
Sonja Liebig leitet die Würzburger Fachstelle Suizidberatung. Zusammen mit ihrem Team berät die 53-Jährige Menschen, die Suizidgedanken mit sich tragen. Doch nicht nur Menschen mit Suizidgedanken sind in der Einrichtung willkommen: Wie kann ich mein Leben so ändern, dass ich zufriedener bin? Diese Frage treibt laut Liebig viele Menschen um. Und bei genau solchen Fragen stehen Sonja Liebig und ihr Team mit Rat und Tat zur Seite.
Für wen ist die Fachstelle Suizidberatung Würzburg?
"Bei uns ist jeder willkommen", sagt Sonja Liebig. "Wir nehmen uns erstmal jedes Problems an. Falls wir merken, die Person bekommt bei uns nicht die Betreuung, die sie braucht, können wir sie dank unseres Netzwerks umgehend an die richtige Stelle verweisen."
Bei welchen Problemen hilft die Suizidberatung Würzburg?
Nach Angaben von Liebig sind es oftmals die kleinen Dinge, die eine große Belastung darstellen, wenn sie zu lange ignoriert werden. Während Corona habe etwa eine Vereinsamung stattgefunden, bei der das langfristige Ausmaß noch gar nicht zu erkennen sei. Besonders jugendliche und alte Menschen seien am betroffen. Dies sei besorgniserregend an, da diese oft nicht in der Lage seien, sich selbst Hilfe zu suchen und auf die Aufmerksamkeit aus dem Umfeld angewiesen sind.
Wie erkenne ich Anzeichen bei Bekannten und Angehörigen?
"Oft sind es subtile Anzeichen, die nur schwer auffallen, aber eine einfache Frage, kann oftmals den Unterschied machen", sagt Diplomsozialpädagogin Liebig. Sie sieht eine gesellschaftliche Sensibilisierung und Aufklärung zu dem Thema als Schlüssel für die Zukunft.
Wie verhalte ich mich, wenn ich merke, dass jemand ein Problem hat?
Laut Sonja Liebig kann schon eine konkrete Frage, ob sich jemand etwas antun wolle, den Unterschied zwischen Leben und Tod machen. "Viele denken, sie würden mit solchen Fragen ihre Angehörigen erst zu Taten verleiten, das ist aber Quatsch", sagt die 53-Jährige. Die Fachstelle für Suizidberatung biete auch Beratung für jene, die Menschen in ihrem Umfeld beistehen wollen.
Tabuthema Suizid: Warum ist Aufklärung so wichtig?
Die Zahl der an Depressionen erkrankten Menschen habe in den vergangenen Jahren stark zugenommen, sagt Liebig. Isolation und der Mangel an sozialem Austausch, seien der Hauptgrund dafür: "Wer zu lange mit seinen Ängsten und Sorgen alleine ist, verliert sich schnell." Zwar habe grundsätzlich jeder Mensch den Wunsch zu leben, für einige wirkten jedoch die eigenen Probleme so groß, dass der Tod wie ein Ausweg erscheine. Bei jungen Menschen sei Zukunftsangst ein Thema, bei älteren Menschen spiele Existenzangst eine große Rolle. "Die meisten dieser Probleme kann man mit Verständnis und einem offenen Ohr lösen".
Wo kann man sich in Würzburg Hilfe holen?
Neben der Fachstelle für Suizidberatung gibt es die Beratungsstelle für seelische Gesundheit des Erthal Sozialnetzwerks oder die Telefonseelsorge. Für Menschen, die ein offenes Ohr und Gespräche in entspannter Atmosphäre suchen, ist der Gesprächsladen am Dominikanerplatz von montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr geöffnet. Die Suizidberatung am Kardinal-Döpfner-Platz 1 ist von Montag bis Freitag zwischen 14 und 18 Uhr unter der Nummer: (0931) 571717 erreichbar. Beratungstermine können auch außerhalb der Zeiten vereinbart werden.