Weil viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto bringen und dabei möglichst nahe am Schultor halten wollen, herrscht vor manchen Schulgebäuden in der Region nun wieder Stress pur.
Genervte Eltern hupen andere an, überfahren Verkehrsinseln oder wenden direkt im fließenden Verkehr. Ziel ist es, das eigene Kind sicher in die Schule zu bringen. Aber viele übersehen vor lauter Eifer, dass sie mit ihren Aktionen andere gefährden. Denn zwischen 7.30 und 8.15 Uhr tummeln sich vielerorts Fußgänger, Radfahrer, Schulbusse und Autos – und gerade für Kinder, die sich noch nicht so sicher im Straßenverkehr bewegen, wird es schwer, den Überblick zu behalten. Nicht zuletzt wegen dieser Gefahr lehnen besorgte Eltern es ab, ihre Kinder alleine den Schulweg meistern zu lassen. Die Folge: Immer mehr Autoverkehr macht die Lage vor den Schulen immer prekärer.
Ein Modellprojekt gibt es in Hannover.
Manche Kommunen reagieren bereits und sperren die betroffenen Straßen. In einem Modellprojekt der Albert-Schweitzer-Schule in Hannover etwa dürfen nur Lehrer mit einer Sondererlaubnis in die Schulstraße fahren – die Kinder müssen ein paar Hundert Meter vorher aussteigen. Die Gemeinde Höchberg im Landkreis Würzburg hat ebenfalls die Gefahren erkannt und eine sogenannte Kiss & Ride-Strategie an der Ernst-Keil-Schule im Altort eingeführt. Das Konzept ist einfach: Laut Bürgermeister Peter Stichler wurden Haltestellen für „Elterntaxis“ ausgeschildert, an denen die Kinder gefahrlos aussteigen und die letzten Meter dann alleine zu Fuß marschieren können. Ein Küsschen von Mama oder Papa – und dann ab in die Schule. Das Konzept stärke das Selbstvertrauen vor allem der Jüngsten und verhindere zugleich die Gefahr durch zu viele Autos auf engstem Raum vor dem Schulgebäude.
Doch nicht überall lassen sich Kiss & Ride-Parkplätze verwirklichen. In Würzburg etwa, so hieß es auf Anfrage dieser Redaktion bei der Stadt, sei das verkehrstechnisch vor vielen Schulen nicht möglich. „Das Tiefbauamt sucht immer wieder individuelle Lösungen mit betroffenen Schulen“, so Pressesprecher Christian Weiß. So würden Wege neu geordnet oder Seitenränder markiert.
An manchen Schulen mischt sich der Elternbeirat ein.
Ansonsten setzt die Stadt auf die Vernunft der Eltern und auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), sprich Busse oder Straßenbahnen. Dieser Weg zur Schule, so heißt es aus dem Schulreferat, entlaste alle gleichermaßen – und die Bewegung an der frischen Luft sei für die Schüler überdies gut. „Zudem fördert es die Selbstständigkeit der Kinder“, so Pressesprecher Weiß. An manchen Schulen wird auch der Elternbeirat aktiv. So etwa an der Goetheschule in Würzburg. Dort sollen Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bringen, konkret angesprochen werden.
Auch in Schweinfurt gibt es zu den Stoßzeiten Probleme auf bestimmten Straßen. Wie Pressesprecherin Janina Pfeuffer auf Anfrage bestätigt, war im Bereich der Grundschulen die Kerschensteiner Volksschule ein Schwerpunkt „bringender und holender Eltern“. Zum Schuljahr 2016/17 wurde daher eine Hol- und Bringzone in der Gustav-Adolf-Straße eingerichtet. „Seitdem wurden an das Amt für Sport und Schulen keine verkehrsbedingten Beschwerden der Eltern oder der Schulleitung gemeldet.“ Für Abhilfe hat auch der Schulwegplan gesorgt, der Eltern einen sicheren Schulweg für die Kinder zeigt, und den es inzwischen für vier Grundschulen gibt (Auenschule, Kerschensteiner Schule, Friedrich-Rückert-Schule, Dr.-Pfeiffer-Schule). Ähnliche Pläne sind für weitere Grundschulen vorgesehen.
Manche Eltern blockieren die Anfahrtszonen der Schulbusse.
Die Eltern werden zudem explizit aufgefordert, darauf zu verzichten, ihr Kind mit dem Auto zur Schule zu bringen. Denn auch bei den Realschulen und Gymnasien gibt es zu den Stoßzeiten Probleme durch parkende Eltern, etwa in der Ignaz-Schön-Straße (Rathenau-Schulen/Olympia-Morata-Gymnasium) sowie im Bereich der Geschwister-Scholl-Straße (Alexander-von-Humboldt-Gymnasium). „Bringende Eltern blockieren mit ihren Autos immer wieder die Anfahrtszone der Schülerbusse. Es kommt vor, dass dadurch Schüler, die die Schulbusse nutzen, zu spät zum Unterricht erscheinen.“
Wer seine Kinder deshalb alleine auf den Schulweg schickt, sollte einige Dinge beachten: Helle Kleidung wird leichter wahrgenommen, auch eine Warnweste oder Reflektoren am Ranzen können die Sicherheit des Kindes verbessern. Und: Laut Polizeipräsidium Unterfranken ist der kürzeste Weg nicht immer der sicherste. Wichtig sei es, genügend Zeit einzuplanen, denn „in Stresssituationen vergessen Kinder oft Gelerntes und werden unsicher“. Mit dem Rad zur Schule sollten Kids erst nach bestandener Prüfung in der 4. Klasse.
Ein tödlicher Unfall auf dem Schulweg in Bayern in diesem Jahr.
Wie bedeutend das Thema Sicherheit auf dem Schulweg ist, zeigen bayernweite Zahlen. 461 Kinder sind seit Anfang des Jahres im Freistaat auf dem Weg zur Schule verunglückt, ein Kind davon tödlich. Immerhin: Laut Innenministerium sind die Unfallzahlen um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Vor allem auch die Schulweghelfer leisteten hier einen großen Beitrag zur Sicherheit und könnten viele Unfälle verhindern.
In Nordrhein Westfalen gibt es Städte, da wird das Problem mit "Elternbussen" gelöst. Aus einem Stadtteil geht ein Elternteil mit seinem Kind zu Fuß zur Schule und sammelt wie Schulkinder, die auf dem Weg liegen ein, um dann gemeinsam zur Schule zu gehen. Das spart Autokilometer, führt zu mehr Bewegung in der frischen Luft ist stressfreier und die Kinder haben eine gemeinsame Aktivität vor der Schule
Frank Julke, Arnstein
Ich fände es auch besser, wenn ich nicht so oft meinen Arbeitsplatz verlassen müsste um die Kinder von der Schule abzuholen weil aus welchen Gründen auch immer die Schule ehr aufhört aber kein Bus zu sehen ist.
Bitte verbessert die Busanbindung gerade im Landkreis Richtung Ochsenfurter Gau und allen Gemeinden die an die dortigen Schulen angeschlossen sind.
Ich kenne viele Eltern die durchaus dankbar wären, wenn sie nicht regelmäßig Taxi spielen müssten. Oder bezahlt den Eltern den Aufwand - die Fahrkarte für den Bus ist ja auch umsonst.