieht alles danach aus, als ob Helmut Benkert seinen Steinbruch nun auch um die Fläche des Weinbergs erweitern möchte, denn mittlerweile wurden am Weinberg auch die Reben gerodet und die obere Schicht des Bodens abgetragen. Jodl vermutet, dass hier unter anderem wichtige Lebensräume der Zauneidechse zerstört worden sein könnten. Die Firma Benkert möchte weder die Vorwürfe, noch ihre möglichen Erweiterungspläne kommentieren. Bereits im Jahr 2018 wurde für eine Erweiterung des Steinbruchs ein 9,8 Hektar großes Waldgebiet gerodet.

Kreistags-Grüne sorgen sich auch um das angrenzende Naturschutzgebiet Höhfeldplatte

Robert Hock, Kreistagsmitglied der Grünen und Biologe, bestätigt: "Auch kleine Störungen können zum lokalen Aussterben von Tierarten führen."  Mit Blick auf das rasant fortschreitende Artensterben sei es nun dringend geboten, dem Naturschutz Vorrang zu geben. Die untere Naturschutzbehörde sollte jetzt aufklären, was genau entfernt wurde. "Es kann ja nicht sein, dass vollendete Tatsachen den Naturschutz aushebeln", wird Hock in der Pressemitteilung zitiert.

"Leider drängt sich der Eindruck auf, dass man mit Umweltfrevel zugunsten künftiger Gewinnsicherung recht einfach durchkommt."
Karen Heußner (Bündnis90/Die Grünen), Fraktionsvorsitzende im Kreistag

Auch die Sorge um das direkt angrenzende Naturschutzgebiet Höhfeldplatte, das auch FFH-Gebiet ist –das heißt, ein Gebiet, das dem Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Lebensraumtypen (Habitaten) dient –, treibt die Kreistags-Grünen an. Dass in den Schutzgebieten viele geschützte Tier- und Pflanzenarten leben, sei sehr gut dokumentiert. Dass es diese auch außerhalb der Schutzgrenzen gibt, sei sehr wahrscheinlich. Entsprechende Daten könnten aus der den Datenbanken des Landesamts für Umwelt entnommen werden.

Wie die Grünen den Abbau von Muschelkalk in der Region sehen

"Sind diese Tiere nun auch gefährdet? Das ist eine der Fragen, die die Untere Naturschutzbehörde zügig beantworten sollte. Sie muss dringend mit der Regierung von Unterfranken Kontakt aufnehmen, um alle relevanten Informationen bei der Prüfung berücksichtigen zu können", macht Robert Hock deutlich. Darüber hinaus müssten Sofortmaßnahmen getroffen werden, um eine weitere Zerstörung von Lebensraum und eine Erosion der Fläche zu verhindern.

Direkt neben dem Steinbruch wurden an einem ehemaligen Weinberg Hecken gerodet und die Oberschicht abgetragen. Die untere Naturschutzbehörde ermittelt. 
Foto: Thomas Fritz | Direkt neben dem Steinbruch wurden an einem ehemaligen Weinberg Hecken gerodet und die Oberschicht abgetragen. Die untere Naturschutzbehörde ermittelt. 

In ihrer Pressemitteilung gehen die Grünen auch auf die regionale Wertschöpfung beim Abbau von Rohstoffen ein. "Es steht außer Frage, dass es sinnvoll ist, Muschelkalk in Franken abzubauen, statt ihn über tausende von Kilometern aus fernen Ländern herbeizuschaffen", so Sven Winzenhörlein, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag. "Auch, weil wir in Deutschland höhere Standards haben. Bessere Arbeitsbedingungen und Unfallverhütungsvorschriften in den Steinbrüchen und auch höhere ökologische Standards. Doch alle diese vermeintlichen Vorteile sind nichts wert, wenn sie nicht eingehalten, ausreichend überwacht und bei Verstoß empfindlich sanktioniert werden."

Grüne sehen die Untere Naturschutzbehörde in der Pflicht

Auch moralische Aspekte führen die Grünen an: "Wir möchten weder, dass Muschelkalk von Kindern oder unter anderen menschenunwürdigen Verhältnissen abgebaut wird, noch, dass diese Steine durch kompromisslose Zerstörung der heimischen Natur ohne Augenmaß gewonnen werden", heißt es im Pressetext. 

"Leider drängt sich der Eindruck auf, dass man mit Umweltfrevel zugunsten künftiger Gewinnsicherung recht einfach durchkommt. Im Nachhinein lässt sich der Schaden nicht genau benennen und etwaige Bußgelder, beispielsweise für illegale Grundwasserentnahme oder anderes, sind in der Höhe sehr überschaubar", so Grünen-Fraktionsvorsitzende Karen Heußner. "Die untere Naturschutzbehörde muss in Zukunft Sorge dafür tragen, dass schädliche und rechtswidrige Maßnahmen zu Lasten des Natur- und Artenschutzes verhindert werden", fordert sie zusammen mit ihrer Fraktion. 

 
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  • H. S.
    Lustig wie hier die typischen Grünen Weltverbesserer versuchen ihre Ideologie zum Besten zu geben! Lasst euch gesagt sein, ohne Stein geht nichts!
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  • M. W.
    @Momantameri: Der Schotter aus Osteuropa ist doch viel billiger als der Thüngersheimer. Habe neulich erst wieder einen ganzen Güterzug voll in Rumänien bestellt. Wenn der Benkert lieb „Bitte, bitte“ sagt bekommt er von mir vielleicht zwei, drei Waggons ab. Dann muss er den Eidechsen nicht den Lebensraum abgraben.
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    Soll die umweltabteilung des LRA vielleicht jetzt auch deshalb nach Giebelstadt ausgelagert werden, damit die weiter weg vom Schuß sind? Manchmal kotzen ja die Pferde sogar vor der Apotheke.
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  • M. R.
    🤦‍♂️ Ganz schönes Querdeckergeschwurbel….

    Dafür sind sie dann näher an Aub dran 🤷‍♂️
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  • J. E.
    Hier wird eine Firma verurteilt die vielleicht auch Genehmigungen und das Recht hat hier Muschelkalk abzubauen. Wenn ich die Berichte von Herrn Fritz lese, kommt es mir vor als hätte er ein Problem mit der Firma Benkert.
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    @audianer: Sie schreiben "vielleicht"? Es sieht aber doch so aus, dass Benkert (mal wieder) gegen geltendes Naturschutzrecht verstoßen hat. Sonst würde doch nicht die Naturschutzbehörde tätig werden! Herr Fritz ist Journalist und macht seine Arbeit. Lassen Sie also die Unterstellungen!
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  • R. S.
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  • H. E.
    Viele finden hier was, meinen etwas oder vorverurteilen mit Innbrunst!
    Wenn man gegen die Grünen was sagt wird man niedergemacht oder gesperrt!
    Aber Solche Presseartikel werden von der MP genüsslich gebracht, auch die Unterstellungen oder Suggestionen!
    Die Gegenmeinung dagegen kommt nicht mehr zu Wort oder spricht nicht mehr mit der Postille weil es eh keinen Wert mehr hat! Wen wundert es?

    "Wir möchten weder, dass Muschelkalk von Kindern oder unter anderen menschenunwürdigen Verhältnissen abgebaut wird, noch, dass diese Steine durch kompromisslose Zerstörung der heimischen Natur ohne Augenmaß gewonnen werden"
    Allein dieser Satz zeigt kein Augenmaß und kein Rechtsverständnis! Es wird nicht nur geurteilt, angeklagt sondern auch Menschenrechtsverletzungen ins Spiel gebracht!
    Dass sich die MP dafür hergibt ist bemerkenswert!
    Vielleicht gibt es Genehmigungen oder Zulassungen? Privatrecht?
    Interessiert nicht! Hauptsache drauf und Vorverurteilungen ohne Scham!
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    @micro: "Wenn man gegen die Grünen was sagt wird man niedergemacht oder gesperrt"? Haben Sie die Kommentare gelesen? Eine seltsame Wahrnemung haben Sie da! Die Grünen werden doch mal wieder niedergemacht, obwohl die sich mal wieder kümmern und ggf. einen Missstand aufdecken. Immer schön bei der Wahrheit bleiben, micro, und nicht wie so oft Sachverhalte einfach verdreht darstellen!
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  • U. S.
    Der Artikel hat mit Journalismus nichts mehr zu tun. Das ist biedere Parteipolemik ohne jegliche faktische Recherche. Quo vadis MP?
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    @Peul: Lesen Sie den Bericht nochmal - ggf. verstehen Sie dann, um was es geht!
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  • U. S.
    Lassen Sie es gut sein. Gardner ist der "Schlaueste". Der Rest, na halt "Deppen". Wobei bei
    Ihrem hellen Schein die Schatten auch mit um die Spitze kämpfen.
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  • M. W.
    "Die Gegenseite kommt nicht zu Wort" - steht doch im Artikel drin, dass Benkert auf Nachfrage der MP nichts dazu sagen wollte.
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  • M. R.
    Kaum sch…en die Bundesgeünen auf den Klimawandel und nehmen Kohlemeiler wieder in Betrieb werden ihre Sheriffs in Würzburgforest und Umgebung wieder hyperaktive….
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    @matthias: Wollen Sie sich alternativ bald den*******abfrieren lassen? Bei Ihnen kommt der Strom aus der Steckdose? Besondere Gegebenheiten fordern eben ein Umdenken, um Wärme und Strom für Bürger zu sichern. Können Sie mir folgen? Versuchen Sie's! Welch Vorschläge haben Sie um der Misere entgegenzuwirken? Ich höre!
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  • W. G.
    Unverschämt! Wollen Sie irgendwann in höherer Geld und Steine essen?
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  • U. L.
    Selbstverständlich sind Gesetze einzuhalten. Zu einer konsequenten Rechtsstaatlichkeit gibt es keine tragfähige Alternative.

    Unabhängig davon, dass gegen einen eventuellen Gesetzesverstoß vorzugehen wäre, müssen sich die grünen Kritiker auf der anderen Seite die Frage stellen lassen, auf welchen Stahlbetonfundamenten die für notwendig gehaltenen Windräder aufgestellt werden sollen, wenn kein Zuschlagstoff für Beton mehr gewonnen werden darf.
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  • H. H.
    Tja - @ vob -

    da sollte man vielleicht doch das Recycling entschieden(er) vorantreiben statt die endlichen Ressourcen auszubeuten bis es nicht mehr geht... aber jetzt gibt es ja die neue Mantelverordnung, die wird schon dafür sorgen, dass noch mehr Altmaterial auf der Deponie landet und insbesondere die öffentliche Hand noch entschiedener den Primär-Rohstoffen aus ganz frischer Naturzerstörung den Vorzug gibt...

    Wie weit wollen wir das eigentlich treiben? Bis wir wirklich vor lauter Beton bzw. Mondlandschaft keine Natur mehr sehen, oder geben wir vielleicht doch schon vorher den Löffel ab?

    Die Grünen sind doch schon lange nicht mehr konsequent genug beim Umweltschutz; wenn man das wirklich ernst meint, muss man der Klimaliste beitreten.
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  • B. S.
    @ grayjohn, Sie wissen bestimmt nicht, dass man mit Recycling-Material keine Brücken und Windräder bauen kann. Bitte informieren Sie sich mal, bevor Sie über das Recycling-Material schreiben!
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