Die Diskussion um die Streichung der Ermäßigungen für behinderte Menschen im Würzburger Dallenbergbad geht weiter. Mehrere Leserbriefe und online mehrere Dutzend Kommentare erreichten diese Redaktion – mit einem überwiegend klaren Tenor: dem Unverständnis gegenüber der Maßnahme der Bädergesellschaft der WVV. Diese hatte den Rabatt mit Beginn der diesjährigen Badesaison am 13. Mai abgeschafft.
Bisher bekamen behinderte Menschen im Dallenbergbad beispielsweise eine 30er-Karte, die regulär 75 Euro kostet, mit Vorlage des Schwerbehindertenausweises (ab 50 Prozent) für 45 Euro. Von nun an bezahlen auch sie 75 Euro.
Menschen mit Behinderung: Noch nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt angekommen
Im Gespräch mit Julian Wendel, 1. Vorsitzender des Würzburger Behindertenbeirats, macht dieser deutlich, "dass es überhaupt nicht verständlich ist, warum die Ermäßigungen wegfallen". So würden viele Menschen von einem Schwimmbadbesuch ausgeschlossen, denn es sei immer noch sehr schwierig für Menschen mit Behinderung, ein ordentliches Einkommen zu beziehen: "Da sind wir leider noch nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt angekommen."
Zudem werde durch die Maßnahme des städtischen WVV-Konzerns ein "komisches Signal" gesendet, so Wendel. Vereinzelt seien andere Länder in Europa da wesentlich weiter und offener, was Inklusion angeht. Er könne sich gut vorstellen, dass das Thema in der nächsten Sitzung des Behindertbeirats am 22. Juni auf die Agenda kommt.
Zum Thema Inklusion heißt es von Seiten der WVV, dass jeder Mensch dazu gehöre und am Leben teilnehmen könne, so am Arbeitsplatz, beim Wohnen oder in der Freizeit. "In unseren Bädern, vor allem im neugebauten Nautiland, haben wir großen Wert darauf gelegt, dass auch bewegungseingeschränkte Personen das Bad besuchen können und Barrierefreiheit gewährleistet ist." Auch der kommunale Behindertenbeauftragte (Anmerkung der Redaktion: Julian Wendel) sei erst kürzlich mit einer größeren Gruppe vor Ort gewesen und habe das bestätigt.
"Inklusion hat allerdings nichts mit Preisgestaltung bzw. Ermäßigung zu tun", so das Pressestatement der WVV weiter. Und: Bezüglich des Rabatt-Themas habe man bisher kaum Beschwerden oder Anrufe von Menschen mit Behinderung bekommen. "Löst eine Person mit Behinderung eine 30er-Karte in den Bädern, zahlt sie umgerechnet den gleichen Eintritt wie zuvor."
Dabei legt die WVV allerdings den alten rabattierten Einzelpreis für Menschen mit Behinderung zugrunde. Der betrug 2,50 Euro, was auf 30 Tage gerechnet 75 Euro ergibt. Dass die alte 30er-Karte mit mit einem Preis von 45 Euro wesentlich günstiger war, lässt die WVV in ihrer Antwort an die Redaktion allerdings außer Acht.
Zusätzlich, so heißt es von Seiten der WVV weiter, dürfe eine behinderte Person neuerdings - wenn im Schwerbehindertenausweis das Merkzeichen B (für Begleitperson) vermerkt ist - gratis jemanden zur Betreuung mitnehmen. "Insgesamt ist der Eintritt dann sogar günstiger als zuvor", so die Meinung der Geschäftsführung.
Wie 2018 eine Landtagsanfrage von Kerstin Celina (Bündnis90/Die Grünen) ergab, hat allerdings nur etwa ein Viertel der Menschen mit Behinderung bayernweit das Merkzeichen B. Zudem, so wurde in Gesprächen dieser Redaktion mit behinderten Menschen dieses Status deutlich, seien sie nicht verpflichtet, eine Begleitperson mitzunehmen und verzichteten auch darauf, wenn es die Behinderung zulasse.
Bürgermeisterin Jörg: Es wird am falschen Ende gespart
Von Bürgermeisterin Judith Jörg – Oberbürgermeister Christian Schuchardt war aufgrund einer Reise für ein Statement verhindert – heißt es, "dass der Vorgang eine Sache ist, die wir so nicht hinnehmen können". Da werde am falschen Ende gespart. "Das Direktorium ist vorab über die Streichung der Ermäßigung nicht informiert worden", so Jörg. Das werde im Stadtrat sicher nochmal zum Thema werden.
SPD-Stadtrat Udo Feldinger hatte sich in der vergangenen Sitzung in einer Anfrage schon kritisch zum Wegfall des Rabatts geäußert, Linken-Stadträtin Barbara Meyer hatte sich indes in einem Schreiben an die WVV gewandt.
Stadträtin Magdalena Laier (Die Grünen) äußert sich in ihrer Funktion als stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Bäder GmbH: Eine Erhöhung der Eintrittspreise für die Bäder von bis zu zehn Prozent liege im Ermessen der Geschäftsführung und müsse nicht mit dem Aufsichtsrat abgesprochen werden, erklärt sie. Bei der Rücknahme des Rabatts handle es sich aber um einen Betrag, der die Zehn-Prozent-Marke überschreite.
Zudem habe Laier erst kürzlich erfahren, dass die Maßnahme der Bäder GmbH nicht zwischen dem Behindertenbeirat der Stadt Würzburg und der WVV abgestimmt war. Bisher sei sie fest davon ausgegangen. "Das finde ich sehr bedauernswert und bin äußerst verwundert über dieses Vorgehen." Das müsse gemeinsam mit dem Aufsichtsratsgremium nochmal aufgearbeitet werden, so ihre Forderung.
Als Politikerin und Stadträtin findet sie: "Es ist wichtig, dass wir Menschen mit Behinderung die gleiche Teilhabe ermöglichen." Zudem sei der Zeitpunkt der Maßnahme sehr ungünstig von der WVV gewählt, "inmitten einer Zeit, wo alles teurer wird". Was die Begleitperson angeht, die nun kostenfrei das Bad besuchen darf, sagt sie: "Das war längst überfällig, muss aber dennoch unabhängig von der Ermäßigung für die beeinträchtigten Menschen gesehen werden."
Als Nachteilsausgleich gibt es einen Freibetrag bei der Steuererklärung.
Grundlage für Ermäßigungen sollte das Einkommen sein!
Außerdem frage ich mich ob die WVV auch die Vorteile ihrer Beschäftigten, Rentnern und Pensionisten auf den Prüfstand gestellt hat? Diese haben doch sicherlich Einkommen die keine Nachlässe oder gar Kostenfreiheit begründen würden.
Jung und dynamisch, das Spaßbad am Dallenberg.
Warum wurde das Frühschwimmen gestrichen, weil es nur von Rentnern genutzt wurde. Die Personalkosten will man sich sparen.
Es ist ein Trauerspiel höchster Güte.
Dann die Erklärung der WVV, beschämend. Die Eintrittspreise haben sich nicht verändert.
Der Höhepunkt, die Begleitperson, unglaublich - als ob eine begleitende Person zum Schwimmen käme.
Shame on you - GF WVV.