Als die Firmengruppe Frankana Freiko 2014das neue Großlager im Industriegebiet GollIpp nahe der Autobahnausfahrt Gollhofen bezogen hatte, dachte Geschäftsführer Klaus Büttner, der Platz müsste reichen bis ans Ende aller Tage. Er hat sich gründlich getäuscht. Kaum dass vier Jahre vergangen sind, steht der nächste Hallenbau bevor. Um 10.000 Quadratmeter vergrößert Frankana Freiko seine Lagerfläche auf 30.000 Quadratmeter, die damit die Größe von fünf Fußballfeldern erreichen wird. Die Investitionssumme beträgt rund acht Millionen Euro, so Büttners Geschäftsführer-Kollege Karsten Neumann.
Dank einer boomenden Campingbranche und einer auf Nachhaltigkeit angelegten Geschäftspolitik ist das Unternehmen zum führenden Großhändler für Campingzubehör in Deutschland aufgestiegen. Über 200 Mitarbeiter schlagen pro Jahr mehr als 100 000 Artikel um und erwirtschaften damit einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer ungewöhnlichen Firmengeschichte.
Das Knaus-Wohnwagenwerk wurde geschlossen
Als das Wohnwagenwerk Knaus Anfang der 1980er Jahre seine Stammwerke in Ochsenfurt und Marktbreit schloss und sich ganz auf die Produktion in Jandelsbrunn im Bayerischen Wald konzentrierte, war die Erschütterung groß. Die Beschäftigen verloren ihren Arbeitsplatz. Eine Handvoll leitender Mitarbeiter, unter ihnen die heutigen Eigentümer Wilfried Neumann, Hans Geisendörfer und Klaus Büttner, fassten damals den Entschluss, eine eigene Firma unter dem Namen Frankana zu gründen, um künftig mit dem technischen Service für Wohnwägen und dem Zubehörhandel ihr Geld zu verdienen.
Nach einem kurzen Intermezzo in Eibelstadt ließ sich Frankana im ehemaligen Knaus-Werk in Marktbreit nieder. Den Campingmarkt für Endkunden gibt es dort noch immer. Und Frankana hat dort auch weiterhin ihren Sitz. Das Hauptgeschäft mit dem Großhandel hat sich hingegen längst ins Logistikzentrum bei Gollhofen und eine kleinere Niederlassung in Thüringen verlagert.
In Marktbreit hatten die ehemaligen Knausianer auch begonnen, Imbisswägen zu bauen. Kurz nach der Wiedervereinigung lief das Geschäft mit den mobilen Grillstationen so gut, dass man sich entschied, eine eigene Firma zu gründen, erzählt Klaus Büttner. Die Firma Freiko, kurz für Freizeit-Kochgeräte, war geboren.
Kurzer Boom für Imbisswägen
Der Boom für Imbisswägen war bald vorüber, die Firma Freiko gibt es immer noch, auch wenn es Klaus Büttner schwerfällt, den Unterschied zu Frankana zu erklären. Die Besitzverhältnisse sind die gleichen, die Sortimente ergänzen sich. "Wenn wir die beiden Firmen verschmelzen würden, könnten wir Kosten und Mitarbeiter einsparen, aber Mitarbeiter einsparen wollen wir nicht", sagt Büttner. "Jede Firma hat ihre eigene Seele, und das sind die Mitarbeiter." Eine innere Einstellung, für die er unter Betriebswirten manchmal milde belächelt werde.
Um die innere Einstellung geht es auch in der Chefetage der beiden Schwesterfirmen. Alle Geschäftsführer sind eingefleischte Camper. Die Leidenschaft geht so weit, dass die Führungskräfte hin und wieder in ihren Wohnmobilen auf dem Firmengelände übernachten, wenn es nach einer Kundenveranstaltung am Abend wieder einmal spät geworden ist. So wie bei der alljährlichen Hausmesse, zu der in diesem Jahr knapp 100 Hersteller und rund 800 Fachhändler nach Gollhofen gekommen sind.
Der größte Branchentreff im Land
Abseits der offiziellen Freizeitmessen sei dies wohl der größte Branchentreff im Land, sagt Klaus Büttner. Und dabei gilt eine ebenso eherne wie ungewöhnliche Regel: die Orderbücher bleiben zu. Es gehe ausschließlich darum, Hersteller und Fachhändler ins Gespräch zu bringen, um den Austausch von Erfahrung, Anregungen und Informationen. "Wir stärken unseren Händlern den Rücken und stehen ihnen bei", so Büttner. "Nur wenn die erfolgreich sind, können auch wir erfolgreich sein."
Diese Philosophie drückt sich im Schulungsprogramm aus, das Frankana schon seit Mitte der 1990er Jahr unterhält. Inzwischen ist der Schulungsraum, den Frankana vor Jahren gebaut hat, ebenfalls zu klein geworden. Ein neues Schulungszentrum mit vier Seminarräumen für rund 1,1 Millionen Euro soll im kommenden Frühjahr bezugsfertig sein.
Von Produktschulungen über Verkaufstrainings bis zur Unternehmerschulung reicht das Programm, das Frankana seinen Handelspartnern bietet. "Nur wenn unsere Händler fit sind und gut beraten, haben sie eine Chance, sich gegen das Internet durchzusetzen", sagt Klaus Büttner. Mehr als 1000 Teilnehmer zählen die Veranstaltung das Jahr über. Und: "Händler, mit denen man so arbeitet, bleiben uns ewig treu."
Strategie gegen die Online-Konkurrenz
Der Konkurrenz des Online-Handels, allen voran Amazon, setzt Frankana eine eigene Strategie entgegen, die ebenfalls auf die Stärkung des Fachhandels aufbaut. Über eine einheitliche Plattform sind sämtliche Frankana-Produkte auch im Internet erhältlich. Der Kunde bestellt, der Auftrag wird aber an einen Fachhändler weitergereicht, der seinerseits ausliefert und die Rechnung stellt.
Neben dem Handel mit Markenprodukten setzt das Unternehmen dabei zunehmend auf die Eigenmarke FrankanaFreiko. Die Palette umfasst inzwischen rund 300 Produkte und reicht vom Vorzelt bis zur Solardusche. Eine Neuheit, die im kommenden Jahr auf den Markt kommt, ist ein zusammenklappbarer Einbeinhocker, der ähnlich wie ein Melkschemel funktioniert und in fast jede größere Handtasche passt. "Der kleinste Campingstuhl auf dem Markt", so Klaus Büttner.
"Wir machen das nicht, damit unser Name draufsteht, sondern um mit hochwertigen Produkten unser Markenimage zu steigern", sagt Büttner weiter. Die Artikel lässt Frankana von Markenherstellern produzieren und verbindet damit einen weiteren Nutzen: "Wenn man eigene Produkte entwickelt, muss man sich noch viel mehr mit den Kundenwünschen und dem Markt beschäftigen."
Eine ähnlich weitreichende Idee steckt hinter dem Camping-Unterstützungs-Programm Europa, kurz CUPE, das Frankana und Freiko gestartet haben. Ein kleines Team ist auf Campingplätzen unterwegs, um Stellplatzbetreibern Unterstützung, etwa beim Marketing oder bei der Verbesserung der Platzverhältnisse, anzubieten. Dabei bietet sich häufig auch die Gelegenheit, Produktneuheiten auf ihre Alltagstauglichkeit zu testen oder Anregungen von Campern mitzunehmen, sagt Team-Mitglied Sylvana Rosenkranz. "Früher war Großhandel einkaufen, lagern, verkaufen", meint Klaus Büttner, "heute ist das Geschäft sehr viel breiter und kostenintensiver, aber es macht auch mehr Spaß."
Rund 20 000 Campingartikel auf Lager
Rund 20.000 verschiedene Artikel lagern inzwischen in den Hallen im Industriegebiet GollIpp, vom einfachen Zelthering bis zur vollautomatischen Satellitenanlage für mehrere tausend Euro. Von den rund 300 Herstellern, mit denen Frankana zusammenarbeitet, werden pro Jahr zwischen 3000 und 4000 neue Produkte vorgestellt, von denen rund 1000 Einzug in den Katalog finden. "Wenn Markenhersteller ihr Angebot breiter machen, bleibt uns keine andere Wahl, dann müssen wir mitziehen", sagt Klaus Büttner.
Auslöser ist der anhaltende Boom, den die Branche erlebt. Im vergangenen Jahr sei der deutsche Wohnmobilmarkt um 15 Prozent gewachsen, sagt Geschäftsführer Karsten Neumann, das Geschäft mit Wohnwägen immerhin um knapp zehn Prozent. Entsprechend steigt auch die Nachfrage nach Zubehör. Um die Logistik, die damit einhergeht, ohne längere Lieferzeiten bewältigen zu können, habe man sich für den Bau einer weiteren Halle entschieden.
Für Klaus Büttner bleibt der Spaß am Camping die wichtigste Triebfeder für den unternmehmerischen Erfolg. "Wenn ich in Urlaub fahre, will ich nicht wissen, wo ich am Abend übernachte", sagt er, "Camping ist Abenteuer."
Herr Naumann und seien Kollegen haben es sehr gut verstanden aus der Pleite von der Fa. Knaus, für den Standort Marktbreit eine Arbeitsplatzperspektive mit Erfolg zu schaffen.
Hut ab.