zurück
Würzburg
Erdbeer-Krise jetzt auch in Unterfranken? Was heimische Produzenten über die Nachfrage und die Konkurrenz sagen
In anderen Regionen Deutschlands pflügen Anbauer schon ihre Felder um. Wie bei regionalen Anbietern der Erdbeer-Verkauf in diesem Jahr läuft.
Kein Appetit auf Erdbeeren in diesem Jahr? Das Angebot aus heimischer Produktion ist auch in Untefranken groß, doch die Nachfrage hat nachgelassen - aus mehreren Gründen.
Foto: Julian Stratenschulte, dpa  | Kein Appetit auf Erdbeeren in diesem Jahr? Das Angebot aus heimischer Produktion ist auch in Untefranken groß, doch die Nachfrage hat nachgelassen - aus mehreren Gründen.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:10 Uhr

Nicht nur die sinkende Nachfrage bei Spargel bereitet Anbietern in diesem Jahr Kopfzerbrechen. Nun sprechen manche auch von "Erdbeer-Krise" in Deutschland: Die Preise für Lebensmittel steigen - aber bei den roten Früchten gehen sie in den Keller. Dank des guten Wetters im Mai ließ nach Angaben der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn das Angebot wachsen, doch viele Kundinnen und Kunden kauften weniger als üblich. Die Folge: ein Preisverfall auf im Bundesschnitt weniger als fünf Euro für ein Kilo Beeren. Mangels Nachfrage schreddern Bauern mancherorts bereits ihre Pflanzen.

"Erdbeer-Krise" auch in Unterfranken? Am Verkaufsstand am Straßenrand bei Würzburg, an dem man direkt vom Erzeuger kaufen kann, kostet ein Schälchen Erdbeeren 3,90 Euro, für drei Schälchen aus heimischer Produktion gibt es Rabatt. Und vielerorts pflücken die Kunden selbst, zu reduzierten Preisen. "Tot, toi, toi, die Nachfrage ist gut," sagt Daniela Reinhart, die einen Hofladen in Rauhenebrach (Lkr. Hassberge) betreibt. Am Preiskampf mit billigeren auswärtigen Produkten habe man aber als hiesiger Anbieter schwer zu knabbern, trotz selbst aufgebauter Lieferketten, Selbstvermarktung und Direktbelieferung in heimische Gastronomie und Läden.

Beeren aus heimischer Produktion: "Es muss den Kunden ein paar Cent mehr wert sein"

"Aber es muss doch den Kunden ein paar Cent mehr wert sein", sagt Reinhart. Mit Erdbeeren aus heimischer Produktion unterstütze man den Erzeuger um die Ecke, der zu umweltschonenden Bedingungen produziere – und vor allem frisch: "Sie müssen das mal erleben, wie viel  Vorbereitung, Planung, Arbeit und Wissen vorher nötig sind, damit um 8 Uhr morgens bei Öffnung der Läden solche  leuchtenden und duftenden  Erdbeeren frisch im Regal stehen", sagt die Anbauerin. "Da muss man gut kalkulieren und über Nacht praktisch auf Bestellung pflücken."

Natürlich sei man zum Spagat gezwungen, weil einerseits die Spritpreise und die Lohnkosten steigen und andererseits die Preise durch die Konkurrenz mit auswärtigen Produkten "im Keller" sind. "Wir müssen kostendeckend arbeiten", sagt Reinhart. "Aber andererseits müssen wir immer fragen: Wo ist die Schmerzgrenze der Kunden?"

Unterfränkische Erzeuger sprechen von etwas weniger Absatz

"Die Leute schauen knallhart auf den Preis", berichtet auch Anbieter Andreas Knab aus Röthlein im Landkreis Schweinfurt. Die großen Märkte würden beim Ankauf um jeden Cent feilschen. Und die Kundinnen und Kunden laufen seiner Wahrnehmung nach aufmerksamer über die Märkte und schauen mehr als früher, wo sie die Ware am günstigsten kriegen. Deshalb sei der Absatz "etwas weniger als in früheren Jahren", sagt Knab. Als Erzeuger reagiere man, indem man etwas weniger anpflanze. Doch Krise? Davon spricht auch der Hofbetreiber aus Röthlein nicht. 

Laut Bayerischem Bauernverband ist "die Lage der Erdbeere in Bayern (noch) nicht so dramatisch wie in einigen Teilen Deutschlands". In Unterfranken gebe es nur einen großen Obstbaubetrieb, "auf dem fünf Hektar nicht abgeerntet werden, weil der Landwirt die Erdbeeren nicht verkauft kriegt", teilt der Verband mit. 

Weit pessimistischere Signale kommen von Erdbeerbauern aus Hessen, Baden-Württemberg oder dem Rheinland. Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, sagt:  "Wir hören von Landwirten, dass sie auf einigen ihrer Erdbeerfelder nicht mehr ernten. Das macht man aber nur, wenn die Erntekosten höher sind als der Verkaufserlös."

Bald weniger Anbauflächen für Obst und Gemüse in Deutschland?

Der Bauernpräsident befürchtet einen Rückgang der Anbauflächen bei Obst und Gemüse im kommenden Jahr besonders vor dem Hintergrund des auf 12 Euro steigenden Mindestlohns. "Wir sehen die Gefahr einer Verlagerung der Erzeugung in europäische Billiglohnländer", sagte Rukwied. In Deutschland liegt der Mindestlohn derzeit bei 9,82 Euro, in Spanien hingegen bei knapp sechs Euro und in Griechenland bei knapp vier Euro. In Italien gibt es gar keinen gesetzlich festgelegten Mindestlohn. Mit ein Grund, warum viele Erdbeeren aus dem Ausland günstig in den Supermärkten landen.

Fred Eickhorst, Geschäftsführer der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer in Deutschland, spricht von 30 Prozent weniger Absatz, deutlich unter dem Niveau von 2019. "Seit dem Ukrainekrieg kaufen die Deutschen anders ein", sagt Eickhorst. "Sie greifen verstärkt zu Grundnahrungsmitteln und Haltbarem in Dosen oder tiefgekühlt." 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Schweinfurt
Rauhenebrach
Röthlein
Manfred Schweidler
Bauernverbände
Erdbeeren
Kunden
Preiskämpfe
Spargel
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • rosalia
    Erdbeere Gesundheitsapostel Nr. 1 unter den Früchten !
    Wenn der Absatz nicht stimmt dann machen wir halt Marmelade und weitere
    Möglichkeiten .
    Aber jammern müssen wir nicht,machen wir halt die Gläser voll aber bitte nicht
    zuerst die eigenen Taschen !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • rosenkavalier
    Mein Gott, warum soll ich die Verreckerl aus Griechenland kaufen?
    Beim Erzeuger auf dem Parkplatz an der B19 sind die Erdbeeren super frisch (hingen nocham Morgen am Strauch) schmecken sehr aromatisch und kosten natürlich etwas mehr. Zahle ich gerne für bessere Qualität.
    Außerdem kennt man den Erzeuger.
    Und fürs Klima ist es Blödsinn die Erdbeeren durch halb Europa zu transportieren.
    Wir müssen wieder lernen, auf die Qualität zu achten und Respekt vor den Erzeugern zu haben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • n.blatterspiel@web.de
    Da schreien alle, der Mindestlohn muss in Deutschland rauf auf 12 €, und in Spanien liegt er bei 6 € und in Griechenland bei 4 €. Ja wie sollen die Bauern da hierzulande mithalten???
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Alfisti
    Bislang in der Landwirtschaft ja nur bei "opulenten" 9,82 Euro.

    Zu erzählen, warum alles so viel teuerer wurde weil der Mindestlohn in einem halben Jahr steigt zeugt wieder von der Bauern-Schläue.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • christian@kreatil.de
    Durch Geschmack. In Spanien geerntete Erdbeeren schmecken einfach nicht so gut, weil sie in der Regel unreif geerntet werden. Im Gegensatz zu anderen Früchten reifen Erdbeeren aber nicht nach (sie werden zwar noch rot, entwickeln aber keine Süße). Deswegen schmecken heimische Erdbeeren in der Regel besser. Siehe https://www.bzfe.de/lebensmittel/vom-acker-bis-zum-teller/erdbeeren/erdbeeren-verbraucherschutz/
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Müssen Sie für Mindestlohn arbeiten?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • e.max.s@t-online.de
    Erdbeer-Frust ...
    ... sprechen manche auch von "Erdbeer-Krise" ..
    und
    ...Doch Krise? Davon spricht auch der Hofbetreiber aus Röthlein nicht.

    Ja was denn nun?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Die letztes Wochenende beim einheimischen Erzeuger gekauften Erdbeeren war dick, rot, wässrig und fast frei von Aroma. Der grüne Spargel vom selben Erzeuger war dick, grün, wässrig und fast frei von Aroma.
    Der Preis war normal, aber der Qualität nicht entsprechend. So was frustriert
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • e.max.s@t-online.de
    Tipp,
    Erzeuger wechseln.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Und dafür einige km mit dem Auto fahren?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • gabcht20581207
    Wanderung mit Freunden, kleinem Picknick. Viel Freude und Genuss mit den einheimischen Produkten u d dem neuen Anbieter.🍓
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Margarete-wuestner@web.de
    So ganz verstehe ich das Jammern um den Erdbeer- und Spargelpreis nicht:
    In Wü z. B: ca-Preise
    1 Eiskaffee 6.50/7.50
    1 Cappucino 2.90
    1 Früchte Eisbecher 8.20
    1Stck Torte 3.00 usw usw
    Von 1 kg Spargel, heute 10.00, essen 4 Personen
    Von 5 Pfd. Erdbeeren, heute am Stand 12.00, essen mehrere Personen
    Wenn man durch Wü läuft ist die AussenGastro voll besetzt, da lässt man sich
    den Kaffee, die Kuchen/Eis, Aperol was kosten.
    Ich stamme aus einer Gemüse-Landwirtschaft, weiss noch wie anstrengend die Ernten in gebückter Haltung sind.
    Meine Empfehlung ist, erst mal ein paar Wochen auf so einem Hof arbeiten, dann.....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • klafie
    annamatz: weiß nicht wo sie wohnen, fahren sie doch mal nach uettingen, direkt an der b 8 gibt es ein riesen großes erdbeerfeld. dort sind zur zeit die leute in scharen und pflücken sich das rote erdbeerchen! sind heuer speziell groß, haben auch 2 beete im garten und schon ettliche eimer gepflückt, schmecken sehr lecker. was den spargel anbelangt, vielleicht ist er auch anfangs zu teuer gewesen, dass es die leute abgeschreckt hat zu kaufen,und wen man einmal verprellt, der kommt bestimmt kein 2. mal, genau auch wie in anderen geschäften.
    wir essen übrigens spargel überwiegend aus dem glas, hält länger, ist preiswerter und schmeckt auch lecker!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • giacomo
    @klafie: Spargel aus dem Glas ist nicht einmal ansatzweise mit frischem Spargel vergleichbar!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mnundich@web.de
    Danke für den Tip
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mnundich@web.de
    Wir essen gerne und viele Erdbeeren und kaufen auch regelmäßig.Aber ich erinnere mich vor Jahren konnte man an vielen Feldern auch selber flicken,doch das sieht man leider kaum noch.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • n.blatterspiel@web.de
    In Karlburg kostet das Kilo selbstgepflückt bei 5 Kilo Abnahme, das Kilo 2,50€. Billiger und frischer geht's kaum noch.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • 1958kosb
    Vor ca. 3-4 Wochen kosteten BIO Erdbeeren bei der Rewe schlappe 14,98 € das Kilo. traurig
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • lisbeth128
    Vergangenes Jahr kosteten die Erdbeeren eines regionalen Erzeugers im Edeka 1,99 - am "Stand" des Erzeugers mehr als 3 Euro. Vermutlich verständlich, weil Kosten für Stand und Verkauf wegfallen, aber gerade für Familien oder Marmeladenliebhaber schwer zu vermitteln.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • al-holler@t-online.de
    dann geh' doch zum Edeka!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten