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Rieden
Hausdurchsuchung im Fall Simone Strobel
Simone Strobel       -  Simone Strobel mit ihrem Freund, der seit 14. Juni 2005 laut Staatsanwalt unter Totschlagsverdacht steht
Foto: bwü | Simone Strobel mit ihrem Freund, der seit 14. Juni 2005 laut Staatsanwalt unter Totschlagsverdacht steht
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:31 Uhr

Jahrelang haben die Ermittlungen im Fall Simone Strobel, der in Australien getöteten jungen Frau aus Unterfranken, geruht. Kurz vor dem zwölften Jahrestag ihres Todes an diesem Samstag aber hat die australische Polizei das Strandhaus ihres damaligen Freundes in einer vornehmen Gegend in Perth durchsucht.

Sie beschlagnahmte nach Informationen der Redaktion dabei ein etwa 100 Seiten umfassendes Dokument, in dem sich der Tatverdächtige zu dem Fall äußern soll. Offen ist, ob das Dokument für die Ermittlung genutzt werden kann.

Die aus Rieden im Landkreis Würzburg stammende Simone Strobel war im Februar 2005 mit ihrem Freund Tobias, dessen Schwester und einem weiteren Mitreisenden auf einer einjährigen Reise durch Australien. In Lismore war die 25-Jährige von ihren Freunden als vermisst gemeldet worden: Angeblich hatte sie in der Nacht des 11. Februar 2005 nach einem Wortwechsel das Wohnmobil verlassen und war in die Nacht hinaus gestürmt. Die Ermittlern bezweifeln das.

Leiche wurde auf einem Sportgelände entdeckt

Simone Strobel war intensiv gesucht und ihre Leiche sechs Tage später auf einem nur 100 Meter entfernten Sportgelände entdeckt worden, versteckt unter Palmzweigen. Den Ermittlungen zufolge war sie wohl mit einem Kissen oder einer Plastiktüte erstickt worden. Ins Visier der Ermittler geriet der Freund. Er bestritt allerdings vehement, mit dem Tod Simones zu tun zu haben.

 

Mitreisende angestiftet, einen Streit zu verschweigen?

Tobias M. soll Details der Beziehung verschwiegen, die Polizei in die Irre geführt und auch die Mitreisenden dazu angestiftet haben, einen Streit mit Simone zu verschweigen. Die Indizien reichten für eine Anklage nicht aus. Sowohl Ermittler als auch Simones Angehörige in Rieden registrierten indes mit Befremden, dass sich Tobias M. in keiner Weise an der Aufklärung des Verbrechens an seiner Freundin beteiligte. Vielmehr war er nach Südafrika gegangen und arbeitete dort als Surflehrer. Heute lebt Tobias M. (nach einer schlagzeilenträchtigen Hochzeit in seinem Heimatort im Landkreis Main-Spessart) mit seiner australischen Frau Samantha in deren Heimat in Perth. Er betont auch zwölf Jahre nach Simones Tod seine Unschuld und schweigt.

Allerdings: In einem Verleumdungsprozess, den er in Australien nun selbst angestoßen hat, müsste er sein Schweigen brechen und erklären, was aus seiner Sicht in der Nacht von Simones Tod geschehen ist. Auf diese Erklärung warten nicht nur die Ermittler gespannt: Nach zwölf Jahren quälender Ungewissheit hoffen Simones Eltern Gaby und Gustl Strobel noch immer, dass aufgeklärt wird, wie ihre Tochter im fernen Australien zu Tode kam, und dass ihr damaliger Freund aktiv dazu beiträgt. „Warum schweigt gerade er, wenn er nichts damit zu tun hat?“ fragt Gustl Strobel. „Tobias wäre es Simone schuldig. Es wäre das Mindeste, zur Aufklärung beizutragen.“ Das Schweigen „versteht kein Mensch“, so Simones Vater. „Solange das nicht geklärt ist, haben wir als Eltern keine Ruhe.“

Detailreiches Buch zu Simones Tod

Mit neuen polizeilichen Maßnahmen in Perth war gerechnet worden: Die Existenz umfangreicher Schriftstücke bei Tobias M. war im Zusammenhang mit dem Verleumdungs-Prozess bekannt geworden, den er gegen die Autorin Virginia Peters führt. Sie hatte 2014 ein detailreiches Buch über Simones Tod geschrieben. Tobias M. sah sich darin zu Unrecht verantwortlich gemacht für den Tod seiner damaligen Freundin. In Vorgesprächen zu dem Prozess hatte er zuletzt die Aushändigung der Dokumente, die die Autorin erwähnt hatte, an den Obersten Gerichtshof von West Australien verweigert. Sie gehörten zu seiner schützenswerten Privatsphäre, so seine Argumentation. Über die Durchsuchung an diesem Dienstag berichtete exklusiv der Lismore Northern Star, die Zeitung aus der Stadt, in der Simone Strobel 2005 tot aufgefunden worden war.

Von der Polizeiaktion hatten im Vorfeld auch die hiesige Ermittlungsbehörde gewusst, die den Fall weiter federführend bearbeitet. Die Akte sei nicht geschlossen, Tobias M. und die beiden Mitreisenden gälten nach wie vor als verdächtig, sagt Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen in Würzburg. Peter Auffermann, der hiesige Anwalt von Tobias M., sagte auf Anfrage, sein Mandant werde sich nicht äußern. Es habe erhebliche Ermittlungsfehler in den ersten Tagen nach Simones Tod in Australien gegeben, die eine Aufklärung nun erschwerten.

Durchsucht wurden das Strandhaus in Perth, in dem M. mit seiner Frau wohnt, sowie ein Büro in der Innenstadt. Die Dokumente könnten „für die Ermittlung von Interesse sein“, bestätigte Detectiv Sergeant David Mackie, der die Durchsuchung leitete. Die Dokumente seien beschlagnahmt, aber versiegelt worden, weil M.s Verteidiger darauf bestanden habe. Ob man sie verwenden dürfe, müsse nun ein Gericht entscheiden.

 

 
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  • J. K.
    ... ermitteln konsequent weiter. Das ist wichtig, um Zweifel zu beseitigen und den Angehörigen zu zeigen, daß man auch schwierigere Fälle nicht einfach zu den Akten legt.
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