Vor circa einem Jahr hat die Familie Bauer aus der Sanderau einen Spendenaufruf für einen Autismus-Begleithund gestartet. Seit Kurzem ist der lang herbeigesehnte schwarze Labrador, der auf den Namen Active hört, in seinem neuen Zuhause angekommen – und kümmert sich hier redlich um den beeinträchtigten jüngeren Sohn Simon.
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"Wir sind mit dem Hund sehr glücklich und möchten uns noch einmal bei allen herzlich bedanken, die uns im letzten Jahr so toll unterstützt haben", sagt Vater Stephan Bauer. Der Vierbeiner, der der Familie über den gemeinnützigen Verein Patronus-Assistenzhunde vermittelt wurde, war nicht ganz billig. Die Kosten für den Züchter und die tierärztlichen Untersuchungen, vor allem aber für die aufwendige Ausbildung, belaufen sich auf rund 26 000 Euro.
Labradore als geeignete Rasse bei Autismus
Nach ihrem Spendenaufruf im Oktober 2019 erfuhren die Bauers eine Welle der Solidarität: Allen voran aus dem Kreis der Würzburger Kickers, für die der ältere Sohn Lukas kickt, flossen höhere Beträge, so dass die Summe schnell erreicht war. Ein Vertreter von Patronus-Assistenzhunde meinte, dass Franken ein gutes Pflaster für solche Aufrufe sei. "Die Menschen mögen hier manchmal etwas abweisend sein. Wenn’s darauf ankommt, kann man sich aber auf sie verlassen", bemerkte Bauer.
Dass sich der siebenjährige Simon trotzdem noch ein wenig gedulden musste, lag daran, dass zunächst ein passender Hund gefunden und ausgebildet werden musste. Die von Haus aus gutmütigen Labradore sind bei der Entwicklungsstörung Autismus die geeignetste Rasse. "Active strahlt eine unglaubliche Ruhe aus", berichtet Stephan Bauer, während es sich der Vierbeiner am Boden gemütlich macht. "Wir haben den Eindruck, dass Simon dadurch nicht mehr so häufig ausflippt und sich schneller wieder beruhigt, wenn es doch passiert." Was sich durch Active sonst noch geändert hat? "Simon schläft eindeutig besser – und wir dadurch auch", erklärt Mutter Nathalie schmunzelnd. Ohne Hund mussten die Eltern manchmal lange am Bett sitzenbleiben, bis ihr Sohn im Land der Träume angekommen war.
Ein Hund bringt auch Pflichten
Diesen Part übernimmt nun Active. Er legt sich an Simons Füße und wartet entspannt ab, bis er eingeschlafen ist. "Außerdem können wir nun auch mal zum Essen gehen, ohne zwei aufgeladene Handys und ein Tablet für Simons Ablenkung einzupacken", sagt Vater Stephan. Aber natürlich bringt ein Hund auch Pflichten mit sich. Früh morgens und spät abends geht es vom dritten Stock aus nach draußen, damit der Labrador sein Geschäft verrichten kann.
Active ist auch erst gut eineinhalb Jahre alt und daher naturgemäß noch etwas verspielt. Er lernt jeden Tag dazu. "Wir üben viel mit ihm", berichtet Nathalie Bauer. Immer, wenn er sein speziell angefertigtes blaues Geschirr trage, "weiß er, dass er im Einsatz ist". Künftig soll der Labrador auch Hilfe holen können, wenn Simon wegläuft oder in Gefahr ist. Schon jetzt schmiegt er sich an den Jungen an, wenn beispielsweise an der Haltestelle die Straßenbahn einfährt und passt auf ihn auf.