Hildegard Münch ist in Ochsenfurt und der Region bekannt wie ein bunter Hund. Sie war jedes Jahr beim Faschingszug mit einem eigenen Faschingswagen dabei, und sie ist in ihrer Heimatstadt "das Mädchen für alles". Vor allem war sie bei den Festen in Ochsenfurt und Umgebung viele Jahre lang eine der wichtigsten Personen, denn sie sorgte für Ordnung und Sauberkeit auf den Toiletten. Der Tausendsassa ist aus Ochsenfurt nicht wegzudenken und inzwischen so etwas wie eine Institution.
Hildegard Münch (geb. Ries) ist ein "Hätzfelder Giemaul", wie sie sagt. Dort wurde sie am 24.12.1940 geboren. Sie wuchs zusammen mit drei Geschwistern auf. Der Vater, der Lehrer an der Gehörlosenschule war, legte Wert darauf, dass die Kinder eine Ausbildung erhielten, und so besuchte Hildegard die Kinderpflegerinnenschule. Sie war in vielen gut situierten Familien beschäftigt.
Im Gasthaus Rose lernte sie Josef Münch kennen, und die beiden heirateten 1964. Hildegard kümmerte sich um die Familie mit den vier Kindern. Doch sie war schon immer eine Schafferin. Viele Jahre war sie als Pflege- und Tagesmutter aktiv und übernahm 1972 im ihrer Wohnung gegenüberliegenden Kindergarten Maria-Theresia, die Reinigungsarbeiten. 30 Jahre lang übte sie diese Tätigkeit aus.
Und auch beim Technischen Hilfswerk (THW), wo ihr Mann aktiv war, half sie mit. Immer, wenn sie gebraucht wurde, war sie zur Stelle, wie bei Schul- oder Kindergartenfesten, bei denen sie und ihr Mann den Grilldienst übernahmen.
Ein Heft mit Autogrammen
Doch ihre Berufung fand sie, als Hans Günter (früherer Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins) sie fragte, ob sie sich bei der Ochsenfurter Verkehrs- und Gewerbeschau (OVG) um die Toiletten kümmern könnte. Damit war ihr weiterer Weg vorgezeichnet: Hildegard Münch wurde Klofrau. Die Menschen waren auf sie und ihre Arbeit, die sie absolut perfekt machte, angewiesen. "Ich kenne inzwischen Gott und die Welt", meint sie lachend. Sie hat sogar ein Heft, in dem sie Autogramme von Persönlichkeiten sammelt.
Ihr Jahresablauf war genau durchgeplant. "Meine Arbeit als Klofrau begann mit den Prunksitzungen und dem Rosenmontagsball, dann kamen die unterschiedlichsten Feste, wie Bratwurst- und Ochsenfest, Brotrauschfest in Segnitz oder der Gesundheitstag in der Main-Klinik." Auch die Ochsenfurter Brauereien melden sich immer bei ihr, wenn Feste anstanden.
Im Sommer gab es am meisten zu tun
Im Sommer war Hildegard Münch über ein Vierteljahr lang fast jedes Wochenende ausgebucht. Sie machte ihre Arbeit gerne, doch sie sagt auch: "Es war manchmal schon anstrengend, denn an manchen Wochenenden habe ich früh um 8 Uhr angefangen und erst spät nach Mitternacht aufgehört." Das wichtigste für sie war, dass die Leute zufrieden waren.
Vor 15 Jahren starb ihr Mann Josef, den sie lange Zeit gepflegt hat. Seit dieser Zeit lässt sie es etwas langsamer angehen. Morgens genießt sie es, ein wenig länger liegen zu bleiben. Dann liest sie ausgiebig die Main-Post, bevor sie ihre Besorgungen erledigt. Sie kocht jeden Tag für sich und erledigt ihren kompletten Haushalt selbst. Schön findet sie, dass ihre Tochter Christine mit im Haus wohnt, so dass sie nicht ganz allein ist.
Seit einem Sturz im Rollstuhl
Im August 2017 änderte sich ihr Leben. Sie hatte zu Hause einen "blöden" Sturz, bei dem sie sich Lenden- und Brustwirbel brach. Seit dieser Zeit ist sie auf einen Rollstuhl angewiesen. Hildegard meint dazu: "Ich bin eigentlich mit meinem Leben zufrieden, wenn diese Scheißkarre nicht wäre und ich wieder meine Arbeit machen könnte."
Sie hat viele schöne Erinnerungen an ihre "schmutzige" Zeit als Klofrau. Viele Politiker und Prominente hat sie kennengelernt. Besonders beeindruckt haben sie Barbara Stamm, Claudia Roth, Paul Lehrieder und der ehemalige Landrat Eberhard Nuss, der immer ein paar Worte mit ihr wechselte. Gerne erinnert sie sich an ihren Einsatz am Giebelstadter Flughafen. Die Firma Knauf hatte eine Veranstaltung, und Alfons Schubeck kochte für die Gäste.
Beeindruckt von Landesbischof Bedford-Strohm
Beeindruckt hat sie auch der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, als sie beim unterfränkischen Kirchentag in Castell arbeitete. "Er ist ein Mensch wie du und ich", meint sie und erzählt weiter, dass er sich sogar neben sie kniete, damit jemand ein Foto machen konnte. Ihren Geburtstag will Hildegard Münch übrigens im Kreis der Familie am nächsten Tag feiern.