Simon ist an diesem Nachmittag sehr bewegungsfreudig. Es gibt eigentlich keinen Augenblick, in dem er wirklich stillhält. Mal läuft Simon wild umher, dann springt er auf der Couch – oder er schaut zappelnd aus dem Fenster, während er die Vorhänge bearbeitet. Sein Papa Stephan wirkt ganz entspannt. Denn er weiß: Zu Hause kann nichts passieren. Das Fenster ist zur Sicherheit abgeschlossen – und alles andere ist ersetzbar. Doch es geht nichts zu Bruch. Der Sechsjährige holt sich lediglich seine Dosis Bewegung.
"Simon ist erst vor zehn Minuten mit dem Bus von der Schule gebracht worden. Da er der Letzte auf der Tour ist, dauert die Fahrt fast eine Stunde. Das macht aber nichts. Simon liebt Busfahren. Aber jetzt muss er sich eben etwas bewegen", weiß sein Vater. Simon ist ein besonderer Junge. Er hat frühkindlichen Autismus und wohl auch eine geistige Behinderung. "Die Übergänge sind da fließend."
Lange Zeit der Ungewissheit
Die Familie aus der Sanderau hat eine lange Zeit der Ungewissheit und Diagnosen hinter sich. "Am Anfang haben wir gehofft, dass Simon den Rückstand zu gleichaltrigen Kindern schon noch aufholen wird", sagt Stephan Bauer: "Doch irgendwann war uns bewusst, dass die Lücke in Wirklichkeit immer größer wird, auch, wenn er wie zuletzt riesige Fortschritte macht."
Simon geht seit September in die erste Klasse der Christophorus-Schule in der Zellerau - für Kinder, die einen besonderen Förderbedarf haben. Der Stundenplan sieht eigentlich genauso aus wie an den anderen Grundschulen. "Die Arbeitsweise ist natürlich völlig anders", weiß Bauer. Auch die Klassen sind viel kleiner, dazwischen gibt es Anwendungen wie Ergotherapie, an Simons Seite sitzt immer eine Schulbegleiterin. "Wenn er gut mitmacht, gibt es eine Belohnung. Momentan ist das Aufzugfahren. Das funktioniert hervorragend", berichtet der 37-Jährige.
Eigentlich fehlt nun nur noch ein Haustier – und das Familienglück wäre perfekt. Das Problem: Simon braucht nicht irgendein Haustier, sondern einen speziellen Assistenzhund. Dessen Anschaffung kostet exakt 26 409 Euro. Er muss aufgezogen, tierärztlich untersucht – und vor allem aufwendig ausgebildet werden. Wenn Simons Vater auf den Vierbeiner zu sprechen kommt, gerät er regelrecht ins Schwärmen.
Neulich waren die Bauers in der Nähe von Rostock zu Besuch – beim Verein Patronus-Assistenzhunde. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, solche Tiere an beeinträchtige Menschen zu vermitteln. Dort durfte Simon erstmals einen Labrador kennenlernen. "Es war wunderbar zu erleben, wie gut die beiden miteinander konnten", sagt Mutter Nathalie Bauer. Die Tiere sollen die autistisch veranlagten Kinder beschützen und beruhigen. "Wenn Simon dauerhaft zu vielen Reizen von außen ausgesetzt ist, kann er ziemlich ausflippen. Das ist nicht immer kontrollierbar", erklärt der Vater. Der Assistenzhund trägt dazu bei, dass es erst gar nicht so weit kommt. Er soll auch dabei helfen, dass sein Herrchen nicht ernsthaft in Bedrängnis gerät.
Der Hund soll ein treuer Begleiter sein
"Simon hat kein Gespür für Gefahren und rennt schon mal auf die Straße. Der Hund ist mit einer speziellen Leine mit ihm verbunden und bleibt dann stehen", erläutert Nathalie Bauer. Gleichzeitig habe das Kind immer das Gefühl, seinen Hund auszuführen. Der Hund solle ein treuer Begleiter sein, "ein guter Freund fürs Leben eben". "Da Simon noch nicht viel spricht, sehr leicht überfordert ist und dadurch auch aggressiv reagieren kann, ist es ihm leider nicht möglich, eine Freundschaft zu anderen Kindern aufzubauen", erklärt Stephan Bauer. Ein Vierbeiner wäre insoweit ein tierisches Pendant.
Allein ist Simon natürlich auch schon jetzt nicht: Er hat ja seine Familie, neben den Eltern besteht sie auch aus seinem großen Bruder Lukas. Lukas spielt Fußball bei den Kickers, doch insgesamt dreht sich Vieles um Simon. Denn Überraschungen können dem kleinen Bruder ziemlich zusetzen. Im täglichen Leben lassen sie sich oftmals nicht vermeiden. Auch hier soll der Begleithund beruhigend auf Simon einwirken – nach dem Motto: "Wir gehen gemeinsam durch dick und dünn."
Ich wünsch der Familie viel Glück bei der Spendensammlung!
- Ankauf, Aufzucht, Unterbringung/Betreuung während der Aufzucht/Ausbildungszeit
- Tierarztkosten für erste Untersuchungen, Impfungen etc.
- Ca. 350 Ausbildungsstunden (!!!) des Hundes
- Kennzeichnungsgeschirr
- Einschulung der zukünftigen Hundehalter
- etc.
Der Großteil wird sicherlich die Ausbildung sein...