Ja, man könnte sie für eine Studentin halten. Wenn Alicia von Schenk durch den Lichthof der Neuen Uni am Sanderring zu ihrem Büro oder in den Hörsaal unterwegs ist, fällt sie äußerlich nicht aus dem Rahmen. Jeans, hohe Stiefel, Rollkragenpullover. Selbst das Sakko darüber wirkt vergleichsweise legèr. Dazu ein gewinnendes Lächeln – und doch ein zielstrebiger Gang, der vermittelt: Diese Frau weiß, was sie will. Freundlich, aber bestimmt.
Sie hat es damit in jungen Jahren weit gebracht. Vor wenigen Wochen erst ist sie 27 geworden – und damit aktuell eine der jüngsten Professorinnen in Deutschland. Zum 1. September folgte sie dem Ruf an die Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU) und ist seitdem Juniorprofessorin für Angewandte Mikroökonomie mit Schwerpunkt Mensch-Maschine-Interaktion.
Thematischer Schwerpunkt: Einsatz und Folgen von Künstlicher Intelligenz
Vor allem wirtschaftliche und ethische Aspekte Künstlicher Intelligenz, deren Einsatz und die Folgen für Organisation und menschliches Verhalten sind zentrale Themen in ihrer Forschung und Lehre. Vorlesungen, Seminare: Wo andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bisweilen die Nase rümpfen, leuchten von Schenks Augen: "Komplexe Sachverhalte so erklären, dass sie die Leute wirklich verstehen – das motiviert mich."
Die Freude daran ist der gebürtigen Heidelbergerin anzumerken. Und mit Offenheit und jugendlichem Elan scheint sie die Studierenden gut zu erreichen. Sie sollen mitdiskutieren, sich eine eigene Meinung bilden und vertreten. Das wünscht sich die Jungprofessorin von ihren Lehrveranstaltungen, und bisher klappe das gut.
Dass die Dozentin nur wenig älter ist als die Studierenden selbst: Für den lebendigen Austausch ist das eher von Vorteil. "Sie trauen mir zu, dass ich mich in sie reinversetze." Sie ist näher dran am wissenschaftlichen Nachwuchs. Und vielleicht, überlegt sie, kann sie selbst mit ihrem Werdegang auch ein Stück inspirieren – besonders andere junge Frauen.
Der Youngster zu sein – für Alicia von Schenk ist das nichts Ungewohntes. Aufgewachsen ist sie als Einzelkind, "schade", wie sie sagt. Schon mit vier Jahren schulen sie ihre Eltern, beide Kieferorthopäden, ein. Sie lernt gerne, ist begabt und fleißig, überspringt die vierte Klasse Richtung Gymnasium. Immer ist sie die Jüngste, aber über das Alter habe sie nie nachgedacht und tue das auch heute nicht. "Wichtig ist mir, was ich mache."
1,0-Abitur als 15-Jährige und Studium mit 16
Und das machte sie fortlaufend gut, immer Klassenbeste, Abitur mit 1,0 als Jahrgangsbeste mit 15 Jahren. Wobei ihr die Noten, sagt sie, nie das Wichtigste waren. "Mich haben die Sachen einfach interessiert." Früh interessierte sie sich auch für mathematisch-analytische Fragestellungen. Und trotzdem sei sie ein ganz normaler Teenager gewesen: Freundinnen, Klavier, Sport gehörten zum Alltag.
Mit 16 studiert sie Mathematik zunächst in Heidelberg, dann an der Goethe-Universität in Frankfurt/Main, und parallel noch Wirtschaftswissenschaften. Beide Disziplinen schließt sie mit einem Bachelor ab und setzt jeweils einen Master drauf. Mit 25 Jahren beendet sie im April 2021 ihre Promotion an der Goethe-Uni Frankfurt, summa cum laude – also mit Bestnote.
Das Thema weist den Weg in ihre aktuelle wissenschaftliche Arbeit: Schon in ihrer Doktorarbeit beschäftigt sich Alicia von Schenk mit der Organisations- und Verhaltensökonomik in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz. Als Post-Doktorandin verlässt sie die Uni und geht ans Max-Planck-Institut nach Berlin, in den Bereich "Mensch und Maschine".
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Ein spannendes, interdisziplinäres Umfeld mit voller Konzentration auf die Forschung. Eine eigene Welt, ein Mikrokosmos, wichtig für das fachliche Vorankommen. Aber auch für eine, die gern mit Menschen arbeitet? Die mit Begeisterung vor Studierenden steht? Da kam ihr nach erfolgreicher Bewerbung der Ruf nach Würzburg gerade recht.
Weitere Rufe renommierter Universitäten lehnte sie ab
Die Jungprofessorin gibt im Gespräch bereitwillig Auskunft, stellt sich unverkrampft den Fragen – eine "Plaudertasche" ist sie nicht, vor allem allzu viel Privates muss nicht an die Öffentlichkeit. Aber ja, die Nähe zu den Eltern in Heidelberg, die Verbindungen nach Frankfurt: Auch das hat Würzburg für sie interessant gemacht. Weitere Rufe renommierter Universitäten lehnte sie ab.
An der Uni Würzburg hat sie nun eine sogenannte Tenure-Track-Professur inne – eine Art Professur auf Bewährung. Publikationen, Lehre, Drittmittel an Land ziehen: Alicia von Schenk muss in den nächsten Jahren liefern und bestimmte Kriterien erfüllen, dann steht einer dauerhaften Professur und der Verbeamtung auf Lebenszeit nichts im Wege. Wer die junge Frau erlebt, kann kaum daran zweifeln.
Neben der Promotion auch noch ein Startup-Unternehmen gegründet
Dankbar sei sie für diese langfristige Perspektive, sagt die 27-Jährige, die an einer dynamischen Fakultät für Wirtschaftswissenschaften in Würzburg gute Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten sieht. Nebenbei ist sie auch noch Unternehmerin: Während ihrer Promotion hat sie sozusagen als Testballon ein Startup gegründet für die Informationsverarbeitung durch Künstliche Intelligenz.
Hat sie bei alldem überhaupt Zeit, in ihrer neuen Heimat anzukommen? Studentenflair und Weltkulturerbe: Von Schenk mag Würzburg als Stadt der Kontraste. In ihrer Freizeit ist sie auch mal mit ihrer Kamera unterwegs, hat ein Faible für Architektur und Landschaften. In Würzburg hat sie schon schöne Cafés entdeckt und eine Wohnung gekauft. Klingt nach einem Plan für länger. Mit 27 hat man ja noch genug Zeit dafür.
Was mir hier im Kommentarraum jedoch schon wieder negativ auffällt sind Kommentare wie der von mai...tl! Dies sollte unterlassen werden, denn was hat die Huldigung dieser jungen Profin mit dem zu tun, was dieser Kommentator hier schon wieder aufführt?
Es wäre schön wenn es jetzt auch noch Männer mit so einem Engagement gäbe.
Aber famker22501804, mal ehrlich, ist das nicht Quatsch was sie das raushaun?
hätten sie mit 27 Jahren sicherlich auch gekonnt mit diesem beindruckenden Lebenslauf - den haben sie aber nicht, daher schieben es sie auf "Einzelkind".