
Eines ist Franz Peter Fischer in seinen 35 Jahren als Erster Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters Würzburg nicht gelungen. Glücklicherweise! In seinem Profil auf der Homepage des Mainfranken Theaters schreibt er unter der Rubrik "Spuren": "Möchte in der Öffentlichkeit keine Spuren hinterlassen, privat schon."
Franz Peter Fischer hat in der Öffentlichkeit definitiv Spuren hinterlassen, und zwar Spuren, denen viele, viele Menschen gerne gefolgt sind. In diverse Konzertsäle, ins Theater und zuletzt in die Blaue Halle. Das zeigte die Welle von Jubel und Zuneigung, die ihm entgegenrollte, als er am Freitag nach dem zweiten Sinfoniekonzert der Spielzeit des Mainfranken Theaters im großen Saal der Musikhochschule verabschiedet wurde.
Seit über einem Jahr schon kann der 65-Jährige wegen Fingerproblemen nicht mehr spielen, deshalb stand er im Anzug und nicht im Frack auf der Bühne, als Generalmusikdirektor Enrico Calesso und Zweiter Konzertmeister Alexander Zeiher sein Wirken mit so viel Hochachtung und Herzenswärme würdigten, dass er in freundlicher Abwehr all des Lobes unwillkürlich die Arme verschränkte.
Respektvoller Ratgeber mit riesiger musikalischer Neugier
Franz Peter Fischer sei mit seiner riesigen musikalischen Neugier immer ein respektvoller Ansprechpartner und Ratgeber gewesen, der auch über die eigene Überzeugung hinaus für die Umsetzung der Vorstellungen der Dirigenten gesorgt habe, sagte Calesso. "Ich bin unglaublich froh über den Austausch mit dir. Du hast sehr viel bewegt in dieser Stadt."
Alexander Zeiher sagte, er habe unendlich viel von Fischer gelernt, der auch in den Momenten immer die Ruhe bewahrt habe, in denen "statt Oper Seifenoper aufgeführt wurde". Unzählig sei die Menge der harmonisch gemeinsam gespielten Noten "und der Glücksmomente, die dein Spiel in den Menschen ausgelöst hat".

Franz Peter Fischer dankte mit einer humorvollen Richtigstellung, die seinen Ruf als uneitler Mann klarer Worte bestätigte: "Ich bin total überwältigt. Liebes Orchester, danke für die Geduld, die ihr mit mir hattet. Ich war nicht immer guter Laune." Und auch die Geduld des Generalmusikdirektors würdigte er: "Enrico, wenn ich mal Mist gebaut hatte, wusste ich, ich kann am nächsten Tag wiederkommen, und es ist in Ordnung."
Dass Würzburgs Philharmoniker längst ein Orchester von verlässlich hoher Qualität sind, hatte das Konzert zuvor gezeigt. Mit den beiden frühen Tondichtungen "Don Juan" und "Tod und Verklärung" von Richard Strauss und mit Beethovens vierter Sinfonie.
Strauss hat seinen "Don Juan" selbst als "scheußlich schwer" bezeichnet, unter Enrico Calesso erklang das Werk mit seinen kniffligen Motiven, die zudem noch kniffliger ineinander verschachtelt sind, mit entfesseltem Schwung, mitunter ein wenig wuchtig, aber immer blitzsauber und rund. Aus einem makellosen Bläserapparat ragten hier die Hörner in Bestform hervor.
Strahlende Helligkeit, die in diesen Wintertagen der reinste Balsam für die Seele ist
Die Verklärung in "Tod und Verklärung" ist keine religiöse, sondern eine gleichsam physikalische - die Seele vollendet laut Komponist "im ewigen Weltraum", was ihr im Diesseits nicht möglich war. Strauss zeigt das, indem er ein siebentöniges, zuvor zerlegtes Motiv erst ganz zum Schluss zusammenführt. Sehr eindrucksvoll.
Beethovens Vierte hingegen kam als Fest der Eleganz und der Vitalität. Knackig präzise Streicher, wunderbare Bläsersoli und eine strahlende Helligkeit, die in diesen Wintertagen der reinste Balsam für die Seele ist. "Unterstützen Sie das Theater weiter, bleiben Sie dem Orchester treu", hatte Franz Peter Fischer das Publikum aufgefordert. Bei derartigen Leistungen sollte das nicht schwerfallen.