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Erlabrunn/Würzburg
Erlabrunn-Prozess: Angeklagter im Gerichtssaal verhaftet
Erneut gab es eine überraschende Wende im Prozess gegen Günther K. Am Donnerstag wurde gegen ihn Haftbefehl erlassen. Das ist der Grund.
Der Angeklagte wird beschuldigt, vor drei Jahren eine Frau versehentlich mit einem Streufahrzeug überfahren haben.
Foto: Thomas Obermeier | Der Angeklagte wird beschuldigt, vor drei Jahren eine Frau versehentlich mit einem Streufahrzeug überfahren haben.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:15 Uhr

Überraschend hat das Gericht den Angeklagten im Erlabrunn-Prozess festgenommen. Staatsanwältin Martina Pfister Luz hat am Donnerstag Haftbefehl gegen ihn wegen Verdunkelungsgefahr nach dem Auftritt eines Gutachters im Zeugenstand beantragt.

Der Angeklagte steht unter Verdacht, am 5. Januar 2016 in Erlabrunn (Lkr. Würzburg) eine Mitbürgerin mit dem Streutraktor überfahren zu haben. Dann soll er Unfallflucht begangen und mithilfe Dritter versucht haben, das zu vertuschen, heißt es in der Anklage. Der ehemalige Gemeindearbeiter hatte am vorletzten Prozesstag zunächst gestanden, die Frau mit dem Traktor überrollt zu haben. Am Mittwoch nahm er das Geständnis weitgehend wieder zurück.

Zweifel an Gutachten

Der Staatsanwältin platzte der Kragen, nachdem ein Gutachter am Donnerstagvormittag im Zeugenstand ausgesagt hatte. Der vom Angeklagten beauftragte und bezahlte Gutachter schrieb, es kämen als Todesursache auch andere Möglichkeiten als das Überrollen durch den Traktor in Betracht. Ein Jahr später ging er nun mündlich als Zeuge zur Entlastung noch weiter: Jetzt hat er "erhebliche Zweifel", dass es der Traktor war.

Auf Nachfrage gab er zu: Ein Freund des Angeklagten – ein Kfz-Sachverständiger – stellte den Kontakt her, war am Gutachten beteiligt und hielt den Gutachter über den Prozess auf dem Laufenden, wie hartnäckige Nachfragen der Staatsanwältin und Nebenklageanwalt Hanjo Schrepfer ergaben. Der Schwager des Angeklagten, der vor Gericht die Aussage verweigert hatte, steuerte bei den Tests den Traktor, sagte der Gutachter. "Wären wir die Verteidiger, hätten wir diesen Gutachter wegen Befangenheit abgelehnt", sagte hinterher Anwalt Peter Auffermann kopfschüttelnd.
"Peinlich" nannte den Auftritt Nebenklageanwalt Norman Jacob.

Familie des Angeklagten geschockt

Jetzt besteht der Verdacht auf Beeinflussung des Gutachters als Zeuge durch den Angeklagten und damit Fortsetzung der Vertuschung. Daher kam der Antrag auf Festnahme des in Freiheit befindlichen Angeklagten wegen Verdunkelungsgefahr. Vergeblich widersprach Verteidiger Martin Reitmaier, bei der Beauftragung handle es sich um einen ganz normalen Vorgang.

Die Vorsitzende schloss die Öffentlichkeit aus, um den Haftbefehl zu verkünden. "Wir haben Haftbefehl wegen Verdunklungsgefahr erlassen", sagte sie dann. Die Familie des Angeklagten war wie von Donner gerührt. Eine junge Frau begann zu weinen.

Der Prozess ist unterbrochen. Am Nachmittag soll der Polizist als Zeuge gehört werden, der die Ermittlungen maßgeblich führte.

 
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Kommentare
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  • Funkenstern
    Laut Eilmeldung von Bayern 1 hat der Beschuldigte K die Berufung zurückgenommen. Somit ist das Ersturteil gültig und er fährt ein.
    Die Fragen zur Wahrheit bleiben offen.
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  • roxy@
    Und so ein Angeklagter war oder ist noch eine "hochangesehene Person" und hatte eine Führungsposition inne! Hoffentlich sind diese "Typen" Ausnahmen in Führungspositionen.
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  • wroeder
    Ich kenne mehrere "Führungspersonen" die nichts anderes gewohnt sind, als die Schuld bei eigenen Fehlern, grundsätzlich anderen in die Schuhe zu schieben.
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  • felix52
    @goldingert1980, zu deiner Meinung hier sage ich mal gar nichts! Aber als Prozessbeaobachter muss ich sagen, dass dieser Anwalt R. eine sehr fragwürdoge Rolle spielt. Für ihn geht es hauptsächlich um Selbstdarstellung und ich sage klar, danke solche Leute braucht unsere Gerechtigkeit nicht. Es geht hier um einen Todesgfall und um HInterbleibene, welche in Recht auf Aufklärung haben und nicht noch veratrscht werden dürfen.
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  • Funkenstern
    Gutachter und Sachverständiger darf sich jeder nennen und Gutachten drücken sehr oft das Fazit aus, dessen Brot ich verdiene, dessen Lied ich singe.
    Deswegen kann man auch jeden Gutachter ablehnen, wenn man den nächsten selbst bezahlt. Trotzdem würde ich als Gutachter meinen Ruf, sofern ich einen habe, nicht für so kleines Geld in Misskredit bringen wollen. Hier wird Jedem, der an dieser unsäglichen Geschichte bei der Lügenkumpanei dabei war, noch einiges die Zehen blau schlagen. Darauf hoffe ich, denn man sieht sich immer zweimal im Leben.
    Die Staatsanwältin wird nun aufdrehen, so einige werdem jetzt in die Mangel genommen und dann zeigt sich, wer das wie durchhält. Wie tief muss man als Charakter sinken, um bei so einer Schei...mitzumachen. So dick kann das Blut nicht sein, dass ich mir mit sowas mein Leben versaue.
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  • goldinger1980
    Ansolut lächerlich dieser Aktionismus des Gerichts. Wo besteht hier Verdunkelungsgefahr? Reitmaier hat völlig Recht ein ganz normaler Vorgang! Ob einem das Verhalten des Angeklagten gefällt ist eine andere Sache.
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  • agentmulder
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • R.Silber
    @Goldfinger1980, ich würde die Packungsbeilage noch mal genau lesen.
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  • Barbara
    ich sage nur, hier kann es sich nur um geistige Unterentwicklung handeln, wenn man das Gericht und die Menschheit, die noch normal denken kann so ver....... Dieses Dorf kann "stolz" sein auf so viele verlogene Bürger, doch wäre trotzdem interessant, wieviele Mitwisser, Vertuscher ihr Unwesen getrieben haben...........so was erbärmliches
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  • 4650246
    Jeder Ort stellt einen Querschnitt der Gesellschaft dar. Es gibt solche und solche Menschen. Das trifft sicher auch für Ihren Wohnort zu.
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  • agentmulder
    Ohne Worte! Im Grunde gehören auf der Stelle die Anwälte samt allen MItwissern und dem Gutachter verhaftet. Nicht "nur" der Angeklagte!
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  • werkstatt
    Weiß ja nicht, was der Anwalt damit meint "Bei der Beauftragung handle es sich um einen ganz normalen Vorgang". So ganz normal hört sich das für mich jedenfalls nicht an. Ein Gutachten zu beauftragen an dem Bekannte des Beschuldigten maßgeblich beteiligt sind. Bin gespannt was noch alles ans Licht kommt. Unvorstellbar!
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  • Laeufer61
    Na endlich...

    ...wurde diese endlose, überbordende "Vetterleswirtschaft" in die Schranken verwiesen.
    Es kommen ja fast schon Gedanken auf, das mafiöse Zustände nicht mehr auszuschließen sind.
    Gut, das sich das Gericht nicht am Nasenring herumführen läßt!

    MfG
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  • jutta.noether@web.de
    Dieser Mensch ist einfach nur erbärmlich und das ganze Gestrample wird immer widerwärtiger.
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  • Gut so! Diese Festnahme war schon längst überfällig! Was erlaubt der Angeklagte sich denn noch alles? Was vertuscht und verdeckt seine “ Bande“ (anders kann man es kaum noch ausdrücken), denn noch alles? Hier geht es um einen Menschen der auf tragische Art und Weise ums Leben kam!
    Was muss die Familie des Opfers denn noch alles ertragen? Reicht es nicht schon?
    Und alle aus diesem Ort die dem Angeklagten noch die Stange halten: schämt euch!!
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  • Arcus
    Der Angeklagte scheint ja immensen Einfluss auf sein Umfeld zu haben. In Erlabrunn scheinen ja Zustände, wie in einem von der Mafia dominierten, sizilianischen Dorf zu herrschen.
    Jetzt ist der Angeklagte erst mal in Untersuchungshaft.
    Mit einer Bewährungsstrafe dürfte der Angeklagte auch nicht mehr rechnen können.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Da dass Gericht kein Kasperle-Theater ist, der Angeklagte und sein in den Unfall involviertes Umfeld gehen anscheinend davon aus - haben die Staatsanwältin un die Richterin die einzig richtige Enstcheidung getroffen: den Angeklagten aus dem Verkehr gezogen.

    Denn so jemand gehört aus dem Verkehr gezogen: nicht nur wegen des Unfalls, auch wegen Verarschung der Menschheit.
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  • Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar. Bitte stellen sie keine Vermutungen dieser Art auf. Der Angeklagte ist noch nicht verurteilt. Passen Sie den Kommentar entsprechend an, dann wird er veröffentlicht.
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  • Erding
    Das schlägt doch dem Faß den Boden aus!
    Da wäre doch niemals daraufgekommen, sich solch eine ungeheure "Räuberpistole" auszudenken. Hat denn da keiner "Angst" gehabt, dass dies am Ende rauskommt! Wie drücke ich es noch deutlicher und schrecklicher aus? Die gehen glatt über Leichen. Damit drücke ich aber auch meine Betroffenheit gegenüber dem Unfallopfer und die Angehörigen aus.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Vielen Dank Frau Richterin!
    Absolut richtig gehandelt!!
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