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Winterhausen
Ein-Frau-Musical im Theater Sommerhaus:  Wie Brigitte Obermeier eine Premiere mit Pannen zum Erfolg macht
Das neue Stück "Gabi Mut - vom Leben geschlagert" verbindet Parodie und Tragödie. Warum es trotz etlicher Ausfälle während der Premiere das Zeug zum Hit hat.
'Ich singe nur für dich': Brigitte Obermeier hat als Schlagersternchen Gabi Mut alle Gesten der Branche drauf.
Foto: Martin Hanns | "Ich singe nur für dich": Brigitte Obermeier hat als Schlagersternchen Gabi Mut alle Gesten der Branche drauf.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:46 Uhr
  • Was ist das für ein Stück? "Gabi Mut - vom Leben geschlagert" ist ein Ein-Frau-Musical von Kathi Damerow, das die Klatsch- und Schlagerwelt sarkastisch auf die Schippe nimmt. Es kam 2016 auf der Schmidtchen-Bühne in Hamburg heraus, mit der Autorin in der Titelrolle.
  • Worum geht es? DDR-Schlagersternchen Gabi Mut verdankt der Stasi ihre Karriere. Mit der Wende implodiert ihr Leben, sie wird als Spitzel geoutet und geistert als Schnapsdrossel durch die Klatschmedien. Kann sie ihren Absturz aufhalten?
  • Lohnt der Besuch? In der Premiere im Theater Sommerhaus ging einiges schief - aber wenn vor allem die technischen Kinderkrankheiten behoben sind, lohnt es auf jeden Fall, Brigitte Obermeier mit all ihren Entertainerinnen-Qualitäten zu erleben.

Manchmal verschwimmen die Grenzen zwischen Bühne und Leben. Brigitte Obermeier spielt im Theater Sommerhaus in Winterhausen (Lkr. Würzburg) das Ex-DDR-Schlagersternchen Gabi Mut, dem nach der Wende seine Stasi-Vergangenheit um die Ohren fliegt. Und während im Stück die Klatschmedien die Bühnenfigur vor sich hertreiben, lassen während der Premiere immer wieder Licht und Ton  die Darstellerin im Stich.

Mal startet eine Playback-Szene nochmal von vorn. Mal will ein Scheinwerfer nicht ausgerichtet bleiben. Mal klatscht das Publikum so laut mit, dass Brigitte Obermeier die Musik nicht mehr hört. Und mal dauert ein Umzug so lange, dass der Saal denkt, das Stück sei schon zu Ende.

Kurz vor Probenbeginn fiel die Regisseurin aus

Dabei hatten die Schwierigkeiten schon vor Probenbeginn begonnen, als die Regisseurin wegen eines Unfalls ausfiel. Der Autor, Musiker und Schauspieler Martin Hanns konnte noch als Probenassistent einspringen, aber ansonsten war Brigitte Obermeier bei der Einstudierung vor allem der bitterbösen Schlagerparodien von Lukas Nimschek weitgehend auf sich allein gestellt. Ein Textbeispiel: "Das ist ein Lied, das es so schon tausendmal gibt / mit 'nem richtig beschissenen Beat / ein Lied, das bei drei Promille noch zieht, / das jeden Horst auf die Tanzfläche schiebt."

Die vom Verlag gelieferten Playbacks sind auf Kathi Damerows Stimmlage zugeschnitten und für Brigitte Obermeier eigentlich zu hoch. Sie zog sich dennoch sängerisch mehr als achtbar aus der Affäre. Der richtige Flow wollte sich an diesem Premierenabend aber nicht einstellen. Dennoch gab es reichlich Momente, in denen Brigitte Obermeiers Entertainerinnen-Qualitäten ebenso wie ihre schauspielerische Klasse zum Tragen kamen. Denn das Stück ist vielschichtig und richtig gut gemacht: grotesk komisch, trashig laut, anrührend tragisch und zum Schluss sogar überzeugend optimistisch.

Eine weitere Paraderolle für Brigitte Obermeier - sobald die Pannen abgestellt sind

Gabi ist keine große Leuchte, will aber ins Rampenlicht, um dem Grau des DDR-Alltags zu entfliehen. Erst der faustische Pakt der 16-Jährigen mit der Stasi macht die Auftritte im gnadenlos persiflierten DDR-Fernsehen möglich, doch ausgerechnet während sie im Glühbirnchen-Kostüm als "kleine Kosmonautin" den "Kessel Buntes" beglückt, fällt die Mauer.

Einmal nach oben und zurück: Eine weitere Paraderolle für Brigitte Obermeier - sobald die zeitdruck- und stressbedingten Pannen abgestellt sind. Was mit Sicherheit gelingen wird. Oder, um es mit einem Schlager zu sagen: "Alles wird gut, alles wird besser, wenn du an dich glaubst und richtig lebst."

Auf dem Spielplan bis 5. November. Die weiteren Premieren: "Der Anruf", 9. November (eine Callcenter-Mitarbeiterin bekommt es mit einem Stalker zu tun) ; "Olchige Weihnachten", 19. November (Kinderstück);  "Himmlische Zeiten", 30. November (Musical über vier höchst unterschiedliche Patientinnen einer Privatstation); Karten (09333) 90 49 867 oder sommerhaus.info@googlemail.com

 
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