
Sie ist bekannt wie ein bunter Hund. Schließlich gab es bis vor einigen Jahren kein Fest in Ochsenfurt und Umgebung, bei dem Hildegard Münch sich nicht um die Reinigung der Toiletten kümmerte. Hildegard Münch ist ein Tausendsassa und aus Ochsenfurt nicht wegzudenken.
Die inzwischen 83-jährige Frau ist ein gläubiger Mensch
Jetzt zehrt sie noch von ihrem beeindruckenden Erlebnis im Oktober vergangenen Jahres, ihrer Pilgerreise nach Rom. Die inzwischen 83-jährige Frau ist ein gläubiger Mensch und hat bereits mit den Maltesern eine Fahrt nach Lourdes und 2019 schon einmal nach Rom gemacht. Damals konnte sie noch laufen, doch heute sitzt Hildegard Münch im Rollstuhl. Bei einem Sturz zog sie sich Brüche an Lenden- und Brustwirbeln zu. Bei der notwendigen Operation blieben Mobilitätsstörungen zurück, so dass sie nicht mehr frei laufen kann.
"Manchmal verfluche ich diese blöde Karre, in der ich jetzt sitze", sagt sie. Als positiv eingestellter Mensch versucht sie trotzdem, aktiv am Leben teilzunehmen. Dazu gehören die Besuche der Prunksitzung des OCC und auch ihr eigener Wagen beim Faschingszug. Und sie wollte auch nochmal nach Rom und hat sich gleich bei den Maltesern zur Pilgerfahrt angemeldet, die im Oktober 2022 stattfand.
Fast hätte sie die Reise aber abgesagt. "Ich musste Heizöl kaufen und das hat mich 2500 Euro gekostet", erklärt sie. "Ich habe doch nicht viel Rente, aber meine Tochter Christine hat darauf bestanden, dass ich fahren soll, und ich habe es nicht bereut", sagt sie. Sie hat auch jetzt noch Tränen in den Augen, wenn sie sich an ihren schönsten Moment erinnert.

Eine Woche lang waren 35 Personen aus ganz Unterfranken als Pilgergruppe in Rom unterwegs
Eine Woche lang waren 35 Personen aus ganz Unterfranken als Pilgergruppe in Rom unterwegs. Um die 19 Personen mit Handicap kümmerten sich 16 ehrenamtliche Malteser. Für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer war es eine beschwerliche Reise, aber auch ein unvergessliches Erlebnis.
Nach einer Zwischenübernachtung kam der Reisebus in der Pilgerunterkunft "Fraterna Domus" in Sacrofano an. Da es eine Pilgerreise war, wurde jeden Tag zusammen mit anderen Pilgerinnen und Pilgern ein Gottesdienst in einer der großen römischen Basiliken gefeiert "Es waren schöne Gottesdienste, da immer einige von uns ministrieren oder die Banner tragen durften," erinnert sich Hildegard Münch.
Beeindruckend war die tägliche Fahrt in die Stadt Rom selbst
"Die Stimmung in unserem Bus war einfach toll, wir haben zusammen gesungen, Kirchenlieder zur Einstimmung auf die Gottesdienste, aber auch Schlager und Volkslieder", erzählt sie. Beeindruckend war die tägliche Fahrt in die Stadt Rom selbst. 15 Busse aus ganz Deutschland wurden von einer Eskorte der römischen Motorad-Polizei in die Stadt hineingeleitet.
"Es war unglaublich", erzählt Hildegard Münch. "Ich bin mir vorgekommen wie eine prominente Persönlichkeit, eine Königin oder Politikerin." Diese Begeisterung zeigte sie offen, als sie in ihrem Rollstuhl neben dem Bus stand. In Zeichensprache signalisierte sie einer jungen Motorradpolizistin ihr Freue mit Daumen hoch und Verneigung als Dank. Diese wiederum regierte, nahm ihre Trillerpfeife ab und überreichte sie an Hildegard Münch, die somit ab sofort in ihrer Reisegruppe das Sagen hatte.
Alle Pilgerinnen und Pilger fieberten dem großen Moment entgegen
Alle Pilgerinnen und Pilger fieberten dem großen Moment entgegen: Der Generalaudienz von Papst Franziskus. Aufgestanden wurde am Mittwoch um vier Uhr morgens, denn es ging zum Petersplatz, wo die Reisegruppe um 7.30 Uhr ankam. Um 9.00 Uhr, als die Audienz begann, hatten alle ihre Plätze eingenommen und die Gruppe mit Hildegard Münch war ganz nah mit dabei. Sie saß mit anderen Rollstuhlfahrern ganz oben neben dem Baldachin des Papstes.

"Ich kann es heute noch nicht glauben, dass ich ihn so nahe gesehen habe. Und als dann die Audienz vorbei war, befand ich mich in Augenhöhe mit ihm. Er wurde mit dem Rollstuhl durch die Reihen gefahren, und er hat mir die Hand gegeben", erzählt sie bewegt. "Ich konnte es nicht glauben und hatte Tränen in den Augen und dachte nur: Der Papst gibt mir, der Klofrau, die Hand. Ich war fassungslos und werde noch lange an diesen besonderen Moment zurückdenken."
Doch die beeindruckende Erlebnisreise ging weiter. "Wir haben den Vatikan besichtigt und auf dem Dach des Petersdoms ein Picknick gemacht. Auch der Ausflug auf den Aventin mit seinem fantastischen Ausblick war ein Erlebnis", berichtet sie. Für die Pilgerinnen und Pilger wurde sogar ein roter Teppich ausgerollt, damit die Rollstühle über den Schotterweg geschoben werden konnten. Auch den Ausflug ans Meer in die Hafenstadt Ostia haben alle genossen. Manche saßen oben und genossen ihr Picknick, andere wurden von den Betreuerinnen und Betreuern der Malteser sogar bis ans Wasser gebracht, damit sie ihre Füße im Meer baden konnten.
Es war für alle eine anstrengende, aber schöne Zeit
Es war für alle eine anstrengende, aber schöne Zeit. Hildegard Münch ist immer noch überwältigt von den Erlebnissen, aber auch demütig, da sie gesehen hat, dass andere Menschen noch schwerere Schicksale als sie zu tragen haben. Aber lebensfroh, wie sie ist, hat sie immer mal wieder ihre Trillerpfeife der Polizia genutzt, um sich Gehör zu verschaffen: "Ihr Betreuerinnen und Betreuer der Malteser leistet großartiges, um uns so ein schönes Erlebnis zu ermöglichen. Daher sage ich vielen Dank und vergelt’s gott!"