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RIEDEN
Ermittler kriegen interne Notizen von Simones Ex-Freund
Simone Strobel       -  Simone Strobel mit ihrem Freund, der seit 14. Juni 2005 laut Staatsanwalt unter Totschlagsverdacht steht
Foto: bwü | Simone Strobel mit ihrem Freund, der seit 14. Juni 2005 laut Staatsanwalt unter Totschlagsverdacht steht
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:31 Uhr

Zwölf Jahre nach dem gewaltsamen Tod der unterfränkischen Kindergärtnerin Simone Strobel in Australien schöpfen Ermittler neue Hoffnung, den Fall zu klären. Simones damaliger Freund Tobias M. schweigt weiter. Doch die Ermittler bekommen Einblicke in die Gedankenwelt des Hauptverdächtigen. Sie dürfen jetzt viele Seiten beschlagnahmter Notizen von Tobias auswerten, die er vor Jahren zu seiner Verteidigung angefertigt hatte.

Freund unter Verdacht

Die 25-jährige Simone Strobel aus Rieden (Lkr. Würzburg) war 2005 während einer Australienreise mit drei Mitreisenden in Lismore verschwunden. Nach sechstägiger Suche wurde ihre Leiche entdeckt – nur knapp 100 Meter entfernt von dem Campingplatz, auf dem sie mit ihren Freunden genächtigt hatte.

Ihr Freund Tobias geriet unter Verdacht, mit ihrem Tod zu tun zu haben. Diesen Verdacht äußerten zunächst Ermittler und Medien. 2014 war dieser Verdacht auch Thema eines Buches mit dem Titel „Haben Sie Simone gesehen?“ der australischen Autorin Virginia Peters.

Mitreisende zum Schweigen animiert

Tobias machte sich durch widersprüchliche Aussagen verdächtig und soll Mitreisende animiert haben, der Polizei nichts von einem Streit zwischen Simone und ihm zu erzählen. Seit er verdächtigt wird, mit ihrem Tod zu tun zu haben, betont er nur noch, er sei unschuldig und äußert sich nicht mehr öffentlich zu dem Fall - zum Entsetzen von Simones Eltern in Rieden (Lkr. Würzburg). Gabi und Gustl Strobel betonen: Sie verstehen bis heute nicht, warum der damalige Freund ihrer Tochter nicht zur Aufklärung des Falles beitrage.

Virginia Peters hatte ihn für ihr Buch interviewt. Darin ist 2014 erstmals von einem „100-Seiten-Dokument“ die Rede, das Tobias als Gedankenstütze für die damaligen Ereignisse benutzte. Er will das umfangreiche Schriftstück nach eigenen Angaben um 2010 in Südafrika mit mit seiner juristisch vorgebildeten heutigen Frau Samantha zu seiner Verteidigung angefertigt haben.

Tobias M. verklagte 2014 die Autorin, und ihren Verlag auf Verleumdung. Doch 2017 zog er die Klage zurück - nach eigener Darstellung, weil ihm das Geld ausgegangen war. Doch zuvor hatte das Gericht ihn aufgefordert, das 100-Seiten-Dokument vorzulegen.

Dokumente an Polizei übergeben

Er weigerte sich mit der Begründung, er würde sich damit selbst belasten. Seine Verteidigungsschrift könne bei Ermittlern den Eindruck nähren, „dass ich an Simones Tötung beteiligt oder dafür verantwortlich war“. Da wurden die Papiere bei ihm beschlagnahmt, aber zunächst versiegelt.

Nach der vorzeitigen Beendigung des Zivilprozesses gab das Gericht sie jetzt für die strafrechtlichen Ermittlungen frei. Sie wurden australischen Polizeibeamten ausgehändigt. „Ich bin guter Dinge, dass auch wir die Unterlagen kriegen,“ sagte in Würzburg der ebenfalls ermittelnde Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen auf Anfrage. Sie müssten aus dem Englischen übersetzt werden, ehe Ermittler prüfen können, ob sie den Fall inhaltlich weiterbringen.

„Das sind wir Simones Eltern schuldig“

Das muss sich erst zeigen. Aber prüfen wollen die Ermittler das auf alle Fälle. „Das sind wir nicht zuletzt Simones Eltern schuldig, die ein Recht haben, zu erfahren, was mit ihrer Tochter wirklich passiert ist,“ betont Mordermittler Hans-Jürgen Kämmer, der seit Jahren an dem Fall arbeitet.

 
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  • cimb24
    Das würde ich den Angehörigen wünschen,dass endlich Bewegung in diesen traurigen Fall kommt.
    Und dass nach 12Jahren der Täter gefasst wird und für seine Tat schlussendlich zur Rechenschaft gezogen werden kann.
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  • Ironic
    Hoffentlich finden sie den Täter - wer immer es ist!
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