Ihr Werdegang ist bemerkenswert. Mit vier Jahren eingeschult, 1,0-Abitur mit 15, Studium mit 16, Doktortitel mit 25 – und schließlich mit 26 eine der jüngsten Professorinnen Deutschlands: Seit September forscht und lehrt die Ökonomin und Mathematikerin Alicia von Schenk an der Uni Würzburg.
Ende 2022 berichtete diese Redaktion über die ungewöhnliche junge Frau. Und löste damit einen Medienhype aus. Seit der Veröffentlichung vergeht praktisch keine Woche, in der die heute 27-Jährige nicht neue Anfragen nach Interviews oder Reportergesprächen bekommt. Wie viele es mittlerweile waren, kann von Schenk nicht mehr zählen.
Bayerischer Rundfunk, TZ, zuletzt auch "Süddeutsche Zeitung" und "Frankfurter Allgemeine Zeitung": Deutschlandweit sind es vor allem Zeitungen, die sich für die Juniorprofessorin interessieren. Aber auch für Vorträge bei Konferenzen, Firmen, Tagungen oder Podcasts und Forschungskooperationen will man sie nun haben. Und zwar so häufig, dass sie Anfragen schlicht aus Kapazitätsgründen ablehnen muss.
Dabei ist sie selbst nicht diejenige, die offensiv das Rampenlicht sucht. Im Gespräch erlebt man eine ruhige, eher zurückhaltende Wissenschaftlerin, die sich ganz ihrer Forschung und den Studierenden verschreibt. Woher also dieser Medienrummel? Ist es die Bilderbuchkarriere? Das vermeintliche Wunderkind?
Mit einer solchen Medienresonanz hat Alicia von Schenk nicht gerechnet
Von Schenk selbst hat keine Erklärung. Mit so viel Aufmerksamkeit, sagt sie, habe sie nicht gerechnet. Und will doch den Eindruck vermeiden, als sei ihr das Medienecho unangenehm: "Das viele positive Feedback freut mich natürlich." Und das kam nicht nur in Form von Vortrags- oder Interviewanfragen.
Auch von Studierenden habe sie "anerkennende und für mich wiederum motivierende Nachrichten" erhalten. Für die gebürtige Heidelbergerin ist das besonders wohltuend, schließlich findet sie als Dozentin schon altersmäßig einen besonderen Draht zu ihren Studierenden, die teils nur wenig jünger sind als die 27-Jährige selbst. Von Schenk erlebt dies als Vorteil: "Sie trauen mir zu, dass ich mich in sie reinversetze."
Sie ist auch stellvertretende Frauenbeauftragte der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät
Die Juniorprofessorin für Angewandte Mikroökonomie mit Schwerpunkt Mensch-Maschine-Interaktion, so der offizielle Titel, ist näher dran am wissenschaftlichen Nachwuchs. Gut möglich, dass sie mit ihrem eigenen Werdegang auch inspirierend wirkt – besonders auf andere junge Frauen. Und dies nicht nur, weil man sie gleich zur stellvertretenden Frauenbeauftragten der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät gemacht hat, wo sie sich auch sonst schon gut eingebunden fühlt.
Vor allem hat sie Freude an der Lehre, steht gerne im Hörsaal oder Seminarraum: "Komplexe Sachverhalte so erklären, dass sie die Leute wirklich verstehen – das motiviert mich", sagte sie zuletzt. Deshalb will sie sich von dem Medienhype um ihre Person auch nicht allzu sehr ablenken lassen. Völlig selbstverständlich für sie: "Forschung und Lehre haben absolute Priorität!"
Und um ihr Alter macht sie selbst weniger Aufhebens als zuletzt die Medien. Viel wichtiger und spannender findet sie die Themen, mit denen sie sich beschäftigt. Um menschliches Verhalten oder die Organisation in Teams geht es da zum Beispiel, immer aus wirtschaftlichem Blickwinkel. Und um zentrale Zukunftsfragen: Wie gehen wir mit Künstlicher Intelligenz und Algorithmen um? Wie beeinflussen sie unser Verhalten und Abläufe? Alicia von Schenk steht für Zukunft. Nicht nur wegen ihres Alters.