Im sogenannten Eisenheim-Prozess hat das Landgericht Würzburg sieben weitere Verhandlungstage anberaumt. Das erklärte ein Gerichtssprecher auf Anfrage der Redaktion. Ein Urteil könnte demnach Ende Oktober fallen – zwei Jahre nach dem Urteil der ersten Instanz, das bundesweit für Aufregung gesorgt hatte.
Auf der Anklagebank sitzen vier junge Männer, die für den Tod der 20-jährigen Theresa Stahl verantwortlich sein sollen. Die junge Frau war im April 2017 zu Fuß auf dem Heimweg. Auf einer Verbindungsstraße bei Untereisenheim (Lkr. Würzburg) wurde sie von einem VW Golf erfasst und erlag später ihren Verletzungen. Am Steuer saß der damals 18-jährige Niclas H. mit rund drei Promille Alkohol im Blut. Im Oktober 2019 verurteilte das Amtsgericht Würzburg den Todesfahrer zu einer Geldstrafe von 5000 Euro; auch seine drei Mitfahrer bekamen wegen unterlassener Hilfeleistung eine Geldstrafe. Die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein.
Zwischenzeitlich war von Mord die Rede
Während im September 2020 in zweiter Instanz vor dem Landgericht verhandelt wurde, kam es zu einer überraschenden Wendung: Kurz nach Prozessbeginn wandte sich eine Zeugin an die Polizei, deren Aussage darauf hinwies, dass Niclas H., angestiftet von seinem Beifahrer Marius H., die Fußgängerin absichtlich überfahren haben soll. Plötzlich stand Mord im Raum. Gegen Niclas H. und Marius H. wurden Haftbefehle erlassen, inzwischen sind beide wieder auf freiem Fuß.
Da sich der Mordverdacht nicht erhärten ließ, entschied das Landgericht im März, den Fall nicht als Mordprozess fortzuführen. Stattdessen soll nun ab 21. September der ausgesetzte Berufungsprozess fortgesetzt werden.