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Mit dem Schwalbennest gen Italien
Jubiläum: Das Schwalbennest, der erste Wohnwagen der Firma Knaus und in Marktbreit hergestellt, feiert ebenso, wie Knaus in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum.
Foto: Robert Haass | Jubiläum: Das Schwalbennest, der erste Wohnwagen der Firma Knaus und in Marktbreit hergestellt, feiert ebenso, wie Knaus in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum.
Von unserem Mitarbeiter Robert Haass
 |  aktualisiert: 04.04.2011 15:36 Uhr
Ochsenfurt/Marktbreit

1961: Der Krieg liegt 16 Jahre lang zurück. Es herrscht Aufschwung in Deutschland – Wirtschaftswunder. Die Menschen im Land fangen an, sich wieder etwas leisten zu können. Das erste Auto ist schon fast kein Luxus mehr: Es herrscht Lust auf Mehr und Meer. Die Welt will erkundet werden.

Die Tourismusbranche steckt aber noch in den Kinderschuhen – Pauschaltourismus für die Masse ist noch nicht erfunden. Doch es gibt Pioniere, die den Trend der Zeit erkennen und den Wunsch nach der Ferne erfüllen wollen. Der Frickenhäuser Architekt Helmut Knaus ist einer von ihnen. 1960 gründet er in Marktbreit die Knaus KG, mit dem Ziel Wohnwagen zu bauen. Wenig später zieht die Firma nach Ochsenfurt um.

„Es waren vor allem Abenteurer, die die ersten Schwalbennester kauften.“

Wilfried Neumann, Frankana-Geschäftsführer.

1961 kommt das „Schwalbennest“ auf den Markt. Klein, kompakt, der Form nach fast ein Ei, erobert der Wohnwagen schnell die Herzen der Abenteurer der damaligen Zeit. Denn er hat einen großen Vorteil – er ist klein und leicht. Und passt nahezu perfekt zum damaligen Star, dem VW Käfer. Selbst mit seinen 16 PS schafft der es mit dem Schwalbennest über die Alpen in den Süden nach Italien, nach Jugoslawien; selbst Spanien oder Griechenland werden friedlich erobert.

Es ist eng im Schwalbennest

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Komfort schaut heute anders aus

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Aber die Zeiten waren andere. Ein Kocher war ebenso an Bord, wie ein Waschbecken, die Sitzgruppe kann zum Bett umgewandelt werden. Mit 1,10 Metern eng zwar, aber für zwei, die sich lieb haben, allemal genug.

Am Wochenende war ein original Schwalbennest in Marktbreit auf dem ehemaligen Werksgelände von Knaus zu bewundern. Heute residiert dort die Firma Frankana, ein Großhandelsunternehmen für Camping- und Freizeitzubehör. Gegründet wurde Frankana 1982 von ehemaligen „Knausianern“. Die Firma hatte damals die Fertigung in Ochsenfurt geschlossen und ganz auf das Zweigwerk im Bayerischen Wald verlegt. Als Knaus-Händler feierte Frankana das 50. Firmenjubiläum von Knaus mit.

Wilfried Neumann, Geschäftsführer von Frankana ist einer von diesen ehemaligen „Knausianern“. Er hat auch am „Ur-Schalbennest“ mitgebaut. 2999 D-Mark hat der Miniwohnwagen gekostet, angesichts des Durchschnittsverdienstes Anfang der 60er ein stolzer Preis. Neumann erinnert sich noch genau: „Es waren vor allem Abenteurer, die die ersten Schwalbennester kauften.“ Menschen, die vom Zelt zum festen, aber immer noch beweglichen Feriendomizil umsattelten. Insgesamt, so schätzt Neumann, wurden „so zwischen 5000 und 6000 Schwalbennester“ gebaut.

Mit den Ansprüchen ist auch das Schwalbennest gewachsen, von einst stolzen 2,80 Metern auf gewaltige 3,50 Meter in der letzten Edition im Jahr 1979.

Vor einigen Jahren konnte Frankana eines dieser Ur-Schwalbennester erwerben. In mühevoller Kleinarbeit haben die Mitarbeiter den Wohnwagen saniert und aufpoliert. Ab und an, so erzählt Christian Oerter von Frankana kann man so ein Fahrzeug auch heute noch finden. Doch nicht unbedingt mehr auf der Straße: Die letzten ihrer Art fristen ihr Dasein als Gartenlaube.

Gleich neben dem alten steht auf dem Werksgelände von Frankana ein nagelneues Schwalbennest. Ein bisschen größer ist es; deutlich höher und weitaus komfortabler als das historische Vorbild, aber genau so schnuckelig. Es ist eine Sonderauflage anlässlich des Firmenjubiläums, zum Preis von 6000 Euro und limitiert auf 150 Stück, die aber längst ausverkauft sind.

 
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